GENF. Die Corona-Pandemie hat nach Expertenmeinung eine ungerechte, kaputte und gespaltene Welt entlarvt.
Die Länder seien gemeinsam weder in der Lage, die Corona-Pandemie in naher Zukunft zu beenden, noch eine ähnliche Pandemie zu verhindern, schreiben die unabhängigen Experten des Gremiums zur Überwachung der Bereitschaftsplanung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie legten ihren Bericht bei der Gesundheitskonferenz »World Health Summit« in Berlin vor. »Covid-19 hat eine kaputte Welt entlarvt, die ungerecht, ohne Rechenschaftspflicht und gespalten ist«, heißt es darin.
Während die Corona-Pandemie weltweit Hunderttausende Menschenleben kostete, seien die Länder nicht in der Lage gewesen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Ob jemand die Chance hat, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, hänge nicht vom Bedarf, sondern davon ab, ob das Heimatland für den Impfstoff zahlen könne.
Gemeinsame Interessen der Erdbewohner
Es gebe ein grundlegendes Missverständnis, wonach Solidarität allein etwas mit Wohlwollen und Hilfe für Schwächere zu tun habe, heißt es in dem Bericht. Dabei gehe es viel mehr um eine faire Behandlung und die gemeinsamen Interessen der Erdenbewohner. »Reiche Länder spenden medizinische Mittel, statt den Aufbau von Herstellerkapazitäten zu fördern, Technologie zu teilen und fairere Patentschutz-Vorgaben zu akzeptieren«, kritisiert der Bericht.
Die WHO moniert seit langen, dass reiche Länder sich bei den Corona-Impfstoffen zuerst bedient haben und schon Auffrischimpfungen anbieten, während in vielen Ländern selbst Gesundheitspersonal noch händeringend auf die Chance einer ersten Impfdosis wartet.
Covex konnte nicht genug Impfstoff kaufen
Die WHO hatte 2020 zwar mit Unterstützung der reichen Länder das solidarische Impfprojekts Covax ins Leben gerufen.Es sollte Forschungsgelder für Impfstoffe bündeln und dann für eine faire Verteilung in aller Welt sorgen. Doch scherten reiche Länder aus und schlossen parallel mit Herstellerfirmen Lieferverträge. Deshalb konnte Covax nicht genügend Impfdosen kaufen, um ärmere Länder zu bedienen.
Das Gremium empfiehlt unter anderem einen internationalen Vertrag, mit dem sich die Länder konkret zur Vorbereitung auf künftige Pandemien und eine faire globale Reaktion darauf verpflichten. Es hält auch einen Finanzierungsmechanismus für nötig, mit dem sichergestellt wird, dass im Notfall schnell und flexibel ausreichend Geld zur Verfügung steht. (dpa)