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Aiwanger: Impfskepsis wegen Nebenwirkungen in eigenem Umfeld

Der bayerische Wirtschaftsminister Aiwanger will sich erst mal nicht gegen das Coronavirus impfen lassen. Er sehe sich als Stimme derer, »die den Weg noch nicht mitgehen«.

Hubert Aiwanger
Impfnebenwirkungen, bei denen einem »die Spucke wegbleibe«: Hubert Aiwanger. Foto: Christophe Gateau/dpa
Impfnebenwirkungen, bei denen einem »die Spucke wegbleibe«: Hubert Aiwanger. Foto: Christophe Gateau/dpa

MÜNCHEN. Bayerns Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger hat seine Skepsis gegenüber Corona-Impfungen erneut gegen Kritik verteidigt.

Er warte mit einer Impfung, bis er selbst überzeugt sei, dass eine Impfung für ihn ganz persönlich sinnvoller sei, als ungeimpft zu bleiben, sagte der Chef der Freien Wähler am Mittwoch im Interview mit dem Deutschlandfunk. Man müsse auch kein Geheimnis daraus machen, dass auch er aus seinem privaten Umfeld von Impfnebenwirkungen höre, bei denen einem »die Spucke wegbleibe«. Konkrete Beispiele dazu wollte Aiwanger aber keine nennen.

Dafür sprach sich Aiwanger aber für eine Fortführung der kostenlosen Corona-Tests aus und warnte vor einer »Jagd« auf Ungeimpfte. Die Bürger müssten »ohne Druck« und mit guten Fakten überzeugt werden. Bisher seien sie »teilweise nicht zu Unrecht verunsichert« und nannte in dem Zusammenhang den Impfstoff von Astrazeneca. Aiwanger verwies auf möglicherweise kommende Impfstoffe, die besser funktionierten.

Aiwanger widersprach auch der These, dass die Pandemie durch die Impfungen beendet werden könne. Die Situation »sei mit Impfungen nicht erledigt«, vielmehr warne er davor, dass doppelt Geimpfte durch eine falsche Nachlässigkeit bei Tests das Virus weiter verbreiteten. Er sagte voraus, dass im Herbst die Infektionszahlen trotz vieler Impfungen im Land wieder steigen würden, vergleichbar mit dem Herbst vor einem Jahr, wo es noch keine Impfungen gegeben habe.

Angesprochen auf die Frage, ob er als Wirtschaftsminister und Regierungsmitglied keine besondere Verantwortung bei der Frage habe, sagte Aiwanger, seine Verantwortung liege auch darin, nicht alles zu tun, was die Mehrheit an dieser Stelle fordere oder das politische Establishment erwarte. Er sehe sich in der sensiblen Debatte auch als Stimme derer, »die den Weg noch nicht mitgehen«.

Der Staat, so Aiwanger, dürfe den Menschen nicht vorschreiben, ob sie sich impften. Das Aufzwingen einer Impfung wäre eine »rote Linie«, die nicht überschritten werden dürfe. Für ihn gelte: »Mein Köper, darüber entscheide ich selbst. Das letzte Wort liegt bei mir.«

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) ging auf Distanz zum Wirtschaftsminister. »Die VBW steht klar zur Impfkampagne des Bayerischen Gesundheitsministers«, sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt der »Welt«. »Insoweit ist die Haltung des Bayerischen Wirtschaftsministers kontraproduktiv«, sagte er. Trotz erheblicher Fortschritte müsse die Impfquote dringend weiter erhöht werden.

Im Netz erntete Aiwanger für seine Aussagen viel Kritik und Spott. Impfbefürworter wie Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir riefen unter dem Hashtag Aiwanger zur Impfung auf. Andere warfen ihm vor, mit seiner Impfskepsis im Bundestagswahlkampf auf Stimmenfang zu gehen. Aiwanger ist der Spitzenkandidat der Freien Wähler. (dpa)