BERLIN. Wenn die Deutschen bei der Präsidentenwahl in den USA mitentscheiden dürften, wäre ihr Votum eindeutig: Nur zehn Prozent würden Amtsinhaber Donald Trump wählen, eine klare Mehrheit von 56 Prozent seinen Herausforderer Joe Biden.
26 Prozent würden keinem von beiden ihre Stimme geben. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa hervor.
Danach sind die Anhänger aller im Bundestag vertreten Parteien eindeutig für Biden - mit einer Ausnahme: Bei den Wählern der AfD liegt Trump mit 36 zu 35 Prozent knapp vorne. Am eindeutigsten für Biden sind die SPD-Anhänger (75 zu 3 Prozent) vor den Wählern der Grünen (72 zu 3), der CDU/CSU (71 zu 7) der Linken (67 zu 5) und der FDP (59 zu 14).
Bei der Frage, wer die Wahl gewinnen wird, fallen die Antworten nicht ganz so eindeutig aus. 44 Prozent glauben, dass Biden neuer Präsident der Vereinigten Staaten wird. 25 Prozent rechnen dagegen damit, dass Trump die Wahl am 3. November trotz seines Rückstands in den Umfragen noch gewinnen wird. 31 Prozent machen keine Angaben.
Was die Sympathien für die beiden Kandidaten angeht, kommt eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung unter Bürgern aller 27 EU-Staaten für Deutschland exakt zu demselben Ergebnis wie YouGov: Nur zehn Prozent würden für Trump stimmen, 56 Prozent für Biden. Damit ist die Unterstützung für den amtierenden Präsidenten in Deutschland noch deutlich geringer als in der gesamten Europäischen Union. Hier liegt Biden mit 45 zu 17 Prozent vorne. Er wird allerdings nicht in allen EU-Staaten bevorzugt. Die Polen würden mit 38 Prozent zu 30 Prozent für Trump stimmen.
Die Befragung wurde anders als die aktuelle YouGov-Umfrage allerdings bereits im September durchgeführt. Danach haben Europas Bürger kein großes Vertrauen in die amerikanische Demokratie. 52 Prozent sehen eine Systemstörung, in Deutschland sind es sogar 61 Prozent. Auch bei dieser Frage haben die Befragten in Polen eine andere Sicht. 77 Prozent meinen, dass die Demokratie in den USA gut funktioniere.
»Vier Jahre Trump-Regierung haben bei den EU-Bürgern Spuren hinterlassen. Sie anerkennen die Wichtigkeit der transatlantischen Beziehung, sind aber nüchtern in ihrer Einschätzung, was diese zusammenhält«, sagt Isabell Hoffmann, Mitautorin der Studie. »Das gilt auch für die Polen, die – gleichwohl sie aus historischer Erfahrung heraus eine enge Verbindung zu den USA suchen – den aktuellen Präsidenten der USA weniger unterstützen als zu Beginn seiner Amtszeit.« (dpa)