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Energiekrise beschleunigt Ausbau erneuerbarer Energien

Experten rechnen mit dem größten absoluten Zuwachs aller Zeiten. Um den Strom nutzen zu können, muss jedoch zuvor noch einiges passieren.

Windkraftanlage
Windenergie steht an der Spitze des Ausbaus, glaubt IEA-Direktor Fatih Birol. Foto: Bernd Weißbrod
Windenergie steht an der Spitze des Ausbaus, glaubt IEA-Direktor Fatih Birol.
Foto: Bernd Weißbrod

Angesichts der globalen Energiekrise rechnet die Internationale Energieagentur (IEA) damit, dass der weltweite Ausbau erneuerbarer Stromkapazitäten in diesem Jahr um ein Drittel steigt.

Die zunehmende politische Dynamik, höhere Preise für fossile Brennstoffe und die Sorge um die Energiesicherheit förderten einen verstärkten Einsatz von Photovoltaik- und Windkraftanlagen, teilte die IEA in einem heute vorgelegten Bericht in Paris mit. Gegenüber der Zeit vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine sei die Prognose hinsichtlich des Ausbaus erneuerbarer Energien um 40 Prozent nach oben korrigiert worden.

Erwartet werde 2023 der größte absolute Zuwachs an erneuerbarer Stromerzeugung aller Zeiten. Das Wachstum werde sich auch im nächsten Jahr fortsetzen, wenn die Gesamtkapazität der erneuerbaren Energien weltweit auf 4500 Gigawatt (GW) ansteige, was der gesamten Stromerzeugung Chinas und der Vereinigten Staaten zusammen entspreche.

Weiterhin viel zu tun

»Solar- und Windenergie stehen an der Spitze des schnellen Ausbaus der neuen globalen Energiewirtschaft«, sagte IEA-Direktor Fatih Birol. »Die globale Energiekrise hat gezeigt, dass die erneuerbaren Energien entscheidend sind, um die Energieversorgung nicht nur sauberer, sondern auch sicherer und erschwinglicher zu machen - und die Regierungen reagieren darauf mit Bemühungen, sie schneller einzusetzen.« Die Stromnetze müssten allerdings modernisiert und ausgebaut werden, um sicherzustellen, dass das enorme Potenzial der Sonnen- und Windenergie voll ausgeschöpft werden kann.

Erneuerbare Energien stehen nach dem IEA-Bericht in Europa an vorderster Front bei der Bewältigung der Energiekrise. Auch in den USA und Indien trügen neue politische Maßnahmen in den nächsten zwei Jahren zu einem erheblichen Anstieg bei. China festige unterdessen seine führende Position und werde sowohl 2023 als auch 2024 fast 55 Prozent des weltweiten Ausbaus an erneuerbarer Energiekapazität ausmachen.

Der Ausbau von Solaranlagen wird nach der IEA-Analyse in diesem Jahr zwei Drittel des Anstiegs der erneuerbaren Stromerzeugungskapazität ausmachen und bis 2024 weiter wachsen. Höhere Strompreise förderten ein schnelleres Wachstum von Solaranlagen auf Dächern, die Verbrauchern ein Senken ihrer Stromkosten ermöglichten. Gleichzeitig wird bis 2024 eine Verdoppelung der Produktionskapazität für Solarelemente erwartet.

Nach Jahren des schleppenden Ausbaus von Windenergieanlagen geht die IEA für 2023 von einem Zuwachs um 70 Prozent aus. Das schnelle Wachstum hänge vor allem mit der Fertigstellung von zuvor durch die Corona-Pandemie ausgebremsten Projekten in China sowie von durch Lieferkettenprobleme verzögerten Projekten in den USA und Europa zusammen.

Ob sich das Wachstum 2024 fortsetzt hänge mit der Fähigkeit von Regierungen zusammen, Genehmigungen voranzutreiben. Im Gegensatz zur Photovoltaik wüchsen die Lieferketten für Windturbinen nicht schnell genug, um mittelfristig mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten.

© dpa-infocom, dpa:230601-99-903307/3