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Was macht einen guten Supermarkt aus? Das sagt der Rewe-Chef

Lebensmittelpreise, Eigenmarken, SB-Kassen und Lieferservice: Im Interview mit der dpa äußert sich der Rewe-Chef über verschiedene Themen - auch über das spezielle Einkaufsverhalten in Deutschland.

Rewe-Chef Lionel Souque
Die Supermarktkette Rewe setzt künftig noch stärker auf Selbstbedienungskassen. Foto: Thomas Banneyer/DPA
Die Supermarktkette Rewe setzt künftig noch stärker auf Selbstbedienungskassen.
Foto: Thomas Banneyer/DPA

Rewe-Chef Lionel Souque ist vorsichtig optimistisch, was die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland betrifft. Die Konsumstimmung verbesserte sich seiner Ansicht nach zuletzt. »Seit die Inflation zurückgegangen ist, kaufen die Leute wieder mehr Bio. Ich glaube, das liegt daran, dass sie sich auch wieder hochpreisigere Artikel leisten«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Im vergangenen Jahr, als die Teuerungsrate hoch war, hätten darauf noch viele Menschen verzichtet. Im Gespräch mit der dpa äußerte sich Souque zu weiteren aktuellen Themen. Ein Überblick:

Was macht einen guten Supermarkt aus? 

»Die Basics müssen da sein, die Produkte müssen top frisch sein, es braucht eine vielfältige Auswahl, der Service muss gut sein, die Preise müssen stimmen und auch Sauberkeit ist wichtig«, sagt Souque. Dazu brauche es möglichst wenig Schlangen an der Kasse sowie freundliche und kompetente Mitarbeiter. »Das klingt einfach. Aber das von Montag bis Samstag und von früh bis spät in allen Märkten in Deutschland zu schaffen, ist schwieriger als man glaubt«.

Wie entwickeln sich die Lebensmittelpreise?

Der Rewe-Chef erwartet nicht, dass die Preise für Nahrungsmittel insgesamt weiter steigen. Bei einzelnen Produkten seien Preissteigerungen jedoch möglich. »Man kann ja nicht jede Ernte planen. Dazu kommen Preisentwicklungen bei Rohstoffen am Weltmarkt wie zu Beispiel Kakao und Orangensaft, da sind die Rohstoffpreise in letzter Zeit stark gestiegen.« Bei anderen Produkten seien die Preise gesunken. Eine verlässliche Aussage, wie es sich insgesamt entwickele, sei daher schwierig. Bei Rewe stiegen die Preise nach Angaben von Souque zuletzt im Schnitt nicht mehr, sondern sanken eher. 

Wie reagiert Rewe auf die Beliebtheit von Eigenmarken?

Verbraucher greifen beim Einkaufen seit einiger Zeit verstärkt zu den günstigeren Eigenmarken des Handels. »Die Inflation hat dazu geführt, dass auch viele neu damit angefangen haben. Sie haben gemerkt, dass Qualität und Preis gut sind und bleiben den Produkten nun treu«, sagt Souque. Rewe erweiterte sein Eigenmarkenangebot. »Unsere Preiseinstiegsmarke «Ja» haben wir von 600 auf mehr als 1.200 Artikel ausgebaut«, sagt der Rewe-Chef. Ein durchschnittlicher Rewe-Markt hat nach Angaben des Unternehmens rund 15.000 Artikel im Sortiment, rund ein Drittel davon sind Eigenmarken. Deren Umsatzanteil sei zuletzt stärker gewachsen als derjenige von den Herstellermarken, so Souque.

