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Selenskyj: Bereiten uns schon jetzt auf Winter vor

Noch ein Winter ohne Strom? Die Ukraine bereitet sich bereits auf die kalte Jahreszeit vor. Die Armee bekommt derweil Nachschub und neue Waffen. Eine besonders wichtige Lieferung steht noch aus.

Ukrainischer Präsident Selenskyj
Ukrainischer Präsident Selenskyj (Archiv) Foto: Efrem Lukatsky/DPA
Ukrainischer Präsident Selenskyj (Archiv)
Foto: Efrem Lukatsky/DPA

Die Ukraine bereitet sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj schon jetzt auf den kommenden Winter vor, um eine größere Energiekrise zu verhindern. Er berichtete in seiner abendlichen Videoansprache von einem Besuch in der ostukrainischen Großstadt Charkiw, die immer wieder von russischen Angriffen getroffen wird. »Ich habe in Charkiw ein Treffen abgehalten, um Sicherheits- und Energiefragen zu erörtern, denn Energie ist immer eines der Hauptthemen«, sagte Selenskyj.

Ein großer Teil der russischen Luft- und Raketenangriffe der vergangenen Monate zielte auf die Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur. Dabei stand die Energieversorgung besonders im Visier. Zwar können Reparaturtrupps kleinere Probleme beheben, doch ist die Stromversorgung vielerorts in der Ukraine zusammengebrochen. 

Man habe klare Vorstellungen, wie das Stromdefizit Schritt für Schritt behoben werden solle, sagte Selenskyj. »Der Wintereinbruch wird jetzt, im Sommer, vorbereitet.«

Ukraine-Krieg - Zerstörte Anlage in Umspannwerk
Zerstörte Stromversorgung in der Ukraine (Archiv) Foto: Christoph Soeder/DPA
Zerstörte Stromversorgung in der Ukraine (Archiv)
Foto: Christoph Soeder/DPA

Um die Energieversorgung abzusichern, arbeite die Ukraine weiter an der Konfiguration der Flugabwehr-Systeme. »Oberbefehlshaber (Olexander) Syrskyj und die zuständigen Kommandeure werden eine aktualisierte Struktur unserer Flugabwehr-Systeme und neue Anforderungen an unsere Partner vorlegen - was genau wir bis Ende dieses Jahres bereitstellen müssen.«

Selenskyj bat die westlichen Partner der Ukraine wiederholt um mehr Flugabwehr-Systeme, um einen wirksamen Schutzschirm gegen die ständigen russischen Raketen- und Luftangriffe aufbauen zu können. Zudem wartet Kiew weiter auf das Eintreffen der von ausländischen Partnern zur Verfügung gestellten Kampfflugzeugen vom Typ F-16.

Experte erwartet mehr Sicherheit durch F-16

Die mit Spannung am Himmel der Ukraine erwarteten Kampfflugzeuge des amerikanischen Typs F-16 könnten nach Meinung eines Experten erheblich zur Sicherung des Luftraums vor russischen Angriffen beitragen. »Schon ein Geschwader F-16 bietet viele Möglichkeiten zum grundlegenden Schutz des Luftraums«, sagte der ukrainische Luftfahrt-Experte Anatolij Chraptschinski im Fernsehen. Ein Geschwader nach Nato-Standard besteht aus 18 bis 22 Flugzeugen. Die Menge an Kampfflugzeugen könne aktuell mehr bewirken als die gesamte Anzahl an Flugabwehr-Systemen, die die Ukraine zurzeit besitze.

US-Airbase Spangdahlem
Warten auf die F-16 (Archiv) Foto: Boris Roessler/DPA
Warten auf die F-16 (Archiv)
Foto: Boris Roessler/DPA

Mit dem Einsatz der ersten F-16 dürfte nach Meinung Chraptschinskis die Zahl der Raketen-Einflüge deutlich zurückgehen, da sich russische Flieger zurückhalten dürften. Allerdings rechnet der Experte nicht mit Luftkämpfen, da es in erster Linie darum gehe, den ukrainischen Luftraum vor Raketenangriffen zu sichern. Schon der mögliche Einsatz von Luft-Luft-Raketen der F-16 gegen angreifende russische Kampfflieger könne zur Sicherung des Luftraums beitragen.

Der Experte geht davon aus, dass die F-16 auf ukrainischen Militärflugplätzen sicher vor russischen Angriffen seien. »Wir sollten nicht vergessen, dass es bestimmte Technologien zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft gibt, insbesondere Flugabwehr-Systeme, die auch vor der Lieferung der F-16 zur Verfügung gestellt werden«, sagte Chraptschinski.

Die Ukraine rechnet in Kürze mit der Ankunft der ersten F-16, die dem Land sowohl von den Niederlanden als auch Dänemark zur Verfügung gestellt wurden. Auch Belgien und Norwegen sagten der Ukraine weitere Kampfjets zu. Ukrainische Piloten wurden bereits an den Maschinen ausgebildet. Wann genau die ersten Jets zu erwarten sind, bleibt vorerst ein militärisches Geheimnis. Die Bundeswehr verfügt nach Angaben der Bundesregierung nicht über F-16.

Panzer vom Typ Leopard 1 A5
Weitere Leoparden in der Ukraine angekommen (Archiv) Foto: Constanze Emde/DPA
Weitere Leoparden in der Ukraine angekommen (Archiv)
Foto: Constanze Emde/DPA

Neue Leoparden aus Deutschland und ein US-Paket

Die Ukraine erhielt weitere acht Leopard-Panzer aus Deutschland und Dänemark. Neben den Leopard 1A5 wurden Kiew auch zwei Bergepanzer sowie größere Munitionsmengen für den Flakpanzer Gepard aus Bundeswehr- und Industriebeständen übergeben, wie aus einer Auflistung der Bundesregierung über die militärische Unterstützung für die Ukraine hervorgeht.

Aus den USA bekommt die Ukraine ein weiteres Paket an Soforthilfe im Umfang von 200 Millionen Dollar. Darin enthalten seien Raketen für Flugabwehr- und Artilleriesysteme sowie Waffen zur Panzerabwehr, teilte das Pentagon mit. Ein weiteres Hilfspaket im Wert von 1,5 Milliarden Dollar sei in Vorbereitung.

 

 

© dpa-infocom, dpa:240730-930-188261/1