Zu der zentralen Demonstration zum G7-Gipfel in München sind am Samstag deutlich weniger Menschen gekommen als erwartet.
Die Polizei sprach mehr als zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung von etwa 4000 Teilnehmern, die Veranstalter gaben 6000 Protestierende an. Ursprünglich war mit mindestens 20.000 Menschen gerechnet worden.
Eine Sprecherin der Veranstalter sagte, dass erst nach Beginn des späteren Demonstrationszuges eine Schätzung möglich sei. Die Kundgebung auf der Theresienwiese diene zunächst dazu, die Teilnehmer zu sammeln. Oft schließen sich bei solchen mehrstündigen Demos dann noch viele Teilnehmer erst im Laufe der Veranstaltung an.
Allerdings zeigten sich einigen Aktivisten bereits auf der Theresienwiese verwundert und überrascht über den geringen Zulauf. »Wir sind enttäuscht«, sagte die 46-jährige Andrea von Greenpeace aus Hannover. Es wirke so, als ob nur Organisationen vor Ort seien, aber niemand aus der Bevölkerung. »So schlecht ist das Wetter ja auch nicht«, sagte sie.
Bisher keine gravierenden Vorfälle
Die Demo fand einen Tag vor Beginn des Gipfels in Elmau statt. Laut Münchner Polizei gab es bis kurz vor Beginn der Kundgebung keinerlei berichtenswerte Vorfälle.
Zur Demonstration in München haben 15 globalisierungskritische Verbände von Attac bis zur Umweltorganisation WWF aufgerufen. Die Kundgebung hat vier Schwerpunkte: den Ausstieg aus fossilen Energien, den Erhalt von Tier- und Pflanzenvielfalt, die soziale Gerechtigkeit auf dem Planeten und die Bekämpfung des Hungers. »Klimakrise, Artensterben, Ungleichheit: Die G7-Staaten tragen Verantwortung dafür, dass sich die weltweiten sozialen und ökologischen Krisen immer dramatischer zuspitzen. Schluss damit. Gerecht geht anders«, heißt es im Aufruf zur Teilnahme.
»Für uns ist das die klare Grenze«
"Wir erwarten, dass es eine friedliche, eine bunte und eine schöne Demonstration wird", hatte der Anmelder der Kundgebung, Uwe Hiksch von den Naturfreunden, betont. Beteiligt sind unter anderem auch der auf Online-Kampagnen spezialisierte Verband Campact, Greenpeace, der Bund für Umwelt und Naturschutz, Misereor und Brot für die Welt. Der Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, betonte ebenfalls, der Protest in München müsse gewaltfrei sein. »Für uns ist das die klare Grenze«, sagte Kaiser der "Passauer Neuen Presse".
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) rief die Kritiker des G7-Gipfels zur Gewaltfreiheit auf. »Ich erwarte von allen Demonstranten, dass sie friedlich protestieren, niemanden verletzen und keine Autos oder Geschäfte zerstören«, sagte Faeser dem Nachrichtenportal t-online. Am meisten Sorgen machten ihr Gruppen aus der linksextremistischen Szene.
Münchner Polizei mit 3000 Kräften im Einsatz
Nach Einschätzung der Münchner Polizei, die mit rund 3000 Einsatzkräften für einen friedlichen Ablauf sorgen will, könnte aber ein schwarzer Block mit einer hohen dreistelligen Personenzahl für Unruhe sorgen. Die bundesweite Mobilisierung sei aber nicht so stark wie beim G7-Gipfel vor sieben Jahren, hieß es.
Der G7-Gipfel ist wie schon im Jahr 2015 auf Schloss Elmau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu Gast. Vom 26. bis zum 28. Juni treffen sich dort die Staats- und Regierungschefs von sieben führenden westlichen Industriestaaten und einigen Gastländern. Neben Deutschland gehören der G7-Gruppe die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan an. Insgesamt sind rund 18.000 Polizistinnen und Polizisten rund um den Gipfel im Einsatz.
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