WOLFSBURG. Der Umsatzeinbruch in der Corona-Krise hat Deutschlands größte Friseurkette Klier in die Insolvenz gedrückt. Das Amtsgericht am Firmenhauptsitz Wolfsburg eröffnete am Dienstag ein entsprechendes Verfahren, um die Forderungen der Gläubiger zu prüfen.
Klier war infolge des starken Nachfragerückgangs seit dem Beginn der Pandemie finanziell immer mehr in Bedrängnis geraten. Nachdem Anfang September zunächst ein Schutzschirmverfahren beantragt worden war, um das Unternehmen zu sanieren, machte das zuständige Gericht nun knapp drei Monate später den Weg für das Insolvenz-Hauptverfahren frei.
»Die Gläubiger werden aufgefordert, Insolvenzforderungen bei dem Sachwalter unter Beachtung anzumelden«, teilte die Kammer mit. Eine Gläubigerversammlung wurde für den 25. Februar 2021 angesetzt. Wie viele der rund 9200 Jobs bei Klier gefährdet sind, ist bisher unklar.
Zuvor hatten auch Überbrückungshilfen die hohen Einnahmeeinbußen bei Klier besonders während des Shutdowns im Frühjahr nicht ausgleichen können - etliche Friseurbetriebe hatten damals zeitweise komplett schließen müssen. Ein Sprecher hatte am Montag erklärt, die Prüfung der Finanzlage sei nun »eine wichtige weitere Etappe« auf dem weiteren Weg. Die geschäftsführenden Gesellschafter Michael und Robert Klier hatten sich zuversichtlich für einen Neustart gezeigt.
Während des vorgeschalteten Schutzschirmverfahrens war das Restvermögen von Klier zunächst vor äußeren Zugriffen geschützt. Ziel eines solchen Ablaufs ist es, noch nach weiteren Lösungen zu suchen, ohne dass förmlich Insolvenz angemeldet wird. Die Geschäftsleitung bleibt im Amt, ihr wird allerdings ein Sachwalter zur Seite gestellt. Klier ließ im September mitteilen, man wolle sich »in eigener Verantwortung nachhaltig sanieren und zukunftsfähig aufstellen«.
Die Klier-Gruppe betreibt nach eigenen Angaben die bundesweit größte Zahl an Friseurfilialen. Neben rund 1400 Niederlassungen im Inland gibt es zahlreiche weitere Standorte in anderen Ländern Europas. Auch Marken wie Essanelle oder Super Cut gehören dazu. Der Sachwalter im Schutzschirmverfahren, Silvio Höfer, wollte sich zu den konkreten Aussichten zuletzt nicht äußern.
Die Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Christine Behle, hatte betont, bei den Verhandlungen müssten die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Sie warnte Klier vor einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen. (dpa)