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Aktuell Weihnachten

Was wir uns von Maria und Josef abschauen können

Die Weihnachtsgeschichte ist ein packendes Familiendrama. Maria und Josef zeigen darin eindrucksvoll, wie man mit schwierigen Situationen umgeht, findet GEA-Chefredakteur Kaya Egenberger.

Eine Weihnachtskrippe mit den Figuren Mutter Maria, Vater Josef und Jesuskind.
Eine Weihnachtskrippe mit den Figuren Mutter Maria, Vater Josef und Jesuskind. Foto: dpa
Eine Weihnachtskrippe mit den Figuren Mutter Maria, Vater Josef und Jesuskind.
Foto: dpa

Weihnachten. Das steht nicht nur für Geschenke, gutes Essen oder ein Fest mit den Liebsten, sondern in erster Linie für die Geburt von Jesus Christus. Kaum ein Ereignis wird so häufig nachgespielt. Kinder verkleidet als Maria und Josef, Ochse und Esel, Hirte und Sterndeuter. Der Stall, heimelig beleuchtet, riecht nach frischem Stroh und Holz. Das verleiht den Krippenspielen ihren unverwechselbaren, hinreißenden und gemütlichen Charakter. Doch in der Bibel liest sich die Weihnachtsgeschichte vielmehr wie ein packendes Familiendrama.

Eine unerfreuliche Nachricht erschüttert die Beziehung eines jungen Paares: Maria ist schwanger. Allein die Tatsache, dass die junge Frau nicht verheiratet ist, ist damals schon eine Tragödie. Doch zu allem Überfluss ist ihr Verlobter Josef noch nicht einmal der Vater. Wenig später müssen die werdenden Eltern eine beschwerliche Reise antreten, finden keine Unterkunft und übernachten in einem Stall, wo schließlich das Baby zur Welt kommt. Danach flieht die Familie in ein fremdes Land und lebt dort mehrere Jahre, weil ein machtbesessener König in ihrer Heimat droht, das Neugeborene zu töten.

Teamwork statt Alleingänge

Es gibt Familien, Liebesbeziehungen, Freundschaften oder Einzelpersonen, die schon unter deutlich weniger anspruchsvollen Umständen zerbrochen sind. Nachdem man die Weihnachtsgeschichte gelesen hat, fragt man sich unweigerlich: Wie wäre ich mit dieser Misere umgegangen? Welche Entscheidungen hätte ich getroffen? Könnte ich so eine Häufung schlechter Nachrichten und Schicksalsschläge ertragen und dabei sogar hoffen, dass irgendwann alles gut wird? Und wie haben Maria und Josef das letztendlich hinbekommen?

Ganz genau ist die letzte Frage nicht zu beantworten. Dafür ist die Berichterstattung in Matthäus- und Lukas-Evangelium nicht ausführlich genug. Wir erfahren nicht, ob die beiden geweint, gehadert und gestritten haben. Dennoch steckt die Weihnachtsgeschichte voller Botschaften, die unser Zusammenleben bereichern können. Und zwar unabhängig davon, ob wir die Erzählung für wahr oder erfunden halten, ob wir religiös sind, oder damit überhaupt nichts am Hut haben.

Inspirierend ist zum Beispiel das Verhalten von Josef. Er steht zu Maria trotz gesellschaftlicher Risiken, Zweifel und der Tatsache, dass er ein Kind aufziehen muss, das nicht von ihm ist. Für ihn bedeutet wahre Liebe, seine Bedürfnisse hintenan zu stellen, seinen Stolz herunterzuschlucken und für seine Verlobte dazusein. Beide zeigen, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten. Keine Alleingänge. Das Paar unterstützt sich und meistert alle Hürden als Team.

Pragmatische Lösungen

Doch die Weihnachtsgeschichte zeigt auch: Ohne fremde Hilfe geht es oft nicht. Maria und Josef finden keine Unterkunft, sind ihrerseits auf Unterstützung angewiesen. Darum zu bitten, ist für sie kein Zeichen der Schwäche. Im Gegenteil: Es ist mutig. Gleichzeitig ist die Szene eine Erinnerung an die, denen es gut geht, hilfsbereit und solidarisch mit anderen zu sein, besonders in Zeiten der Not. Unsere Menschlichkeit wird in der Art und Weise, wie wir mit Fremden und Bedürftigen umgehen, sichtbar.

Was Maria und Josef ebenfalls auszeichnet, ist die Fähigkeit, sich an unvorhergesehene Veränderungen anzupassen. Sicherlich hatte das junge Paar Träume für die Zukunft. Doch die beiden akzeptieren ihre neue Situation, suchen nach pragmatischen Lösungen und kommen mit wenig Ressourcen in bescheidenen Verhältnissen zurecht. Sie wissen: Wahres Glück liegt nicht in materiellen Werten. Es liegt im fürsorglichen und liebevollen Miteinander.

kaya.egenberger@gea.de