KIEL. Mit Corona-Schutzmaßnahmen startet heute in drei weiteren Bundesländern das neue Schuljahr. Nachdem in der vergangenen Woche bereits in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg die Schüler an die Schulen zurückgekommen waren, geht es jetzt in Schleswig-Holstein, Brandenburg und Berlin los.
In Schleswig-Holstein sollen möglichst viele der rund 363.000 Schüler wieder so viel Präsenzunterricht wie möglich bekommen. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) spricht von der Wiederaufnahme des Regelbetriebs unter Corona-Bedingungen. Das Ministerium empfiehlt Schülern und Lehrern dringend, in den ersten zwei Wochen eine Mund-Nasen-Bedeckung in der Schule zu tragen - auch während des Unterrichts. Die Jahrgangsstufen 1 bis 6 sind davon ausgenommen. Eine Maskenpflicht in der Schule, wie sie andere Länder haben, lehnt Prien als zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht verhältnismäßig und nicht verfassungskonform ab.
Eine Schule bei Husum ist schon vor dem Start wegen einer infizierten Lehrerin vorsorglich zunächst für die kommende Woche geschlossen worden. Negative Testergebnisse der Kollegen, die am Sonntag getestet wurden, könnten aber dafür sorgen, dass die Schüler möglicherweise schon früher wieder in den Unterricht dürfen, bestätigte der Kreis Nordfriesland.
In Brandenburg gilt in Fluren, Treppenhäusern und Mensen eine Maskenpflicht für Schüler und Lehrer, aber nicht in Klassenräumen und auf Schulhöfen. Weil das Kabinett erst am Dienstag über die Corona-Verordnung berät, ist der Mund-Nasen-Schutz in Schulen zunächst freiwillig. Im Hygieneplan ist ein Mindestabstand von 1,50 Metern für Lehrer untereinander festgeschrieben, nicht aber für Schüler. Sie sollen aber so im Klassenraum sitzen, dass enge Kontakte während des Unterrichts minimiert werden.
Auch in Berlins Schulen gilt der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht mehr. Stattdessen beschloss der Senat eine Maskenpflicht für Schulgebäude, die Lehrer und Schüler einzuhalten haben. Sie kommt auf Fluren, in Aufenthalts- und Begegnungsräumen zum Tragen, nicht jedoch im Unterricht oder auf dem Schulhof.
In Mecklenburg-Vorpommern mussten am Freitag - in der ersten Woche des neuen Schuljahres - zwei Schulen wegen Corona-Fällen wieder geschlossen werden. In Ludwigslust, wo am Freitag das Gymnasium wegen der Corona-Infektion einer Lehrerin geschlossen worden war, gehen am Montag die Tests weiter. Nach Angaben von Landrat Stefan Sternberg (SPD) wird das 55-köpfige Schulpersonal nochmals auf den Erreger getestet. Ein erster Test hatte am Samstag zutage gefördert, dass zwei weitere Pädagogen Träger des Coronavirus sind.
Die zuerst positiv getestete Lehrerin hatte zwar seit dem Schulstart vor einer Woche noch keinen Unterricht erteilt, allerdings an einer Fortbildung teilgenommen und dabei das Virus möglicherweise weitergegeben. Auch von den 205 Schülern, die seit dem Schulstart vor einer Woche Kontakt zu den beiden neu infizierten Lehrern hatten, sollen Abstriche genommen werden. Sie wurden inzwischen von der zuständigen Behörde in Quarantäne geschickt. Die Testergebnisse werden für Dienstag erwartet.
Am Mittwoch startet auch das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen mit dem Unterricht - in weiterführenden und berufsbildenden Schulen mit Maskenpflicht im Unterricht.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) verteidigte diese erneut. »Es ist nicht erträglich, wenn Kinder weiter nicht in der Schule sind«, sagte er. Daher seien Vorsichtsmaßnahmen vor allem zu Schulbeginn erforderlich, weil es dann viele Reiserückkehrer gebe. Die Maskenpflicht sei zudem zunächst befristet bis Ende August.
Der Städtetag Nordrhein-Westfalen unterstützt grundsätzlich die Maskenpflicht zum Schuljahresbeginn, fordert aber praxistaugliche Erleichterungen. »An heißen Sommertagen brauchen wir dann großzügigere Hitzefrei-Entscheidungen«, sagte der Vorsitzende des Städtetags, Pit Clausen, der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.
Die stellvertretende FDP-Fraktionschefin im Bundestag, Katja Suding, forderte, Beschulung sowohl in Form von Präsenz- als auch durch digitalen Unterricht sicherzustellen. »Mit einem Digitalpakt 2.0 muss Bildungsministerin Anja Karliczek endlich einen Quantensprung für die flächendeckende Digitalisierung der Schulen wagen«, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). Weiterer Unterrichtsausfall würde massive Konsequenzen für die Bildungschancen vieler junger Menschen haben. Nötig sei, dass die im Digitalpakt vereinbarten Mittel nicht erst bis 2024, sondern deutlich schneller flössen. (dpa)