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Deutsche Experten sehen FFP2-Pflicht positiv

Bayern führt eine Pflicht ein, in bestimmten Situationen eine FFP2-Maske zu tragen. Viele Experten finden das an sich gut. Aber das Tragen einer solchen Maske will gekonnt sein.

BERLIN. Mehrere deutsche Experten halten die in Bayern beschlossene Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken grundsätzlich für sinnvoll. Ein Fachmann ist allerdings auch skeptisch, ob die neue Regel im Kampf gegen Corona einen Unterschied macht.

Betont wird, dass die Verfügbarkeit der Masken und die richtige Handhabe essenziell seien. Das Kabinett in Bayern hatte am Dienstag beschlossen, dass Menschen im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel ab kommenden Montag sogenannte FFP2-Masken tragen müssen. Der gängige Mund-Nasen-Schutz - oftmals selbstgenäht - kann Experten zufolge andere Menschen schützen, FFP2-Masken schützen auch den Träger selbst.

»Prinzipiell finde ich die Idee gut«, sagte etwa der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit der Deutschen Presse-Agentur. Es müssten aber zwingend Angebote damit verbunden sein: zum einen der kostenlose Zugang zu solchen medizinischen Masken, zum anderen Anleitungen zur richtigen Benutzung. »Ohne solche Angebote sehe ich das kritisch.«

Auch eine FFP2-Maske schütze nur, wenn sie korrekt angelegt und verwendet werde, betonte Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Sie müsse dicht abschließen, die Außenfläche dürfe auch beim Ablegen nicht berührt werden. Korrekt verwendet biete eine solche Maske anders als die einfachen Einweg- und Baumwollmasken viel Eigenschutz. »Ich kann mich selbst schützen und bin weniger darauf angewiesen, dass die Menschen in meiner Umgebung sich richtig verhalten.«

Kaum beurteilen lasse sich allerdings, wie viel weniger Infektionen es etwa in einem Bus geben würde, trügen die Menschen darin alle korrekt angelegte FFP2-Masken anstelle korrekt angelegter einfacher Einwegmasken, sagte Schmidt-Chanasit. »Das ist spekulativ, dazu gibt es keine Daten.«

Auch der Virologe Alexander Kekulé hält die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr und Einzelhandel grundsätzlich für sinnvoll. »Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird.«

FFP2-Masken böten einen nachweislich besseren Eigenschutz als die einfache chirurgische Mund-Nasen-Bedeckung, erklärte Gérard Krause vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Zudem scheine die Bandbreite bei der Qualität einfacher Mund-Nasen-Bedeckungen sehr variabel zu sein - und die Art, diese zu tragen, oft nicht adäquat. »Bei FFP2-Masken scheinen diese beiden Schwierigkeiten nicht so ausgeprägt, so dass auch deswegen eine bessere Wirksamkeit zu erwarten ist.«

Es gibt aber auch skeptischere Stimmen zur FFP2-Pflicht. »Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht«, sagte Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Deutschen Presse-Agentur. »Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern, weil sich die Leute geschützter fühlen und weniger vorsichtig sind.«

Es bedürfe bei einer FFP2-Maske großer Expertise, sie komme aus dem Arbeitsschutz und sei nicht für Laien gedacht. »Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske«, so Knobloch. Der Atemwiderstand sei bei den dichteren FFP2-Masken größer als bei den einfachen Kunststoff- oder selbstgenähten Stoffmasken. »Durch eine Stoffmaske atme ich immer zumindest zum Teil hindurch, aber wenn bei einer FFP2-Maske irgendwo am Gesicht eine kleine Lücke bleibt, geht fast alle Luft dort hindurch - und mit ihr das Virus.«

Unklar sei vielen Menschen auch, dass sich Bartträger eine FFP2-Maske nicht dicht aufsetzen können, erklärte Knobloch. »Sie ist bei Männern nur mit glattrasierter Haut zu tragen.«

Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, warnt vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken. Diese böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden, sagte Asbach der Deutschen Presse-Agentur. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern - damit gingen immer noch 6 Prozent durch. »Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt.« Wichtig sei ein Mix.

Wenig Unterschied macht es Asbach zufolge, ob die Atemschutzmasken aus den Klassen FFP2, N95 oder KN95 sind. (dpa)