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Länder wollen bei Impfungen Tempo machen

Mit dem Impftempo in Deutschland sind viele unzufrieden. Jetzt wollen die Bundesländer aber zulegen.

Impfung
Bis Anfang April rechnen die Bundesländer mit einem deutlichen Fortschritt bei den Impfungen gegen das Coronavirus. Foto: Thomas Frey/dpa Pool/dpa
Bis Anfang April rechnen die Bundesländer mit einem deutlichen Fortschritt bei den Impfungen gegen das Coronavirus. Foto: Thomas Frey/dpa Pool/dpa

BERLIN. Mit der Ankunft von mehr Impfstoffen rechnen die Bundesländer bis Anfang April mit einem deutlichen Fortschritt bei den Impfungen gegen das Coronavirus.

In mehreren Ländern könnten die Impfkapazitäten bis dahin verdoppelt werden, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht. Unterdessen wies Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Kritik am Tempo der Zulassung von Corona-Selbsttests in Deutschland zurück. Die ersten drei solchen Tests sollen nach erfolgter Freigabe in den nächsten Tagen in Apotheken und Drogeriemärkten frei zu kaufen sein.

Wegen Verzögerungen sowohl bei den Impfungen als auch bei der Zulassung von Tests gab es zuletzt zunehmend Kritik am deutschen Kurs. Spahn selbst drängte auf ein höheres Impftempo in den Ländern. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden bis einschließlich Dienstag bundesweit 5,4 Millionen Impfdosen gespritzt, vor allem an Menschen über 80 Jahren. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) mahnte nach Versäumnissen bei der Bestellung von Impfstoffen ein besseres Zusammenspiel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden an.

Die Länder hoffen nun auf einen schnellen Ausbau der Kapazitäten. In Bayern zum Beispiel soll sie von 46.000 Impfungen pro Tag bis April auf 111.000 steigen. In Baden-Württemberg könnten bis zu 60.000 Impfungen erfolgen. Derzeit sind es 14.000 bis 19.000. Zuwächse bis hin zu einer Verdopplung oder gar Vervielfachung der Möglichkeiten sind nach Länderangaben auch in Bremen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder Thüringen möglich.

Als Hauptursache für die aktuelle Lage nennen die Länder einen Mangel an Impfstoffen. An Personal fehlt es nach ihren Angaben nicht. Mit größeren Impfstoffmengen können die Länder bis Anfang April rechnen. Insgesamt könnten nach Zahlen der Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca bis dann knapp 19 Millionen Impfdosen ausgeliefert werden.

Ob in Kürze auch in Hausarztpraxen flächendeckend geimpft werden kann, ist noch unklar. Einige Länder arbeiten an Pilotprojekten. Ärztepräsident Klaus Reinhardt mahnte in der »Rheinischen Post«: »Das Ziel eines Impfangebots für alle Bürgerinnen und Bürger bis Ende September lässt sich nur dann erreichen, wenn wir möglichst bald mit Massenimpfungen in den Arztpraxen beginnen.«

In den nächsten Tagen sollen in Deutschland Kits in den Handel kommen, mit denen man sich selbst testen kann. Dafür müssen bei diesen Produkten Proben mit einem Abstrich im vorderen Nasenbereich genommen werden. In anderen Ländern sind Tests schon seit längerer Zeit auf dem Markt. Spahn erklärte dies damit, dass die Zuverlässigkeit genau geprüft werden müsse. Im ZDF-»heute journal« sagte er: »Zu viele falsche Ergebnisse können fatale Folgen haben.«

Finanzminister Scholz drängte auf bessere Absprachen. Die Impfung von etwa 60 Millionen Menschen müsse »zügig und möglichst reibungslos« gelingen, sagte der SPD-Kanzlerkandidat der »Rheinischen Post«. »Nachdem das mit der Impfstoff-Bestellung schlecht gelaufen ist, will ich nicht, dass wir beim Impfen die nächsten Schwierigkeiten bekommen und selbst den Impfstoff, den wir haben, nicht restlos verimpft bekommen, weil die Organisation nicht klappt.«

FDP-Generalsekretär Volker Wissing sagte der »Neuen Osnabrücker Zeitung«, mit Selbsttests könnten auch Besuche in Restaurants und Fitnessstudios wieder möglich werden. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sieht in den Schnelltests eine Möglichkeit, zeitnah zur Normalität zurückkehren. »Unsere Betriebe dürfen nicht einen Tag länger als unbedingt notwendig geschlossen sein«, sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte Pläne der Koalition, dass Vordrängler bei Corona-Impfungen bis zu 25.000 Euro Strafe zahlen sollen. Es gehe nicht um eine Bagatelle, wenn Vakzine damit noch knapper werden, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. »Es darf nicht unbestraft bleiben, das Leben von alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen zu gefährden.« In den vergangenen Wochen hatten sich unter anderem mehrere Bürgermeister und Landräte impfen lassen, obwohl sie noch nicht an der Reihe waren. (dpa)