BERLIN. Die Impfquote von Menschen mit Migrationshintergrund fällt einer Erhebung des Robert Koch-Instituts zufolge niedriger aus als bei Personen ohne Zuwanderungsgeschichte.
Etwa 84 Prozent der Befragten mit Wurzeln in anderen Herkunftsländern gaben an, mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten zu haben, sagte RKI-Wissenschaftlerin Elisa Wulkotte in Berlin. Bei den befragten Personen ohne Migrationsgeschichte seien es 92 Prozent. Für die neue Covimo-Studie wurden Ende 2021 auf Deutsch, Russisch, Türkisch, Arabisch, Polnisch und Englisch jeweils 1000 Personen mit und ohne Migrationshintergrund befragt.
Man müsse bei beiden Quoten jedoch von einer »Überschätzung« ausgehen - der festgestellte Unterschied sei aber verlässlich. Denn insgesamt meldete das RKI eine Erstimpfungsquote von 75,9 Prozent. Dass beide Werte der aktuellen Untersuchung höher ausfallen, liege daran, dass sich an solchen Befragungen tendenziell eher Menschen mit Vertrauen in Institutionen wie das RKI und mit positiver Impfhaltung beteiligten.
Weniger Herkunft, sondern Sprachkenntnisse spielen eine Rolle
Wulkotte betonte, dass es bei Menschen mit Migrationshintergrund jedoch deutliche Potenziale gebe. Denn die Impfbereitschaft unter zugewanderten Menschen, die bisher noch keine Spritze erhalten hatten, sei höher als in anderen Gruppen. »Hier muss nachgesteuert werden.« Ganz wichtig sei es, nicht einfach pauschal zwischen Personen mit oder ohne Migrationshintergrund zu unterscheiden, sondern genau auf die beeinflussenden Faktoren zu schauen, mahnte die Expertin.
Weniger die Herkunft, sondern Deutsch-Sprachkenntnisse, Kriterien wie Bildung und Einkommen, aber auch das Alter spielten eine Rolle - je höher diese ausfallen, desto größer die Chancen, geimpft zu werden. Negativ können sich laut der Studie Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen auswirken. Falschinfos über die Sicherheit der Impfung grassierten zudem häufiger unter den Befragten aus der Gruppe mit Migrationsgeschichte.
Die Bielefelder Forscherin Doris Schaeffer kritisierte, es fehle auch nach zwei Jahren Pandemie Aufklärungs- und Informationskampagnen, die speziell auf die nicht-deutschsprachige, sehr heterogene Gruppe der Menschen mit Zuwanderungshintergrund ausgerichtet seien. (dpa)