BERLIN. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für einheitliche Zugangsregeln für Veranstaltungen ausgesprochen - auch mit stärkerer Unterscheidung nach Geimpften und Ungeimpften.
»Wir sollten hier zu einer gemeinsamen Linie kommen«, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Ideal wäre nach seinen Worten, wenn sich alle Länder auf das 2G-Modell als Option einigten. »Die Veranstalter könnten dann bundesweit selbst entscheiden, ob sie nur Geimpfte und Genesene einlassen, um im Gegenzug von anderen Schutzauflagen befreit zu werden.« Forderungen nach einem festen Datum für ein Ende aller Corona-Auflagen erteilte die Bundesregierung vorerst eine Absage.
Spahn sagte, einige Länder hätten für Veranstalter eine 2G-Regel
als Option und Ergänzung zum generell bundesweit vereinbarten 3G-Modell eingeführt - also Zugang zu bestimmten Innenräumen für Geimpfte, Genesene und Getestete. Er finde dies grundsätzlich richtig. »Aber es ist für die Bürger mal wieder sehr verwirrend, dass jedes Bundesland seinen eigenen Weg geht. Es gibt für Konzerte oder Veranstaltungen aktuell 16 unterschiedliche Regeln.« Die FDP im Bundestag mahnte erneut weiterhin die Anwendung der 3G-Regel an.
In der vergangenen Woche hatten mehrere weitere Bundesländer neue Möglichkeiten für Betreiber und Veranstalter angekündigt, wonach nur Geimpfte und Genesene Zugang bekommen können - nicht aber negativ Getestete. Dann sollen auch Auflagen entfallen können. Unter den Ländern hatte zunächst Hamburg eine solche 2G-Option eingeführt.
Keine Grundlage für Ende der Auflagen
Mit Blick auf die Infektionszahlen und die Klinikbelegung sprach die Bundesregierung von einer »ganz guten Entwicklung«, die zeige, dass Maßnahmen wirkten. Auch die 3G-Regel habe dazu beigetragen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Dies sei aber keine Entwicklung, von der aus man sagen könne, jetzt sei es sicher, dass Herbst und Winter gut würden. »Es gibt aus heutiger Sicht nicht die Grundlage um zu sagen, der Tag X ist der Tag, an dem alle Beschränkungen fallen.« Vielmehr gebe es guten Grund, grundsätzliche Maßnahmen wie Abstand und Maskenpflicht weiter gelten zu lassen.
Seibert verwies unter anderem auf noch »deutlich zu viele« Ungeimpfte und große regionale Unterschiede bei der Impfquote in den Ländern. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hatte die Aufhebung aller Beschränkungen zum 30. Oktober gefordert. »Nach den Erfahrungen aus Großbritannien sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt hat. Also braucht es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs Wochen ist auch bei uns Freedom Day!«, sagte er der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (Samstag).
Die Infektionszahlen in Deutschland sind aktuell etwas rückläufig. So sank die 7-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) am vierten Tag in Folge. Sie liegt nun bei 74,7 neuen Infektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen - nach 76,3 am Vortag und 83,8 vor einer Woche. Vollständig geimpft sind nun 52,5 Millionen Menschen oder 63,1 Prozent der Bevölkerung. Mindestens eine erste Impfung haben 55,9 Millionen Menschen oder 67,2 Prozent aller Einwohner. (dpa)