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Von der Kanzlei ins Gericht – Quereinsteiger bei der Justiz

Aktenberge, altmodische Technik: Gerichten und Staatsanwaltschaften haftet teils ein altmodischer Ruf an. Und doch stößt der Staatsdienst auf Interesse.

Quereinsteiger in der Justiz
Hunderte Quereinsteiger wechselten in den vergangenen Jahren in die Justiz. (Symbolbild) Foto: Monika Skolimowska/DPA
Hunderte Quereinsteiger wechselten in den vergangenen Jahren in die Justiz. (Symbolbild)
Foto: Monika Skolimowska/DPA

Die Justiz hat nach einer Umfrage mehrere Hundert Quereinsteiger für Gerichte und Staatsanwaltschaften gewinnen können. Nach Angaben des Deutschen Richterbundes wechselten in den vergangenen fünf Jahren mindestens 670 Juristen in den Staatsdienst. Dies habe eine Umfrage der »Deutschen Richterzeitung« in den Bundesländern ergeben. Da demnach lediglich 7 von 16 Ländern eine gesonderte Statistik zu Quereinsteigern führen, dürfte die tatsächliche Anzahl höher ausfallen. 

»Der Beruf des Richters oder Staatsanwalts ist für viele Juristinnen und Juristen attraktiv und lockt immer wieder auch Quereinsteiger zur Justiz«, meinte der Bundesgeschäftsführer des Richterbundes, Sven Rebehn. Umso wichtiger sei die Unterstützung der Politik. »Besonders in den Staatsanwaltschaften und Strafgerichten ist die Lage prekär, hier müssen zwei Juristen vielfach die Arbeit von dreien machen.« Bundesweit fehlten 2.000 Stellen, so Rebehn. 

Viele Quereinsteiger in Berlin 

Die meisten Quereinsteiger gab es in den Jahren 2020 bis 2024 nach den Angaben in Berlin mit 170 Juristen. In Hessen wurden 156 Quereinsteiger registriert. Platz drei belegt demnach Bayern (140). Es folgen Sachsen (119), Sachsen-Anhalt (34), Bremen (27) und Mecklenburg-Vorpommern (25). 

Viele der Juristen waren vorher als Rechtsanwälte tätig. In Rheinland-Pfalz verfügten beispielsweise mehr als 20 Prozent der neu eingestellten Richterinnen und Richter über Erfahrung als Rechtsanwälte oder eine vergleichbare Beschäftigung. Dies habe eine Auswertung des Justizministeriums für das Jahr 2024 ergeben, hieß es. 

Die Juristen seien in der Regel ein Jahr oder wenige Jahre als Rechtsanwalt, an einer Universität oder in der Staatsverwaltung tätig gewesen, erklärte Bayern auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. 

Personalnot und Pensionierungswelle 

Baden-Württemberg gab demnach bei der Umfrage an, die sogenannten Young Professionals – also berufstätige Akademiker – seien eine wichtige Zielgruppe. Diese werde bei der Nachwuchsgewinnung verstärkt in den Blick genommen. 

Bundesweit führt Personalmangel bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften zu Problemen. Sorge bereitet der Justiz zudem eine Pensionierungswelle, von der vor allem in Berlin und die fünf ostdeutschen Länder betroffen sind. Bis zu 50 Prozent aller Juristen werden dort laut Richterbund bis zum Jahr 2033 in den Ruhestand gehen.

© dpa-infocom, dpa:241204-930-307373/1