REUTLINGEN. 5G löst Covid-19 aus. Oder: Die Eliten, allen voran Bill Gates, haben sich verschworen und Corona entwickelt, um die Gesellschaftsordnung zu ändern und Menschen zu unterjochen. Gerade seit Corona erfreuen sich viele solcher Verschwörungstheorien großer Beliebtheit. Netzaktivistin Katharina Nocun und Psychologin Pia Lamberty haben sich in ihrem Buch »Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Leben bestimmen« mit solchen wirren Thesen auseinandergesetzt und berichten darüber in der digitalen Netzkonferenz Republica.
Ein Grund, warum gerade jetzt so viele solcher Theorien durchs Netz geistern, sei, dass Menschen nicht gut mit Kontrollverlust umgehen könnten. »Verschwörungstheorien blühen in Krisenzeiten«, sagt Lamberty. Das sei schon während der Spanischen Grippe zu beobachten gewesen. »Der böse Verschwörer ist erträglicher für Viele, als der Zufall«, so die Psychologin. Hinzu käme noch der Mechanismus, dass Menschen oft glaubten, etwas mit großer Wirkung müsste auch eine große Ursache haben. Daher erscheint für viele die These, das Coronavirus sei in einem Labor als Biowaffe entwickelt worden, wahrscheinlicher, als der Zufall.
Doch was tun, wenn man in sozialen Netzwerken oder im Bekanntenkreis mit Verschwörungstheorien konfrontiert wird? Netzaktivistin Nocun hat dafür drei Tipps:
1. Öffentliche Gegenrede: In der Öffentlichkeit gegen eine Verschwörungstheorie anzugehen, hilft, zu zeigen, dass nicht jeder an diese Theorie glaubt und dass es noch andere Meinungen gibt. Das sei wichtig, findet Nocun. Wenn man allerdings jemanden umstimmen will, funktioniere das in der Regel nicht, denn: »Niemand gibt gerne in der Öffentlichkeit zu, wenn er falsch lag«, so Nocun.
2. Das persönliche Gespräch suchen: Will man jemanden umstimmen, sollte man daher immer das persönliche Gespräch suchen und dabei nicht sarkastisch antworten oder mit zu vielen Informationen um die Ecke kommen. Das führe meist dazu, dass der Gegenüber nicht mehr zuhöre oder sich stur stelle. Stattdessen:
3. Fragen stellen: Das funktioniere meist am besten. Wichtige Fragen seien: Warum glaubst du daran? Wer hat das gesagt und ist das ein Experte? Hat der Experte sich schon mal geirrt? Verdient der Experte vielleicht Geld mit seiner Behauptung? Mit solchen Fragen könne man beim Gegenüber einen Denkprozess anstoßen. (GEA)