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Die langen Schlangen täuschen: Auch Baumärkte spüren Krise

In Corona-Zeiten stehen vor vielen Baumärkten lange Schlangen - doch auch diese Branche spürt die Krise. Für alle Beteiligten sei die Pandemie eine ernste Herausforderung, betont der Branchenverband.

Baumarkt
Ein Schild mit der Aufschrift »Eingang - Pro Person 1 Wagen!« am Eingang eines Baumarkts. Foto: Sven Hoppe/dpa
Ein Schild mit der Aufschrift »Eingang - Pro Person 1 Wagen!« am Eingang eines Baumarkts. Foto: Sven Hoppe/dpa

NEUSTADT. Eine Heckenschere für den Garten besorgen oder Wandfarbe für die Küche: In der Corona-Krise nutzen viele Menschen die Zeit zuhause zum Erneuern und Werkeln - und reihen sich in die oft langen Schlangen vor Heimwerkermärkten ein.

Im Unterschied zu anderen Geschäften durften Baumärkte in den vergangenen Wochen öffnen. Sie decken den Grundbedarf und gelten als »systemrelevant«.

Die Vorstellung täusche aber, es sei gleichermaßen zu einem Ansturm gekommen, sagt Sprecher Florian Preuß von der Baumarktkette Hornbach. »In unseren deutschen Märkten hatten wir im April weniger Kunden als üblicherweise. Verantwortung dafür tragen wir selbst - denn wir begrenzen den Eintritt in unsere Märkte seit dem 18. März strikt.«

Einen Markt mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche dürften aktuell nur 100 Kunden zeitgleich betreten. »Alle weiteren Kunden müssen außen warten - was bisweilen den Eindruck verstärkt, es gäbe einen Ansturm«, sagt Preuß. Allerdings spüre das Unternehmen eine sehr hohe Nachfrage. »Die Bestellungen in unserem Onlineshop explodieren.« Interesse herrscht vor allem an Pflanzen, Erden und Dünger - aber auch etwa an Gartenspielgeräten - und Pools. »Die Menschen machen es sich und ihren Kids schön«, meint Preuß.

Dem Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) zufolge sind die beschlossenen Einschränkungen während der Corona-Krise wichtig, sie bringen viele Betriebe jedoch an die Existenzgrenze. »In den Monaten März bis Mai werden in Deutschland geschätzt 38 Prozent des Jahresumsatzes getätigt. Bezogen auf die Menge sind es sogar rund 47 Prozent der Blumen und Pflanzen, die in normalen Jahren in diesen so wichtigen Monaten umgesetzt werden«, teilte der Verband mit.

Für alle Beteiligten in der Bau- und Gartenfachmarktbranche sei die Corona-Krise eine ernste Herausforderung, betont der BHB. Das erlebten die Arbeitnehmer in den Märkten jeden Tag aufs Neue. »Sie müssen sie den Betrieb unter deutlich erschwerten Bedingungen aufrechterhalten - Zutrittsbeschränkungen, Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen und ausgedünnte Belegschaften.« Trotzdem bleibe es für die rund 480.000 von der Branche abhängigen Arbeitsplätze enorm wichtig, dass die Märkte weiterhin geöffnet bleiben können.

Auch wenn das Online-Geschäft boome - es werde Insolvenzen geben, befürchtet BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst. »Der Verband vertritt über 2100 Bau- und Gartenfachmärkte - mehr als ein Drittel waren lange geschlossen. Die Kosten laufen aber weiter und sind durch die Sicherheitsmaßnahmen höher als vor Corona.«