MAINZ. Hannes Jaenicke-Fans werden in diesem Monat gut bedient. Erst ermittelt der Schauspieler und Umweltaktivist als LKA-Beamter Alex Pollack in der Folge »Das verschwundene Kind« der Thriller-Reihe »Amsterdam-Krimi« (11. Juni, 20.15 Uhr, ARD), zudem sorgt er im internationalen Spionage-Mehrteiler »Mirage« für Spannung (nächste Folgen ab 15. Juni, 22.15 Uhr, ZDF oder in der ZDF-Mediathek). Packende Unterhaltung garantiert auch Jaenickes neue Tierschutz-Doku »Im Einsatz für den Lachs« (16. Juni, 22.15 Uhr, ZDF). Warum einer der beliebtesten Speisefische der Deutschen in freier Wildbahn vom Aussterben bedroht ist und weshalb man Lachs am besten nicht essen sollte, zeigt der Veganer in der aktuellen Folge der Reportage-Reihe.GEA: Herr Jaenicke, – bevor wir über Lachse sprechen – in der Spionage-Serie »Mirage« spielen Sie den Ehemann einer Sicherheitsexpertin für Atomanlagen, die in Abu Dhabi ihren tot geglaubten Exmann wiederfindet. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?
Hannes Jaenicke: Vor allem die Möglichkeit, mit dem kanadischen Regisseur Louis Choquette zu drehen. Für mich als Schauspieler war es ein Vergnügen, mit ihm arbeiten zu dürfen. Außerdem ist es immer ein Luxus, in einer internationalen Produktion mitspielen zu dürfen. Vor »Mirage« hatte ich noch nie dreisprachig gedreht – das war eine Herausforderung, vor allem für mein rostiges Französisch.
Ihre Figur sagt mit Blick auf die Luxus-Jachten im Hafen von Abu Dhabi: »Ich hab noch nie so viel Geld auf einem Haufen gesehen.« Welche Rolle spielt die Gier nach Geld in dem Thriller?
Jaenicke: Eine zentrale Rolle: Es geht um Industrie-Spionage, Atomkraftanlagen, Energie- und Öl-Lobbyismus – das sagt alles. Letztlich geht es in der Industrie doch immer um Profitgier oder sonstige Maßlosigkeit. In »Mirage« geht es auch um die Frage, wie wir in Zukunft Energie produzieren – und wie sich die ganze Welt darum kloppt, die nächste Generation von Energieproduktion zu besitzen.
Um Geld und Gleichgewicht geht es auch in Ihrer neuen Tierschutz-Doku »Im Einsatz für den Lachs«. Warum widmen Sie sich den Lachsen?
Jaenicke: Weil es wenig Produkte gibt, wo Marketing und traurige Realität so auseinanderklaffen. Lachs ist nach Öl und Gas das zweitlukrativste norwegische Exportprodukt. Dahinter steckt eine mächtige Lobby, und es geht um Gewinne in Milliardenhöhe. Die Norweger haben faktisch weltweit ein Monopol auf Lachsfarmen und drehen uns ihren gezüchteten Fisch als gesund an.
»Wenn man Zuchtlachs isst, bekommt man einen Chemiecocktail dazu«
Ist Zuchtlachs denn nicht gesund?
Jaenicke: Im Gegenteil: Erstens wird dieser Fisch nur zum kleinen Teil mit dem gefüttert, was er in freier Wildbahn frisst. Der Lachs in Aquafarmen wird hauptsächlich vegetarisch ernährt, mit Pellets aus gen-manipuliertem Soja. – Dass Zuchtlachs reich an Omega-3-Fettsäuren sei, ist also schon die erste Lüge. Und zweitens müssen in Aquafarmen Unmengen an Pestiziden, Chemikalien und Medikamenten eingesetzt werden, um die Fische vor Viren und Parasiten zu schützen. Es gibt eine schwedische Studie, die besagt, dass Lachs das giftigste Lebensmittel auf dem Lebensmittelmarkt ist.
Diese Giftstoffe landen also auch auf unseren Tellern?
Jaenicke: Wenn man Zuchtlachs isst, dann bekommt man einen Chemiecocktail dazu. Außerdem landen diese giftigen Chemikalien ja auch im Meer. Und was von der Fischindustrie ebenfalls eisern verschwiegen wird: Überall auf der Welt, wo eine Lachsfarm eröffnet wird, kollabiert das marine Ökosystem. Deshalb hat Norwegen, als ehemals lachsreichstes Land der Welt, momentan nur noch 450 000 bis 500 000 Wildlachse in seinen Flüssen und über eine halbe Milliarde Zuchtlachse in den Farmen. Nur in Alaska gibt es heute noch einen intakten Wildlachsbestand. Und das auch nur deshalb, weil Alaska von vorneherein verboten hat, Lachsfarmen zu bauen.
Wie wirkt sich die Lachszucht auf den natürlichen Fischbestand aus?
Jaenicke: Alle diese Lachsfarmen stehen an Migrationsrouten von wilden Fischen. Das bedeutet: Wenn auf dieser Farm eine Krankheit ausbricht, dann bekommen die Wildfische das auch, und in dem Moment kippt der natürliche Fischbestand. Hinzu kommt, dass viele dieser Farmlachse ausbüxen, was wiederum dazu führt, dass der Wildlachsbestand kollabiert. Denn Zuchtlachse sind kräftiger und aggressiver als Wildlachse und verdrängen diese.
Was wollen Sie mit Ihrem Film bei den Zuschauern bewirken?
Jaenicke: Es geht darum, dass wir Verbraucher wissen sollten, was wir essen, wenn wir Lachs verzehren. Denn nicht nur die Industrie, sondern auch die Lachs-Liebhaber sind dafür verantwortlich, wenn die letzten wilden Lachse von unserem Planeten verschwinden.
Auf manchen Lachsverpackungen findet man ein ASC-Siegel für »Fisch aus nachhaltiger Aquakultur«. Was denken Sie über diese Zertifizierung?
Jaenicke: Die ASC-Kriterien sind ein fauler Kompromiss zwischen Umweltverbänden und der Industrie, die den ASC selbst gegründet hat. Das mag eine minimale Verbesserung der Zuchtbedingungen sein, ist gleichzeitig aber Augenwischerei. Ob Qualzucht mit oder ohne Siegel – Fischfarmen sind Massentierhaltung, bei der es nicht ums Tierwohl, sondern ausschließlich um Profit geht! Die zentrale Frage ist doch: Muss man überhaupt Fisch essen? (GEA)
ZUR PERSON
Der deutsch-amerikanische Schauspieler Hannes Jaenicke (60) engagiert sich seit Jahren für Umweltschutz. Mit dem ZDF drehte er schon mehrere Dokumentationen unter anderem über Orang-Utans, Eisbären oder Haie. Die Filme wurden vielfach von Naturschutz-Organisationen ausgezeichnet. (GEA)