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Neue Proteste gegen Corona-Regeln kleiner als erwartet

Nach Protesten in der ganzen Republik an den vergangenen Wochenenden waren auch für diesen Samstag deutschlandweit Proteste von Kritikern der Corona-Regeln angemeldet. Bei schlechtem Wetter kommen in den meisten Städten weniger Demonstranten als erwartet.

»Demokratie statt Merkelatur«
»Demokratie statt Merkelatur« steht auf dem Schild eines Demonstranten in Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt/dpa
»Demokratie statt Merkelatur« steht auf dem Schild eines Demonstranten in Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt/dpa

BERLIN. In vielen deutschen Städten sind am Samstag wieder Kritiker der in der Corona-Pandemie verhängten Einschränkungen auf die Straße gegangen. Die Proteste verliefen größtenteils friedlich.

Fast überall jedoch demonstrierten deutlich weniger Menschen als angemeldet. So etwa in Stuttgart: An einem Protestzug nahmen mehrere Dutzend Menschen teil, später kamen weitere Demonstranten hinzu. Ursprünglich waren 500 Teilnehmer angemeldet gewesen. Am vorherigen Wochenende hatte sich der bundesweit größte Protest in Stuttgart versammelt. Am Sonntag darf die AfD trotz eines ursprünglichen Verbots in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gegen die Corona-Beschränkungen demonstrieren.

Protest
Demonstration gegen Corona-Beschränkungen in Kökn. Foto: David Young/dpa
Demonstration gegen Corona-Beschränkungen in Kökn. Foto: David Young/dpa

In Berlin wurde der Fernsehkoch Attila Hildmann auf dem Weg zu einer Kundgebung am Kanzleramt vorübergehend festgenommen. Ihm würden Verstöße gegen das Versammlungs- und das Infektionsschutzgesetz vorgeworfen, sagte eine Polizeisprecherin. Der für seine veganen Rezepte bekannte Koch war zuletzt mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien in der Corona-Krise aufgefallen. Nach Polizeiangaben hatte sich am Lustgarten in Berlin-Mitte eine dreistellige Zahl von Menschen um Hildmann versammelt. Es sei der Eindruck entstanden, er wolle mit diesen losgehen - es sei aber nicht gestattet, einen Aufzug durchzuführen.

Die Beamten hätten ihn darauf hingewiesen und Maßnahmen angekündigt, die dann auch umgesetzt worden seien, so die Sprecherin. Hildmann sei aber wieder entlassen worden - und Einsatzkräfte hätten ihn dann zu dem Ort geleitet, an dem er eine Kundgebung abhielt, an der nach Schätzung eines dpa-Reporters mehr als 100 Menschen teilnahmen. Es gab zudem einige Gegendemonstranten. Hildmann sagte zu dem Geschehen um seine Festnahme, er sei erkannt worden und es habe sich ein Tross von Menschen um ihn gebildet. Die Beamten hätten die Wege abgeriegelt. Als er nach der Rechtsgrundlage gefragt habe, sei er »gewaltsam festgenommen« worden. Er habe Wunden und blaue Flecken. Die Polizei äußerte sich dazu nicht.

Demonstration in Hamburg
Zahlreiche Teilnehmer gab es bei einer Demonstration in Hamburg. Foto: Markus Scholz/dpa
Zahlreiche Teilnehmer gab es bei einer Demonstration in Hamburg. Foto: Markus Scholz/dpa

Insgesamt war die Polizei in der Hauptstadt mit rund 1100 Kräften im Einsatz, sie hatte sich auf zahlreiche Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen und Gegenproteste eingestellt. Bei einer Kundgebung von Gegnern der Corona-Maßnahmen am Großen Stern am Nachmittag waren zunächst nur vereinzelte Teilnehmer. Eine weitere Demonstration unter dem Motto »Heimat und Weltfrieden« am Mittag war nach Angaben der Polizei vom Veranstalter beendet worden, nachdem sich die Teilnehmer nicht an die Vorgaben gehalten hatten. Erlaubt waren nur 50 Teilnehmer, es seien aber wohl annähernd 100 gewesen.

In Hamburg kam es am Rande einer Demonstration mit rund 750 Teilnehmern unter dem Motto »Mahnwache für das Grundgesetz« zu einem Wasserwerfereinsatz. Wie die Polizei mitteilte, sollte so ein nicht genehmigter Gegenprotest aufgelöst werden. 120 Personen hätten sich trotz Aufforderung nicht entfernt. Mehrere Hamburger Organisationen hatten zu Gegendemonstrationen aufgerufen, da sie nach eigenem Bekunden bei der Kundgebung auch rechtsradikale Tendenzen erwarteten.

In Nordrhein-Westfalen demonstrierten Hunderte Menschen gegen die Corona-Beschränkungen - auch hier versammelten sich dabei nach Polizeiangaben meist deutlich weniger Demonstranten als von den Demo-Anmeldern erwartet. In Essen kamen rund 360 der ursprünglich 1000 angemeldeten Teilnehmer zu einer Demonstration zusammen, in Köln versammelten sich etwa 250 Demonstranten zu einer Menschenkette.

Beklebter Mundschutz
Ein Demonstrant mit beklebtem Mundschutz in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler/dpa
Ein Demonstrant mit beklebtem Mundschutz in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler/dpa

Auch in Hessen gingen in mehreren Städten Menschen aus Protest gegen die Einschränkungen auf die Straße. Bei einer Demonstration in Frankfurt unter dem Motto »Hände weg vom Grundgesetz« zählte die Polizei mehrere Hundert Teilnehmer. Es habe auch einen Protest gegen diese Veranstaltung gegeben, der etwas kleiner gewesen sei. In Erfurt demonstrierten rund 40 Menschen friedlich gegen Einschränkungen von Grundrechten im Zuge der Corona-Pandemie demonstriert. Eine Gegenkundgebung lockte etwa 50 Teilnehmer an.

In Hannover kamen der Polizei zufolge am Samstag bis zum Nachmittag rund 130 Kritiker zusammen. Etwa 30 Menschen hätten sich spontan zu einer Gegendemonstration versammelt. Rund 170 Menschen gingen einer Polizeisprecherin zufolge am Nachmittag in Bremen unter dem Motto »Unsere im Grundgesetz verbrieften Grundrechte« auf die Straße. Knapp 150 Menschen demonstrierten dagegen.

Die in Bayern angekündigten Demonstrationen gegen die Corona-Politik fielen buchstäblich ins Wasser. Auf der Münchner Theresienwiese fegte ein Gewittersturm über das Gelände, so dass sich die Veranstalter dazu entschlossen, ihre Protestaktion gegen abzusagen. Auch in Nürnberg seien statt der angekündigten 500 Personen bei regnerischem Wetter nur einzelne »Versprengte« zu sehen gewesen, sagte ein Polizeisprecher. (dpa)