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Nach Tötung eines Kommandeurs greift Hisbollah Israel an

Kein Tag vergeht ohne gegenseitigen Beschuss im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Die Lage eskaliert wieder zwischenzeitlich. Dafür gibt es etwas Hoffnung in einem anderen Konflikt.

Nahostonflikt - Israel Libanon
Mehr als 200 Raketen und 20 Drohnen feuert die Hisbollah-Miliz auf Nordisrael ab. (Archivbild) Foto: Ayal Margolin/DPA
Mehr als 200 Raketen und 20 Drohnen feuert die Hisbollah-Miliz auf Nordisrael ab. (Archivbild)
Foto: Ayal Margolin/DPA

Die libanesische Hisbollah hat als Reaktion auf die Tötung eines hochrangigen Kommandeurs nach eigenen Angaben mehr als 200 Raketen und 20 Drohnen auf Israel abgefeuert. Dabei kam ein israelischer Reservist im Range eines Majors ums Leben, wie die israelischen Streitkräfte mitteilten. 

Der zuvor getötete Kommandeur der Hisbollah soll nach Angaben des israelischen Militärs für eine Abteilung zuständig gewesen sein, die für den Abschuss von Raketen auf Israel verantwortlich war. 

Die vom Iran unterstützte Hisbollah will erst mit dem Beschuss auf Israel aufhören, wenn es eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gibt. Die Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der palästinensischen Islamistenorganisation Hamas. Die »Libanon-Front« sei eine »Unterstützungsfront«, wie Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah immer betont. 

Auslöser des Gaza-Krieges waren die Massaker und Geiselnahmen von palästinensischen Terrororganisationen wie der Hamas am 7. Oktober in Israel. 

Kreise: Bewegung in Verhandlungen um Waffenruhe

Die zähen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und über einen Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen nehmen wieder an Fahrt auf. 

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu genehmigt die Entsendung eines Verhandler-Teams für weitere Gespräche mit der islamistischen Hamas. Damit könnten die derzeit feststeckenden indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und über einen Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen einen neuen Schub bekommen, berichtete das israelische Kan-Radio unter Berufung auf Regierungsbeamte. 

Israel hatte zuvor erklärt, einen Vorschlag der Hamas zu prüfen. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen Verhandlungsteam einen Entwurf der Hamas vorgelegt, wie das Büro von Netanjahu mitteilte. 

Die Hamas teilte ebenfalls mit, mit den Vermittlern »einige Ideen« auszutauschen, um ein Ende des Kriegs zu erreichen. Der Inhalt des Hamas-Vorschlags ist bislang nicht bekannt. Es ist auch unklar, inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht.

Netanjahu: Krieg endet erst, wenn Ziele erreicht sind

Bislang scheiterte ein Abkommen vor allem daran, dass die Hamas ein vollständiges Ende des Gaza-Kriegs und einen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen fordert. 

Israel lehnt dies ab und spricht von einer zeitlich begrenzten Waffenruhe für den Austausch von Geiseln gegen Gefangene und die Lieferung von dringend benötigten humanitären Hilfsgütern in den Gazastreifen.

Ministerpräsident Netanjahu bekräftigte indes in einem Telefongespräch mit US-Präsident Joe Biden, unverändert an den Kriegszielen festzuhalten. Die militärische Auseinandersetzung werde erst enden, wenn Israel alle seine Ziele erreicht habe, darunter die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung aller Geiseln, sagte Netanjahu nach Informationen des israelischen Regierungsamtes. 

In dem abgeriegelten Küstenstreifen werden noch 120 Geiseln vermutet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein. 

Nahostkonflikt
Zahlreiche israelische Geiseln werden noch immer im Gazastreifen von der militanten Hamas-Gruppe festgehalten. (Archivbild) Foto: Ohad Zwigenberg/DPA
Zahlreiche israelische Geiseln werden noch immer im Gazastreifen von der militanten Hamas-Gruppe festgehalten. (Archivbild)
Foto: Ohad Zwigenberg/DPA

Täglicher Beschuss an der Grenze Israels zum Libanon

Im Norden Israels heulten vielfach die Sirenen. Israels Armee identifizierte nach eigenen Angaben rund 200 Geschosse und mehr als 20 Drohnen, die auf israelisches Gebiet geflogen seien. Das Militär greife im Gegenzug die Abschussorte im Libanon an. 

Nach Angaben der Hisbollah handelte es sich um Vergeltungsmaßnahmen für die Tötung einer ihrer hochrangigen Kommandeure. Der ranghohe Hisbollah-Funktionär Hashim Safieddine erklärte bei der Beerdigung des getöteten Kommandeurs der Schiitenmiliz, die Vergeltungsangriffe hätten am Mittwochabend begonnen und seien noch nicht beendet. Die Front im Libanon bleibe stark und werde immer stärker werden.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete darüber hinaus, dass bei einem israelischen Angriff in Hula im Südlibanon eine Person getötet worden sei. Außerdem wurde laut NNA eine Frau bei einem weiteren Angriff verletzt. 

Die Hisbollah bestätigte den Tod eines ihrer Mitglieder. Der Mann stammte demnach aus Hula. Wie, wo und wann der Kämpfer ums Leben kam, führte die Miliz nicht näher aus. Israels Armee teilte mit, sie habe »militärische Gebäude der Hisbollah« unter anderem in Hula aus der Luft angegriffen.

Israelische Soldaten feuern nahe dem Libanon eine Haubitze ab
Das israelische Militär greift im Gegenzug die Abschussorte im Libanon an (Archivbild) Foto: Ilia Yefimovich/DPA
Das israelische Militär greift im Gegenzug die Abschussorte im Libanon an (Archivbild)
Foto: Ilia Yefimovich/DPA

Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich zu. Es besteht die Sorge, dass sich die Kampfhandlungen zu einem regionalen Konflikt ausweiten. 

Irans Schattenkrieg mit Israel

Der Iran ist nicht nur mit der Hisbollah und der Hamas verbündet, sondern auch mit nichtstaatlichen Akteuren im Irak sowie im Jemen. Syrien ist Teherans einziger strategischer Partner auf staatlicher Ebene. Deshalb unterstützt der Iran Staatschef Baschal al-Assad. 

Israel möchte mit militärischem und politischem Druck erreichen, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution vorsieht. 

 

© dpa-infocom, dpa:240704-930-163314/9