Die globalen Temperaturen sind im Januar 2024 höher als je zuvor in diesem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Das teilte der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union mit. Damit liege die Erderwärmung nun erstmals über einen Zeitraum von zwölf Monaten (Februar 2023 bis Januar 2024) durchschnittlich über 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Das heißt aber noch nicht, dass das Pariser 1,5-Grad-Ziel verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird.
Eine rasche Reduzierung der Treibhausemissionen sei der einzige Weg, um den Anstieg der globalen Temperaturen zu stoppen, mahnte Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess. Die mittlere Januar-Temperatur 2024 lag 1,66 Grad höher als die geschätzte Durchschnittstemperatur im Januar zwischen 1850 und 1900, wie es hieß. Fachleute halten es durchaus für möglich, dass 2024 noch wärmer wird und das Gesamtjahr erstmals die 1,5 Grad-Schwelle reißen könnte.
2023 wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1850
Das vergangene Jahr war Copernicus zufolge 1,48 Grad wärmer als im weltweiten vorindustriellen Mittel und damit das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1850. »Es ist wahrscheinlich, dass die Temperaturen 2023 wärmer waren als in den vergangenen 100.000 Jahren«, hatte Burgess Anfang Januar erklärt. Europa erlebte das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.
Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang sagte: »Trotz einiger wichtiger Erfolge der Weltgemeinschaft - zuletzt in Dubai, wo sich die Staaten auf das Ende fossiler Brennstoffe geeinigt haben - sind wir zu weit davon entfernt, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und so unsere Lebensgrundlage zu schützen.« Die aktuellen Zahlen seien nicht nur eine Warnung an die Menschheit, sondern auch ein Handlungsauftrag, betonte Lang. Bei der kommenden Europawahl gehe es um eine Richtungsentscheidung. »Wir wollen, dass unsere Industrien wettbewerbsfähig bleiben, dass sich die Zukunftstechnologien bei uns ansiedeln.« Dafür müsse in die klimaneutrale Modernisierung der Wirtschaft und in die soziale Infrastruktur investiert werden.
Das Wetterphänomen El Niño habe inzwischen begonnen, sich abzuschwächen, die Lufttemperaturen über dem Meer seien jedoch weiterhin auf einem ungewöhnlich hohen Niveau, hieß es von Copernicus zum aktuellen Stand. Das wiederkehrende Wetterphänomen heizt alle paar Jahre den Pazifik auf und kann die globalen Temperaturen zusätzlich in die Höhe treiben.
Regionale Unterschiede
In Europa zeigte sich im Januar ein gemischtes Bild: Während es in den nordischen Ländern deutlich kühler war als im Schnitt des Referenzzeitraums, war es im Süden des Kontinents deutlich wärmer. Überdurchschnittlich warm war es auch im Osten Kanadas, in Nordwestafrika, dem Nahen Osten und Zentralasien, während es im westlichen Kanada, dem Zentrum der USA und dem größten Teil Sibiriens kälter war als im Mittel.
Die Lufttemperatur lag den Daten zufolge im Januar 0,12 Grad über der Temperatur im Januar 2020, der bislang als der wärmste Januar verzeichnet wurde. Die von Copernicus genutzten Daten gehen zurück bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar. Experten gehen davon aus, dass ein Rekordjahr wie 2023 wahrscheinlich schon in ein paar Jahren als vergleichsweise kaltes Jahr gelten wird.
Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen.
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