ESSEN. Die deutschen Energiekonzerne sind bislang weitgehend unbeschadet durch die Corona-Pandemie gekommen. Das gilt sowohl für ihre Geschäftsentwicklung als auch für den Betrieb ihrer Kraftwerke und Leitungsnetze.
Da die Stromversorgung zur kritischen Infrastruktur gehört, waren sie gut auf die Krise vorbereitet, wie die Bundesnetzagentur bestätigt hat.
Am Donnerstag legt der größte deutsche Stromerzeuger RWE Geschäftszahlen für das erste Quartal vor. Konzernchef Rolf Martin Schmitz hat bereits betont, die Pandemie habe sein Unternehmen bisher kaum getroffen. Ähnlich hatten sich zuvor auch der Energiekonzern Eon und der Kraftwerksbetreiber Uniper geäußert. Allerdings waren lediglich die letzten drei Wochen des Quartals von
ersten Lockdown-Maßnahmen betroffen.
Stromerzeugung und Stromverbrauch in Deutschland sind vor allem im April coronabedingt deutlich gesunken. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur lag der Stromverbrauch um mehr als 8 Prozent unter dem im April 2019. Da der von Industriebetrieben selbst erzeugte und verbrauchte Strom in diesen Zahlen nicht erfasst ist, dürfte der Rückgang noch höher ausgefallen sein.
An der Strombörse haben der gesunkene Verbrauch, die hohe Erzeugung von Ökostrom und die niedrigeren Kosten für Verschmutzungsrechte (CO2-Zertifikate) den Strompreis kräftig sinken lassen. Das trifft die großen Erzeuger nach eigenen Angaben aber aktuell nicht, da sie den Strom teilweise schon vor zwei Jahren zu höheren Preisen auf Termin verkauft haben.
Nach bereits veröffentlichten Zahlen hat RWE im ersten Quartal dieses Jahres deutlich weniger Strom erzeugt als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Vor allem die Stromproduktion aus Braun- und Steinkohle lag erheblich unter den Vorjahreswerten.
Einen wachsenden Anteil an der RWE-Stromerzeugung nehmen inzwischen die erneuerbaren Energien ein. RWE hat durch den Tausch von Geschäftsfeldern mit Eon die Ökostromproduktion des bisherigen Rivalen übernommen. Bis zum Jahr 2040 will RWE komplett CO2-neutral Strom produzieren.
Der größte Staatsfonds der Welt, der norwegische Ölfonds, hat dennoch seine Anteile von 0,6 Prozent an RWE veräußert. Der Fonds begründete dies mit der Stromproduktion aus Kohle. Das Essener Unternehmen nannte diese Entscheidung »absolut nicht nachvollziehbar«. Schon heute sei RWE ein weltweit führendes Unternehmen für erneuerbare Energien. Kaum ein Unternehmen verändere sich »so radikal und schnell wie RWE«. (dpa)