FRANKFURT/MAIN. Die Deutsche Bank schöpft ausgerechnet in der Corona-Krise Hoffnung. Nach einem überraschend guten Abschneiden im zweiten Quartal zeigte sich das Geldhaus etwas zuversichtlicher für den Rest des Jahres.
Man arbeite weiterhin auf das ursprüngliche Ziel hin, auch im Gesamtjahr vor Steuern schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Finanzchef James von Moltke bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Mittwoch. Zwischenzeitlich hatte er sich skeptischer geäußert. Angesichts der Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Pandemie sei man aber noch vorsichtig, sagte der Finanzchef nun. Trotz des deutlichen Stellenabbaus im Zuge des Konzernumbaus hat sich die Stimmung der Mitarbeiter verbessert.
Dank sprudelnder Geschäfte der hauseigenen Investmentbank und überraschend stark gesenkter Kosten erwirtschaftete die Bank in den Monaten April bis Juni vor Steuern einen Gewinn von 158 Millionen Euro nach einem Verlust von 946 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Auch vor den Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Anleihen hielt sich das Geldhaus knapp in den schwarzen Zahlen. Nach Abzug dieser Zinszahlungen stand für Deutsche-Bank-Aktionäre unter dem Strich ein Minus von 77 Millionen Euro, nachdem der teure Radikalumbau dem Institut ein Jahr zuvor einen Verlust von 3,3 Milliarden Euro eingebrockt hatte.
»Wir haben in einem schwierigen Umfeld unsere Erträge gesteigert und unsere Kosten weiter gesenkt und sind auf einem guten Weg, alle unsere Ziele zu erreichen«, sagte Vorstandschef Christian Sewing. So rechnet er jetzt damit, dass die gesamten Erträge der Bank in diesem Jahr in etwa stabil bleiben. Zuvor war er noch von einem leichten Rückgang ausgegangen.
Während die Bank ihre Erträge im zweiten Quartal um ein Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro steigern konnte, drückten die drohenden Kreditausfälle infolge der Coronavirus-Pandemie wie erwartet aufs Ergebnis. Das Institut legte dafür 761 Millionen Euro als Risikovorsorge zurück, fast fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Die bereinigten Kosten ohne die Belastungen durch den Konzernumbau gingen um acht Prozent auf 4,9 Milliarden Euro zurück und damit stärker als von Analysten im Schnitt erwartet.
»Als wir im Juli 2019 die Transformation unserer Bank ankündigten, gingen wir von einer besonders intensiven Umbauphase von sechs Quartalen bis Ende 2020 aus«, schrieb Sewing in einer Nachricht an die Mitarbeiter. Nun habe die Bank bereits nach vier Quartalen mehr als drei Viertel der erwarteten Transformationskosten verarbeitet. Die Früchte dieser Arbeit würden mehr und mehr sichtbar. Den Aktionären stellte das Institut eine Ausschüttung für das Jahr 2021 in Aussicht. Zuletzt hatte die Deutsche Bank für das Jahr 2018 eine Mini-Dividende von 11 Cent je Anteilsschein gezahlt.
Deutschlands größtes Geldhaus steckt mitten in einem radikalen Umbau. Das Institut hat sich aus einigen Geschäftsfeldern zurückgezogen und das Investmentbanking verkleinert. Zudem soll bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 verringert werden. Bis zum Ende des zweiten Quartals sank die Zahl der Vollzeitstellen im Vergleich zu Mitte 2019 um 4042 auf 86.824.
Trotz des Jobabbaus sind die Mitarbeiter laut einer internen Befragung zufriedener. Demnach sind 64 Prozent der Teilnehmer stolz darauf, bei dem Institut zu arbeiten. Ein Anstieg um 18 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Bei allen Fragen gab es Verbesserungen. Mitgemacht haben 55 Prozent der Belegschaft, acht Prozentpunkte mehr als 2019. Zuvor hatte das »Handelsblatt« darüber berichtet.
Besonders kräftig sprudelten die Erträge im zweiten Quartal in der Investmentbank im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen. Im Jahresvergleich legten die Erträge insgesamt um 46 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. Die Bank profitierte dabei von den starken Marktschwankungen. In der Unternehmensbank wuchsen die Erträge um 3 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, während die Privatkundenbank einen Rückgang um 5 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro verbuchen musste.
Der Kapitalpuffer des Instituts konnte sich seit dem Corona-Crash an der Börse im März wieder ein Stück weit erholen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) verbesserte sich von Ende März bis Ende Juni um einen halben Prozentpunkt auf 13,3 Prozent. (dpa)