KÖNIGSWINTER. Als das Auto bei einem Abschleppunternehmen in Königswinter geöffnet wurde, wusste der Ermittler sofort Bescheid. »Das war ein eindeutiger Geruch«, sagte ein Sprecher der Bonner Polizei am Donnerstag.
Im Kofferraum lag eine Frauenleiche. Was als Ermittlung in einer Verkehrssache begonnen hatte, war ein Fall für die Kriminalpolizei geworden. Ein paar Stunden später, nach Identifizierung der Toten, stand die 22-jährige Tochter des Opfers unter Tatverdacht.
Nun sitzen die junge Frau und eine 15 Jahre alte Freundin wegen Verdachts des Totschlags in Untersuchungshaft. Sie sollen die 48-Jährige an Weihnachten bei einem Streit getötet haben.
Wie die Polizei mitteilte, hat die Tochter in ihrer Vernehmung einen Streit mit ihrer Mutter an Weihnachten und Gewalthandlungen zugegeben. Anlass sei gewesen, dass die 15 Jahre alte Freundin bei der 22-Jährigen übernachten wollte. »Die Mutter wollte, dass sie das Haus verlässt«, sagte der Bonner Staatsanwalt Robin Faßbender.
Daraus soll sich in der Nacht vom ersten auf den zweiten Weihnachtsfeiertag ein mit Gewalt ausgetragener Streit entwickelt haben, bei dem die Mutter starb. Nach Angaben der Polizei wurde die 48-Jährige erwürgt oder erstickt. Der Tatort liegt im ländlichen Gebiet von Königswinter, weitab vom Rhein hinter dem Siebengebirge.
Jüngerer Freund war verdächtig
Während die 22-Jährige bei der Polizei aussagte und eine Beteiligung der 15-Jährigen angab, machte die Jüngere keine Angaben. Beide sind Deutsche.
Als die Tote weggebracht werden sollte, kam den Ermittlungen zufolge der 16-jährige Freund der Jüngeren ins Spiel: offenbar weil er der einzige war, der Auto fahren konnte, auch wenn er wegen seines Alters noch keinen Führerschein haben kann.
Allerdings hatte der abgemeldete Wagen mit der Leiche darin nach kurzer Zeit eine Panne. Das Auto blieb liegen und wurde an Ort und Stelle, einer Straße in den Bergen von Königswinter, stehen gelassen. Gegen den 16-Jährigen wird nun wegen versuchter Vereitelung einer Straftat und Fahrens ohne Führerschein ermittelt. Er habe zugegeben, dass er den Wagen gefahren habe.
Das abgeschlossene, halb auf der Fahrbahn zurückgelassene Auto ohne Kennzeichen war nach Weihnachten abgeschleppt worden. Die Verkehrsermittler entdeckten frische Unfallspuren, ermittelten den eingetragenen Halter in Königswinter, wo an der Hauswand die passenden Beschädigungen entdeckt wurden. Die Nutzerin wurde aber nicht angetroffen.
Am Dienstag wurde der Wagen dann auf dem Gelände des Abschleppunternehmens geöffnet und die Leiche entdeckt. Das abgeschlossene Auto war eine Woche zuvor abgeschleppt worden. Unter anderem werden am Tatort nach Ermittlerangaben noch kriminaltechnische Untersuchungen gemacht. (dpa)