STUTTGART. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist gegen eine Corona-Impfpflicht für Pflegepersonal. Man habe sich die ganze Zeit gegen eine Impfpflicht in dieser Pandemie ausgesprochen, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart zu einem entsprechenden Vorschlag des bayerischen Regierungschefs Markus Söder (CSU). »Das ändern wir jetzt nicht mittendrin.«
Gleichwohl sei er dafür, dass sich der Ethikrat mit dieser Frage befasse. »Das finde ich sehr wichtig.« Söder hatte gesagt, es sei auffällig, dass sich viele Pflegekräfte nicht impfen lassen wollten. Deshalb müsse man eine Debatte über eine Impfpflicht für diese Berufsgruppe führen.
Kretschmann sagte, man müsse »sehr stark werben, dass das Personal sich impfen lässt«. Ansonsten wachse das Misstrauen in der Bevölkerung, weil diese sich frage: »Aha, die sind näher dran, warum machen die das nicht?« Er sei auch nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen sei, dass sich die Regierungschefs im Land nicht vorrangig impfen ließen. »Ich bin da eigentlich schon sehr dafür, dass wir uns öffentlichkeitswirksam impfen lassen.« Wenn sich die führenden Politiker nicht sofort impfen ließen, entstehe daraus ebenfalls Misstrauen. Er versprach aber: »Sobald ich dran bin, werde ich mich impfen lassen.«
Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) erklärte, nach seinen Informationen wollten sich etwa 60 Prozent des Pflegepersonals in Pflegeheimen und Krankenhäusern im Südwesten impfen lassen. Er berichtete, auch die Gesundheitsminister von Bund und Ländern seien sich in einer Schalte am Montag einig gewesen, dass es keine Impfpflicht für das Pflegepersonal geben könne. Der Tenor sei gewesen: »Wir können jetzt nicht schon wieder für Verunsicherung sorgen.« Lucha versicherte für sich: »Ich würde mich auch als oberster Minister impfen lassen.« (dpa)