Die Markenartikel bleiben dennoch wichtig für die Supermarktkette, um sich von den Discountern abzuheben. Der Rewe-Chef wünscht sich von den großen Lebensmittelherstellern mehr Kreativität bei der Entwicklung. »Markenartikel müssen einen Mehrwert haben. Die Leute sind nicht bereit, nur wegen der Marke das Doppelte zu bezahlen. Sie erwarten, dass ein Produkt besser schmeckt, gesünder ist oder etwas Neues geboten wird.« Aus seiner Sicht fehlt es an Innovationsgeist. Spannende neue Produkte kommen demnach häufiger von kleinen Firmen oder Start-ups. »Ich erwarte mir schon, dass die großen Konzerne mit ihren riesigen Innovationszentren ein paar interessante, neue Sachen auf den Markt bringen. Darüber freuen sich die Kunden«, so Souque.

Kaufen Menschen in Deutschland anders ein?

Souque ist in Frankreich geboren. Unterscheidet sich das Konsumverhalten dort von dem hierzulande? »Die Menschen in Deutschland sind beim Einkaufen sehr preissensibel, stärker als in anderen Ländern. Das liegt daran, dass der deutsche Markt sehr geprägt ist vom Discount«, sagt er. »Viele Menschen in Deutschland haben kein Problem, für einen Espresso drei Euro zu bezahlen, aber wenn der Käse 10 Cent teuer wird, wird es schwierig.« Dem Rewe-Chef zufolge veränderte sich in Deutschland in den vergangenen Jahren jedoch einiges. Immer mehr Menschen interessierten sich für Kochen und gesunde Ernährung, für Inhaltsstoffe und Tierwohl. Viele seien auch bereit, für Qualität und Nachhaltigkeit mehr Geld auszugeben.

Wie geht's mit den SB-Kassen weiter?

In vielen Supermärkten sind sie heute schon zu finden, künftig will Rewe noch stärker auf Selbstbedienungskassen setzen. »Bis Ende des Jahres wollen wir die Zahl der Supermärkte, die damit ausgestattet sind, von knapp über 1.000 auf 1.800 erhöhen. Dann gibt es in knapp der Hälfte unserer Geschäfte SB-Kassen. In den nächsten Jahren werden das sicher noch mehr werden«, sagte Souque. Die SB-Kassen liefen gut und würden von einem Viertel der Kunden genutzt.

Die sogenannten Self-Checkout-Systeme, mit denen Kunden ihre Artikel selbst scannen, haben aus seiner Sicht vor allem einen Vorteil: »Die Kassen sparen Zeit. Niemand hat Lust auf Warteschlangen im Supermarkt.« Normale Kassen soll es weiterhin geben, ihre Zahl werde aber reduziert. »Es geht uns dabei auch nicht darum, Arbeitsplätze abzubauen, sondern unseren Mitarbeitenden mehr Zeit für das Wesentliche zu geben: Kontakt zu Kunden und Regalpflege«, so Souque.

Was plant Rewe mit seinem Lieferservice?

Rewe beliefert Haushalte in 90 Städten mit Lebensmitteln, die Supermarktkette ist Marktführer in diesem Bereich. Wettbewerber wie Picnic expandieren zurzeit stark und erhöhen den Druck auf das Unternehmen. Souque kann sich vorstellen, den Lieferservice auszubauen, wenn das von den Kunden gewünscht sei. Mit der Lieferung von Lebensmitteln Geld zu verdienen sei jedoch schwierig. Die Mitarbeiter müssten dabei Dinge übernehmen, die sonst der Kunde erledigt, wie die Auswahl der Produkte im Markt und den Transport. 

»Für eine Lieferung hat man da schnell einen Personaleinsatz von über 30 Minuten. Die Verkaufspreise sind aber dieselben wie im Markt«, sagt Souque. Die Spanne sei bei Lebensmitteln in Deutschland ohnehin vergleichsweise sehr gering. Das zeige sich auch insgesamt in einer niedrigen Umsatzrendite von ein bis drei Prozent. Warum Rewe den Service trotzdem anbietet? Man wolle den Kunden die Möglichkeiten geben, so einzukaufen, wie sie es gerade wollten. »Wir investieren damit in Kundenbeziehung und Image«, sagt Souque.

© dpa-infocom, dpa:240704-930-163285/2