In Neuseelands Hauptstadt Wellington haben rund 42.000 Menschen gegen einen Gesetzesentwurf demonstriert, der Kritikern zufolge die Rechte der indigenen Maori verwässert. Die Demonstranten versammelten sich neuseeländischen Medien zufolge vor dem Parlament, wo der Entwurf in den vergangenen Tagen debattiert worden war. Dabei trugen viele traditionelle Kleidung und präsentierten die Maori-Flagge, wie auf Fotos zu sehen war.
Der Gesetzesentwurf geht auf die rechtsliberale Partei ACT zurück, die Teil der Regierungskoalition ist. Medienberichten zufolge legt der Entwurf das Gründungsdokument des Landes - den Vertrag von Waitangi - neu aus. Dieser war 1840 zwischen den Maori und der britischen Krone geschlossen worden. Dadurch wurde die britische Kolonie geboren, aber die Maori erhielten auch Eigentumsrechte am von ihnen genutzten Land.
Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Gesetzesentwurf in Kraft tritt. Er ist in der Öffentlichkeit aber umstritten und hatte in den vergangenen Tagen mehrere Protestaktionen ausgelöst.
Die Maori
Die ursprünglich aus Polynesien stammenden Maori besiedelten die Inseln Neuseelands seit dem 8. Jahrhundert. Als ab dem 17. Jahrhundert die ersten Europäer in Neuseeland ankamen, kam es bald zu gewaltsamen Konflikten um Land und Besitz.
Auch wenn die meisten Maori heute ein vorwiegend westliches Leben führen, haben sie viele ihrer Traditionen und Bräuche bewahrt. Bekannt sind etwa die »Ta moko«, die traditionellen Tätowierungen, die oft auch Teile des Gesichts bedecken. Berühmt ist auch der furchteinflößende, rituelle Tanz »Haka«, den die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft vor jedem Spiel aufführt.
In Neuseeland leben heute rund 900.000 Maori, das sind etwas mehr als 17 Prozent der Bevölkerung. In der Politik sind die Ureinwohner durch die Maori Party vertreten, die mehrere Sitze im Parlament hat. Gleichzeitig gelten viele Maori weiterhin als benachteiligt und leben in Armut.
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