HAMBURG. Der Rockmusiker Udo Lindenberg hat kein Verständnis für Gegner der Corona-Maßnahmen. »Wir brauchen die kollektive Mega-Power, also: Maske auf und mit panischer Konsequenz da durch!«, sagte Lindenberg der Deutschen Presse-Agentur dpa in Hamburg.
»Wenn die hirntoten Risikopiloten durch die Aerosole zischen, wird es ganz viele noch erwischen«, kritisierte er etwa Maskenverweigerer. »Nur wenn wir alle cool bleiben und uns an die Regeln halten, können wir das Ding unter Kontrolle kriegen.«
Wer den Schutz gegen die Ausbreitung des Coronavirus ignoriere, gefährde nicht nur andere Menschen, »sondern bedroht auch die möglichst schnelle Rückkehr unserer geilen, breit aufgestellten Kulturszene in Deutschland«, sagte der 74 Jahre alte Musiker. Die Live-Branche bewege sich wegen der Pandemie am Abgrund, viele ihrer Unternehmen und Mitarbeiter hätten gewaltige Probleme. »Die großen Shows in den Stadien und Arenen können aber erst wieder steigen, wenn wir clean sind.«
Auch Lindenberg musste eine Tour absagen und plant nun Konzerte für 2021. Ausstellungen seiner Malerei soll es dann ebenfalls geben, möglicherweise auch neue Songs. Auf der Leinwand könnte es nach dem Kinofilm »Lindenberg! Mach dein Ding« weitergehen: »In meinem Hotelkino läuft der Film gerade in Dauerschleife, die DVD ist jetzt draußen - und natürlich denken wir über eine Fortsetzung nach, ist aber noch open«, sagte der Musiker, der im Hamburger »Atlantic«-Hotel lebt. Der Film endet 1973, als die Karriere des Rockstars gerade beginnt.
Die coronabedingte Verlangsamung der vergangenen Monate fand Lindenberg einerseits interessant: »Das Hamsterrad wird angehalten und du triffst dich selber, so intensiv wie vielleicht noch nie.« Andererseits fehlten ihm die Bühnen-Action, Adrenalin und Lampenfieber - »diese panischen Familienfeste« in den Hallen und Stadien. »Ohne das fühlt sich das Leben oft an wie nach 'ner Narkosespritze. Ich bin ein Speed-Mann und brauche die Live-Shows, sie sind für mich Eldorado und Elixier.« Lindenberg: »Keine Ahnung, wie lange man so einen Entzug aushält.«
Immerhin habe er nun mehr Zeit für seine Malerei, erzählte der Musiker. Nach der Ateliersarbeit streune er durch die Gegend, bevorzugt nachts sei er unterwegs - »alleine mit guten Geistern und mysteriösen Dämonen«. Entweder laufe er mit Kopfhörern unter der Kapuze durch die Straßen Hamburgs oder fahre mit dem Auto an die Elbe oder ans Meer und spüre in der Dunkelheit neue Text- und Bild-Ideen auf wie mit einem Teleskop. »Mit meinem Panik-Hubble unterm Hut kann ich viel auffangen, wenn ich mal alleine bin.« (dpa)