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Spahn für einfachere Regeln bei Corona in Schulklassen

Noch immer gibt es Diskussionen über den Umgang mit Schülerinnen und Schülern, in deren Klassen Corona-Fälle aufgetreten sind. Gesundheitsminister Spahn will einen bundesweiten Flickenteppich vermeiden.

Coronavirus - Selbsttests an Schule
Ein Schülerin zeigt in einer Klasse ihren negativen Corona-Schnelltest. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Ein Schülerin zeigt in einer Klasse ihren negativen Corona-Schnelltest. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich für einfachere Quarantäne-Regeln bei Coronafällen in Schulklassen ausgesprochen, pocht dafür aber auf Schutzkonzepte.

In der Regel solle eine einheitliche Quarantäne von fünf Tagen möglich sein, die dann mit einem negativen Test beendet werden könne, sagte der CDU-Politiker am Montag in Berlin. Gelten solle dies zudem nur für »umsitzende« Kinder und nicht die ganze Klasse. Voraussetzung dafür sei aber, dass Grundregeln umgesetzt würden, nämlich Maske tragen für alle im Unterricht, regelmäßige Tests und Lüftungskonzepte.

»Dann ist aus unserer Sicht diese alltagstauglichere und gleichzeitig Schutz bietende Lösung möglich«, sagte Spahn vor Beratungen mit den Länder-Gesundheitsministern am Montagnachmittag. So sei es auch in einer Arbeitsgruppe zwischen Ländern, Bund und Robert Koch-Institut (RKI) schon miteinander diskutiert. Spahn sagte, er sehe die Chance, zu dieser einheitlichen Linie als Empfehlung zu kommen. Dabei könne es weiter auch Einzelfallsituationen geben, in denen Gesundheitsämter vor Ort abweichend vorgingen, etwa je nachdem, wie Kinder sitzen.

Unterschiedliche Vorgaben

Bislang gibt es in den Ländern höchst unterschiedliche Vorgaben für die Quarantäne, sollte sich in einer Klasse ein infizierter Schüler finden. Teilweise werden bereits jetzt nur die Sitznachbarn in Quarantäne geschickt. Viele Schülerinnen und Schüler sind noch nicht geimpft, weil es derzeit keine Impfstoffe gibt, die für Kinder unter zwölf Jahren offiziell zugelassen sind. Zuletzt waren die Infektionszahlen besonders in jüngeren Altersgruppen stark gestiegen.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte die Länder am Wochenende aufgerufen, sich auf eine »klare Linie« zu verständigen. Sie würde sich freuen, wenn die Quarantäne von 14 Tagen mit einer klugen Teststrategie verkürzt werden könnte, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vor kurzem einheitliche Vorgaben gefordert.

Maskenpflicht spielt eine Rolle

»Wenn eine gute Lüftung im Klassenzimmer gewährleistet ist, wenn vielleicht sogar eine Raumluftfilteranlage drin ist, dann muss man nicht die Kinder einer ganzen Klasse in Quarantäne schicken«, sagte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, im RND-Podcast »Die Schulstunde«. »Dann kann man sich auch auf die unmittelbaren Banknachbarn konzentrieren.« Eine Rolle spiele auch, ob es eine Maskenpflicht gebe. Geimpfte Kinder müsse man nicht in Quarantäne schicken.

Meidinger betonte, unterm Strich gehe es darum, wie genau die Situation vor Ort aussehe. Er verstehe, dass Quarantäne-Anordnungen Eltern vor enorme Probleme stellten, teils seien sie aber schlicht notwendig. Ausschließlich infizierte Schüler in Quarantäne zu schicken und dabei auf Kontaktverfolgung komplett zu verzichten, wäre »ein Signal für die schnelle Durchseuchung der Schulen«, sagte er.

Delta schürt Besorgnis

Der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin am Uniklinikum Jena, Mathias Pletz, hatte am Wochenende davor gewarnt, Corona-Maßnahmen an Schulen vorschnell aufzuheben. »Nach allem, was wir über Delta wissen, kann man es nicht einfach laufen lassen.«

Wie die Vertreter der Bundesregierung forderte auch die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, einheitliche Regeln. »Die Verunsicherung bei Eltern, Lehrerinnen und Lehrern durch die vielen unterschiedlichen Quarantäneregeln ist groß«, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Zum Teil unterschieden sich die Verfahren nicht nur von Land zu Land, sondern auch zwischen einzelnen Gesundheitsämtern. »Die Länder müssen sich jetzt dringend auf bundeseinheitliche Quarantäneregeln für Schulen einigen«, forderte Teichert. »Das schafft Sicherheit und erleichtert die Akzeptanz der Maßnahmen.« (dpa)