Der Konflikt zwischen den deutschen Katholiken und dem Vatikan über Kirchenreformen spitzt sich zu. Kurz vor dem Ende der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg hat die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, klargestellt, dass die Laien auf Mitbestimmung nicht verzichten wollen.
»Wir werden selbstverständlich in unseren Gremien die nächsten Schritte beraten. Ich will aber eine inhaltliche Grenze für unsere Zusammenarbeit mit den Bischöfen schon heute markieren«, sagte Stetter-Karp der Deutschen Presse-Agentur. »Wir halten als Präsidium des ZdK daran fest, dass unser Ziel gemeinsames Beraten und Entscheiden ist. Für Beratung allein – oder anders gesagt für eine reine Simulation von Synodalität – stehen wir nicht zur Verfügung.«
Das ZdK ist die Vertretung der praktizierenden Katholikinnen und Katholiken in Verbänden und Diözesanräten sowie von gewählten Einzelpersönlichkeiten. Sie werden als »Laien« bezeichnet. Als Konsequenz aus dem Skandal um sexuellen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche hat das ZdK 2019 gemeinsam mit der Bischofskonferenz einen Reformprozess angestoßen, den Synodalen Weg.
Er soll die Strukturen verändern, die innerhalb der Kirche Missbrauch begünstigen. Eines der zentralen Projekte dieses Erneuerungsversuchs ist der Synodale Rat, in dem Bischöfe und Laien künftig gemeinsam beraten und entscheiden sollen. Die Bischöfe bewahren dabei die rechtliche Vollmacht über ihre Bistümer, wie es das Kirchenrecht vorsieht.
Abstimmung von der Tagesordnung gestrichen
Um den Synodalen Rat vorzubereiten, haben das ZdK und die Bischofskonferenz einen Synodalen Ausschuss gegründet. Eine für die Frühjahrsvollversammlung geplante Ratifizierung der Satzung des Synodalen Ausschusses wurde von Papst Franziskus jedoch faktisch blockiert. Drei hohe Kurienkardinäle aus dem Vatikan schrieben der Deutschen Bischofskonferenz einen entsprechenden Brief, woraufhin der Vorsitzende Georg Bätzing die Abstimmung von der Tagesordnung strich.
Stetter-Karp warf den Kurienkardinälen vor, in ihrem Brief Zerrbilder zu zeichnen und Bischöfe wie Schuljungen zu behandeln. Absolut irreführend sei es, den deutschen Katholiken vorzuwerfen, Dinge ohne Abstimmung mit Rom im Alleingang voranzutreiben. »Wir bemühen uns gemeinsam mit den deutschen Bischöfen seit Jahren um einen intensiven Austausch, doch sind wir ZdK-Vertreter in dieser Angelegenheit bis heute nicht zu einem Gespräch im Vatikan empfangen worden.« Geradezu beschämend sei auch, dass die Kardinäle den Auslöser für die Reformbemühungen – den sexuellen Missbrauch – mit keinem Wort erwähnten.
Mehr als 500.000 Menschen 2022 aus Kirche ausgetreten
Sie erwarte, dass die deutschen Bischöfe an ihren Reformversprechen festhielten und sich nicht einschüchtern ließen, sagte Stetter-Karp. Die Abstimmung über die Satzung könne gegebenenfalls auch im Ständigen Rat der Bischofskonferenz erfolgen, so dass man damit nicht bis zur Herbstvollversammlung warten müsse. »Unser Interesse ist, nicht weitere Zeit zu verlieren. Der Ball ist jetzt bei den deutschen Bischöfen.«
Die ZdK-Präsidentin erinnerte daran, dass allein 2022 mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten seien. Die vor einigen Monaten veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung habe ergeben, dass 96 Prozent der deutschen Katholikinnen und Katholiken dringend Reformen erwarteten. Die Blockade der Vatikanbehörde sei von daher nicht hinnehmbar und auch nicht verständlich: »Teilhabe von Gläubigen ist eine Ressource und keine Bedrohung. Unser Ziel ist es nach wie vor, mit den Bischöfen gemeinsam die Zukunft dieser Kirche zu gestalten.«
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