BERLIN. Bei den Corona-Impfungen in Deutschland sind nun fast drei Viertel der Erwachsenen und ein Drittel der Kinder zwischen 12 und 17 Jahren vollständig geimpft.
Die dafür meist nötige zweite Spritze haben nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Dienstag inzwischen 74,7 Prozent aller Menschen ab 18 Jahren bekommen - und 33,2 Prozent derjenigen von 12 bis 17 Jahren. Mindestens eine erste Impfung haben 78,6 Prozent der Erwachsenen und 41 Prozent der 12- bis 17-Jährigen erhalten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einer »guten Quote«. Jede weitere Impfung gebe allen mehr Sicherheit für Herbst und Winter, schrieb er auf Twitter.
Diskussion um Impfpflicht
Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, sprach sich für eine Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen aus. »Wenn viele Beschäftigte in Kitas, Schulen und Kliniken Impfungen weiter verweigern, sollte der Gesetzgeber ernsthaft über eine Impfpflicht in diesen sensiblen Bereichen nachdenken«, sagte er der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (Dienstag). »Wer mit vulnerablen Gruppen zu tun hat und die eigene Immunisierung ablehnt, hat seinen Verstand ausgeschaltet.«
Die Bundesregierung hat eine Impfpflicht wiederholt ausgeschlossen. Nach einer kürzlich in Kraft getretenen Gesetzesänderung dürfen Beschäftigte in Kitas, Schulen und Pflegeheimen für die Zeit der Corona-Krise vom Arbeitgeber gefragt werden, ob sie geimpft sind. Durch diese Informationen sollen Arbeitgeber den Personaleinsatz genauer planen und eventuelle Schutzvorkehrungen treffen können. Grünen-Chefin Annalena Baerbock hatte sich offen für eine Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen gezeigt, wenn man etwa bei Pflege und Kliniken in eine Lage komme, dass nicht genug Menschen geimpft seien.
Aufklärung statt Pflicht
Neben der Politik sieht der Verband der Kinder- und Jugendärzte auch Betriebsärzte von Kliniken am Zuge. Sie müssten aufklären und das medizinische Personal an seine Pflicht erinnern, kranken Menschen zu helfen und sie vor Ansteckungen zu schützen, sagte Fischbach. Wer sich dem verweigere, der müsse Konsequenzen spüren, »die wehtun«. Er verwies darauf, dass Krankenhäuser oder Pflegeheime Impfverweigerer entlassen könnten. »Wenn es nach Monaten des Impfstoffüberschusses noch Ausbrüche in Pflegeheimen gibt, muss man die Zügel anziehen, und da darf Fachkräftemangel kein Gegenargument sein.« (dpa)