BERLIN. Familien können sich am langen Wochenende rund um den Maifeiertag auf erste Lockerungen der Corona-Regeln freuen.
In Mecklenburg-Vorpommern dürfen Kinder bereits ab Freitag wieder auf die Spielplätze, in Rheinland-Pfalz ab Sonntag. In Berlin sind Schaukeln und Rutschen schon jetzt fast überall wieder geöffnet. Weitere Länder haben nach den Beschlüssen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Vortag rasche Lockerungen angekündigt oder wollen in den kommenden Tagen darüber entscheiden.
Bund und Länder hatten sich auf mehrere vorsichtige Lockerungsschritte der bundesweit geltenden Schutzmaßnahmen geeinigt. Sie betreffen auch Zoos, Museen, Ausstellungen und Gedenkstätten - auch hier gibt es aber keinen bundesweit einheitlichen Zeitpunkt für eine Öffnung. In einigen Ländern dürfen Besucher am Wochenende bereits wieder in die Tierparks, in anderen erst im Laufe der nächsten oder übernächsten Woche. Einige Länder kündigten zudem Lockerungen für den Individualsport im Freien sowie die Öffnung von Kosmetiksalons an. Schon seit dem vorherigen Treffen Mitte April ist bekannt, dass Friseure ab dem 4. Mai unter Auflagen wieder öffnen dürfen.
Auch wann Gläubige für Gottesdienste wieder in die Kirchen und andere Gotteshäuser kommen dürfen, ist vielerorts noch nicht endgültig klar. In Nordrhein-Westfalen sind schon von Freitag an wieder Gottesdienste mit strengen Sicherheitskonzepten und begrenzter Teilnehmerzahl möglich. In Kevelaer im Nordwesten des Bundeslandes predigt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einem Gottesdienst zur Eröffnung der alljährlichen Wallfahrt.
Die Lockerungen dürften vor allem vielen Eltern Erleichterung bringen, die sich bisher schwer damit taten, ihre Kinder angesichts der Schulschließungen sinnvoll zu beschäftigen. »Der Beschluss, dass Spielplätze unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen können, ist für viele Kinder und ihre Eltern ein Silberstreif am Horizont in der Corona-Krise«, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD). »Das wird den Alltag vor allem für Familien mit kleineren Kindern ein gutes Stück erträglicher machen.« Offene Spielplätze dürften aber nicht dazu verleiten, plötzlich sorglos zu sein und Hygieneregeln zu missachten.
In die Schule oder die Kita dagegen dürfen die meisten Kinder auch weiterhin nicht. Bund und Länder wollen erst am 6. Mai darüber beraten, wann und wie die Einrichtungen wieder geöffnet werden. Sachsen-Anhalt hält laut Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) trotzdem an seinem Plan fest, schon bis Mitte Mai alle Schülerinnen und Schüler für mindestens einen Tag in die Klassenzimmer zurückzuholen. Auch der Kreis der Familien, die Anspruch auf einen Kitaplatz haben, wird ausgeweitet.
Am Samstag will die schwarz-rot-grüne Landesregierung in Magdeburg zudem entscheiden, in welchem Umfang die Kontaktregeln schon jetzt gelockert werden können. Das dünn besiedelte Sachsen-Anhalt ist von der Corona-Pandemie nicht so stark betroffen.
Generell sollen die Kontaktbeschränkungen aber vorerst in Kraft bleiben. Die Bürger sollen in der Öffentlichkeit einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten und sich dort nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes aufhalten.
Auch Fußballfans warten weiter auf eine Entscheidung über eine Fortsetzung der Bundesliga-Saison. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans betonte, wenn man die Liga weiterlaufen lassen, sollten die Geisterspiele auch für alle frei zugänglich im Fernsehen gezeigt werden.
Das Einkaufen wird in naher Zukunft in einigen Bundesländern auch wieder in größeren Geschäften möglich ein. Mehrere Landesregierungen kündigten an, die Beschränkung auf 800 Quadratmeter aufzuheben. In Mecklenburg-Vorpommern soll das schon von Samstag an der Fall sein. Thüringen, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und das Saarland wollen nachziehen.
Offen bleibt, wann Restaurants und Hotels ihren Betrieb wieder aufnehmen und wann wieder mehr Kinder in Schulen und Kitas dürfen. Darüber wollen Bund und Länder am 6. Mai beraten.
Es sei höchste Zeit, Kinder und Familien in der Corona-Krise stärker in den Blick zu nehmen, mahnte die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock. Sie forderte bis nächsten Mittwoch einen konkreten Fahrplan für die Kinderbetreuung in Kitas und Schulen. »Die Öffnung von Spielplätzen ist ein erstes positives Signal an Kinder und Familien«, sagte Baerbock der Deutschen Presse-Agentur. »Aber Rutsche und Schaukel sind kein Ersatz für Kita-Betreuung und Schulunterricht. Viele Eltern sind am Rande ihrer Kräfte. Homeschooling, Homeoffice und Haushaltsarbeit sind auf Dauer nicht vereinbar. Viele Kinder leiden unter der Isolation und vermissen ihre Freunde.«