BERLIN. Deutschland hat sich im zweiten Jahr der Corona-Pandemie besser geschlagen als zunächst angenommen. Im vergangenen Jahr gab der Staat 132,5 Milliarden Euro mehr aus, als er einnahm. Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung lag das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen bei 3,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Es fiel damit geringer aus als zunächst mit 4,3 Prozent berechnet.
Gegenüber dem Vorjahr sank das Defizit 2021 um 12,8 Milliarden Euro. Das größte Minus verbuchte mit 143,4 Milliarden Euro der Bund angesichts der hohen Kosten der Corona-Pandemie. Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen lagen hingegen auch aufgrund hoher Transfers vom Bund leicht im Plus. Im Corona-Krisenjahr 2020 hatte Deutschland erstmals seit 2011 wieder ein Haushaltsdefizit verbuchen müssen.
Deutsche Wirtschaft schrumpft um 0,3 Prozent
Zum Jahresende 2021 würgte die vierte Corona-Welle die Konjunkturerholung in Europas größter Volkswirtschaft ab. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt zudem mitteilte. In einer ersten Schätzung war die Behörde aber noch von einem Rückgang um 0,7 Prozent ausgegangen.
Im Zeitraum Oktober bis Ende Dezember 2021 belasteten verschärfte Einschränkungen wegen der vierten Corona-Welle vor allem den Einzelhandel und das Gastgewerbe. Der private Konsum als wichtige Konjunkturstütze sank gegenüber dem Vorquartal. Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten wie Halbleiter trafen zudem die Industrie. Trotz des Rückgangs im vierten Quartal wuchs die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr jüngsten Daten zufolge um 2,9 Prozent nach einem Einbruch im ersten Corona-Jahr 2020.
Die Konjunkturaussichten für die kommenden Monate haben sich angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine eingetrübt. Nach einem voraussichtlich schwachen Winterquartal 2022 könnte der Krieg den erhofften Frühjahrsaufschwung bremsen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag befürchtet schwerwiegende wirtschaftliche Folgen.
Nach Einschätzung von Ökonomen sind wachsende Unsicherheit und steigende Energiepreise Gift für den Aufschwung. »Wir gehen davon aus, dass die Realwirtschaft rund um den Globus spürbare Einbußen hinnehmen muss«, hieß es von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). (dpa)