Ein UN-Diplomat hat angesichts der verstärkten Kämpfe im Osten der Demokratischen Republik Kongo und des bevorstehenden Abzugs der UN-Mission (Monusco) zur Stärkung der Sicherheit in den von Gewalt betroffenen Provinzen aufgerufen.
Bei einem Treffen mit dem kongolesischen Präsidenten Félix Tshisekedi habe der stellvertretende Generalsekretär der Vereinten Nationen für Friedenssicherung, Jean-Pierre Lacroix, zur zügigen Verstärkung von Truppen und Sicherheitskräften aufgerufen, hieß es in einer UN-Mitteilung.
»Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Übergabe der Verantwortung für den Schutz und die Sicherheit der Zivilisten gleichzeitig mit dem Abzug von Monusco aus den sensiblen Bereichen stattfindet, in denen die Friedenshüter die physische Sicherheit Hunderttausender Zivilisten sichern«, betonte er. Der Abzug der UN-Blauhelme soll bis Jahresende beendet sein, schon jetzt werden nach und nach Standorte aufgegeben.
Die Hilfsorganisation »Save the Children« berichtete, die Eskalation der Gewalt habe allein seit der vergangenen Woche etwa 78.000 Kinder in die Flucht gezwungen. Viele seien in den Wirren von ihren Familien getrennt worden und nun besonderen Gefahren ausgesetzt. »Die Kinder erleben nicht nur die Schrecken des Konflikts, sondern werden auch von gewalttätigen bewaffneten Gruppen rekrutiert, leiden unter Hunger und sind sexuellem Missbrauch ausgesetzt«, sagte Landesdirektor Greg Ramm. Familien suchten Zuflucht in Schulen, Kirchen und Krankenhäusern und hofften, dass sie nicht ins Kreuzfeuer geraten.
»Die Lage ist besorgniserregend«
In der Provinz Nord-Kivu haben Kämpfer der Miliz M23 in den vergangenen Wochen ihre Angriffe verstärkt und die Flucht von Tausenden Menschen ausgelöst. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete, dass rund 2500 Menschen Zuflucht in einem Krankenhaus der Organisation in der Ortschaft Mweso gesucht hätten.
»Die Lage ist besorgniserregend«, sagte Projektkoordinator Çaglar Tahiroglu. Das Krankenhaus sei an den Grenzen seiner Möglichkeiten angelangt. »Wir tun, was wir können, um jedem zu helfen, aber es fehlt am Nötigsten, etwa an Lebensmitteln.«
Zudem sind durch die Kämpfe Transportwege abgeschnitten, um etwa Hilfsgüter aus der Provinzhauptstadt Goma in die betroffenen Gebiete zu bringen. Derzeit wird vor allem im Gebiet der Stadt Sake gekämpft, dem letzten größeren Ort auf der Verbindung vom Norden der Provinz nach Goma.
An die Gewalt im Ostkongo erinnerten am Mittwochabend auch die Spieler der kongolesischen Nationalmannschaft vor dem Afrika-Cup-Halbfinale gegen Gastgeber Elfenbeinküste. Zu Beginn der Nationalhymne hielten sich Spieler, Trainer und Mitarbeiterstab eine Hand vor den Mund und eine andere mit Pistolengeste an die Schläfe. Mehrere Spieler trugen eine schwarze Armbinde. »Wir wollten die Gelegenheit nutzen, heute Abend auf die Gräueltaten im Osten der Demokratischen Republik Kongo aufmerksam zu machen«, sagte Trainer Sebastien Desabre.
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