Nach dem spektakulären Überfall auf einen Geldtransporter mit einer Millionenbeute in Mecklenburg-Vorpommern sind die Täter am Freitag weiter auf der Flucht gewesen. »Und es gab nach aktuellem Stand keinen entscheidenden Hinweis«, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur in Neubrandenburg. Die Suche nach den bewaffneten Männern läuft inzwischen bundesweit.
Die maskierten und mit Maschinenpistolen bewaffneten Täter hatten das Fahrzeug einer Sicherheitsfirma an der Auffahrt zur Autobahn 20 bei Gützkow (Vorpommern-Greifswald) am Donnerstagmorgen gestoppt und ausgeraubt. Sie erbeuteten mehrere Millionen Euro, die genaue Summe gab die Polizei bisher nicht bekannt.
Dabei gaben sie Polizeiangaben zufolge auch Schüsse ab. Wie oft und wohin genau werde aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht näher bekannt gegeben, hieß es weiter. Die beiden Mitarbeiter der Sicherheitsfirma blieben unverletzt. Zuvor hatte die »Ostseewelle« berichtet, dass geschossen worden ist.
Steckt organisierte Kriminalität dahinter?
Nach Einschätzung der Polizei sprechen die lange Vorbereitung der Tat und auch das Vorgehen selbst für organisierte Kriminalität. So waren massive Betonteile als »inszenierte Baustelle« auf die Autobahnzufahrt gestellt worden, mit deren Hilfe der Geldtransporter gestoppt und eine Flucht des Wagens verhindert wurde.
Die Schilder für die falsche Baustelle hatten die Täter offenbar bereits Tage vor dem Überfall an den Tatort gebracht. Wie ein Sprecher der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH des Bundes sagte, wurde bei einer Streckenbefahrung am Montag festgestellt, dass an der Ausfahrt Gützkow auf dem Seitenstreifen Schilder an die Schutzplanke gelehnt standen. Nachdem Nachfragen intern und bei Baufirmen negativ verliefen, sei beschlossen worden, die Schilder bei der nächsten regelmäßigen Müll-Einsammelaktion am Donnerstagvormittag wegzuräumen. Der Überfall auf den Geldtransporter ereignete sich dann am Donnerstagmorgen.
Zudem hatte die Straßenmeisterei laut Polizei bereits Tage zuvor aufgestellte Betonklötze zwischenzeitlich wieder entfernt. Die Täter müssen die fingierte Baustelle demnach vor der Tat wieder aufgebaut haben.
Nach dem gewaltsamen Öffnen des Geldtransporters vom Heck aus war dieser geplündert und in Brand gesteckt worden. Die Täter waren den Angaben zufolge mit ihrer Millionenbeute in einem ihrer beiden Fahrzeuge geflohen. Das zweite hätten sie in Brand gesetzt und auch den Geldtransporter am Heck angezündet. Das Fluchtfahrzeug wurde Stunden später - wenige Kilometer entfernt bei Müssentin - in einem Waldstück ausgebrannt gefunden, samt geleerter Geldbehälter. Dort habe mit hoher Wahrscheinlichkeit ein weiteres Fluchtfahrzeug bereitgestanden, hieß es.
Weiteren Erkenntnissen zufolge haben die Räuber zudem die Touren der Firma wohl genauer gekannt. Der überfallene Transport war gerade mit einer größeren Geldsumme auf dem Weg von Greifswald zur Bundesbank-Filiale nach Neubrandenburg, wie eine Polizeisprecherin sagte. Dort sollte das Geld, vermutlich Einnahmen von Geschäftsleuten, wohl eingezahlt werden, hieß es. Die A20-Auffahrt Gützkow ist von Greifswald die schnellste Verbindung in Richtung Süden nach Neubrandenburg.
Auch wenn genaue Angaben noch fehlen, könnte es die größte Summe sein, die bislang bei einem Raubüberfall in Mecklenburg-Vorpommern in die Hände von Kriminellen fiel. Im September 2005 hatten Räuber in Greifswald eine Wach- und Sicherheitsfirma überfallen und die Tageseinnahmen aus mehreren Supermärkten und Läden erbeutet - nach damaligen Angaben 2,75 Millionen Euro.
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