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650.000 Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet

Immer mehr Betriebe melden in der Corona-Krise Kurzarbeit an. Arbeitsminister Heil hat jüngst eine Erhöhung der Wirtschaftshilfe in Aussicht gestellt. Gewerkschaften machen nun Druck.

Arbeitsmarkt
Ein Antragsformular für Kurzarbeitergeld. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Ein Antragsformular für Kurzarbeitergeld. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

NÜRNBERG. Die Zahl der Betriebe, die in der Corona-Krise Kurzarbeit angemeldet haben, ist auf 650.000 gestiegen. Das gab die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg bekannt.

Dies bedeute eine Steigerung um rund 40 Prozent gegenüber dem jüngsten Vergleichswert. Zum 27. März war die Zahl von 470.000 Betrieben ermittelt worden.

Die Sondererhebung der Bundesagentur gibt keine Auskunft darüber, für wie viele Personen Kurzarbeit angemeldet wurde. Dies ist erst im Nachgang möglich, weil einige Betriebe Kurzarbeit zwar anmelden, diese dann aber nicht realisieren. Außerdem variiert die Zahl der Beschäftigten pro Betrieb stark. Die Bundesagentur geht jedoch davon aus, dass der bisherige Rekord von mehr als 1,4 Millionen Kurzarbeitern aus dem Mai 2009 deutlich überschritten wird.

Die Anzeigen für Kurzarbeit kämen aus allen Branchen, schwerpunktmäßig aus dem Gastgewerbe und dem Einzelhandel.

Wenn Unternehmen in Schwierigkeiten geraten und die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter reduzieren, springt die BA ein und ersetzt einen Teil des weggefallenen Nettoeinkommens: Bei kinderlosen Beschäftigten 60 und bei Beschäftigten mit Kindern 67 Prozent. Hunderttausende Betriebe haben in der Corona-Krise bereits Kurzarbeit angemeldet. Einige Unternehmen und Branchen stocken das Kurzarbeitergeld mit eigenen Beträgen auf, so dass der Einkommensverlust für die Beschäftigten gering bleibt.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte am Donnerstag in einer Mitteilung, dass Kurzarbeitergeld Millionen von Arbeitsplätzen sichere. »Es hilft, Brücken über die Krise zu bauen.« Heil hatte vor Kurzem eine allgemeine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes ins Spiel gebracht und angekündigt, mit Arbeitgebern und Gewerkschaften darüber zu reden.

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele, warnte davor, das Verfahren zur Beantragung von Kurzarbeit komplizierter zu machen. Derzeit seien alleine 8000 Mitarbeiter bei den Arbeitsagenturen damit betraut, die Anzeigen zu bearbeiten.

»Es gibt in der Politik eine Diskussion, das Kurzarbeitergeld zu erhöhen oder auszuweiten. Für uns als Verwaltung ist entscheidend, dass wir den Anstieg der Anzeigen nur bewältigen können, wenn das Verfahren weiter so unbürokratisch bleibt, wie es jetzt ist«, sagte Scheele. »Es darf nicht komplizierter werden.«

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert eine deutliche Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergeldes. Die bisher geltenden Sätze sollten befristet für drei Monate auf 80 und 87 Prozent angehoben werden, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur. Die befristete Anhebung solle für die Monate Mai, Juni und Juli gelten.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warnte dagegen vor einer Erhöhung: Je schneller und je mehr von der Rücklage der BA, »die glücklicherweise gerade rund 26 Milliarden Euro beträgt«, ausgezahlt werde, umso schneller sei diese eben auch aufgebraucht, sagte Kramer der »Rheinischen Post« (Donnerstag). »Wir sind mit der bisherigen Höhe des Kurzarbeitergeldes in vergangenen Krisen gut gefahren. Deshalb würde ich das System nicht leichtfertig verändern.«

Die Vorsitzenden von IG Metall und des Naturschutzverbands BUND, Jörg Hofmann und Olaf Bandt, riefen zudem die Politik dazu auf, eine »soziale Schieflage« beim Kurzarbeitergeld zu beseitigen. »In Fällen von Kurzarbeit werden den Arbeitgebern die Beiträge zur Sozialversicherung zurückerstattet - nicht nur die Arbeitgeberanteile, sondern auch der Anteil der Beschäftigten«, teilten sie in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Bundesregierung solle deshalb ihr Maßnahmenpaket so nachbessern, dass der Arbeitnehmeranteil an die Beschäftigten weitergeleitet wird. (dpa)