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»Auf Kurs«: Viele österreichische Geschäfte wieder geöffnet

Die Entwicklung bei den Corona-Zahlen ist in Österreich so gut, dass die Regierung am Fahrplan zum Wiederhochfahren der Wirtschaft festhält. Die von Covid-19 verschreckten Bürger sind wieder Konsumenten.

Baumärkte in Österreich öffnen
In Österreich dürfen kleine Läden mit weniger als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie - wie hier zu sehen - Bau- und Gartenmärkte wieder öffnen. Foto: Helmut Fohringer/APA/dpa
In Österreich dürfen kleine Läden mit weniger als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie - wie hier zu sehen - Bau- und Gartenmärkte wieder öffnen. Foto: Helmut Fohringer/APA/dpa

WIEN. Es ist der Traum des Geschäftsmanns - und möglicherweise der Alptraum einiger Virologen: Vor manchem Bau- und Gartenmarkt in Österreich bildete sich am Dienstag eine lange Schlange von Kunden.

Auf der Suche nach Pflanzen, Blumenerde, Schrauben und Farbe wollten die Österreicher nicht mehr warten und nutzten in der Corona-Krise gleich Tag eins der Wiederöffnung vieler Geschäfte. Das Wichtigste dabei: Es ging augenscheinlich diszipliniert zu, die Hygiene- und Abstandsregeln wurden eingehalten. Und auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gab sich eher gelassen. Damit habe er gerechnet und er vertraue weiter darauf, dass die Bürger beim Einkaufen den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz trügen und die Geschäfte nicht mehr Kunden als erlaubt Zutritt gewährten. Generell stellte der Regierungschef fest: »Wir sind auf Kurs.«

Mit der Öffnung der kleinen Läden unter 400 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie der Bau- und Gartenmärkte tastet sich Österreich seit Dienstag als eines der ersten Länder in Europa an die »neue Normalität« heran, wie Kurz den künftigen Zustand umschreibt. Unter anderem Buchläden, Parfümerien, Boutiquen, Optikern sowie Uhren- und Schmuckgeschäften war es wieder erlaubt, Umsatz zu machen. Von der ersten Stufe der Lockerungen können fast 80 Prozent der Einzelhändler profitieren. Es gilt das Gebot: Nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche. Sind es mehr, müssen sie draußen warten.

Das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes - erlaubt sind auch Schals oder Tücher - hat sich binnen kürzester Zeit in der Alpenrepublik etabliert. Zwar sind die Masken kein Schutz gegen Ansteckung, sie reduzieren aber die Gefahr, dass ein Infizierter seine Viren verbreitet. Sie müssen nun auch in allen öffentlichen Verkehrsmitteln getragen werden. Wer mit dem Zug fährt, muss seine eigene Maske schon dabei haben. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) verkaufen jedenfalls keinen Mund-Nasen-Schutz in den Zügen.

Weiterhin gilt laut Kurz die Maßgabe: »So viel Freiheit wie möglich, so viele Einschränkungen wie notwendig.« Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erklärte, dass der Anstieg bei den bestätigten Fällen seit zehn Tagen weniger als drei Prozent pro Tag betrage. Zuletzt lag die Wachstumsrate bei nur 0,8 Prozent, meinte Anschober. Die Zahl der Infizierten verdopple sich nun erst alle 39 Tage. Außerdem sind die Kapazitäten der Kliniken zur Behandlung auch schwerer Fälle der Lungenkrankheit Covid-19 bei weitem nicht ausgereizt.

Insgesamt unterstreichen die Zahlen, dass Österreich gerade im internationalen Vergleich bisher ohne die befürchteten Worst-Case-Szenarien durch die Corona-Krise gekommen ist. Das Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit der Schließung fast aller Geschäfte bereits Mitte März zeige die erhoffte Wirkung, heißt es von der Regierung. Es sei auch auffällig gewesen, dass sich die Österreicher selbst beim Traumwetter über Ostern kaum zu Ausflügen oder gar Besuchen von Verwandten hätten verleiten lassen.

Alle weiteren Geschäfte sollen am 2. Mai öffnen, so ist es zumindest geplant. Ab Mitte Mai können laut aktuellem Fahrplan möglicherweise auch Restaurants und Lokale wieder Gäste empfangen. Die Regierung behält sich aber vor, bei Bedarf jederzeit die Notbremse zu ziehen. (dpa)