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Heiraten im Schatten der Corona-Krise

Ein großes Fest mit zahlreichen Gästen feiern? In Zeiten von Corona unmöglich. Die Krise wirft auch die Hochzeitspläne etlicher Paare durcheinander. Da stellt sich die Frage: trotzdem heiraten oder lieber verschieben?

Heiraten im Schatten der Corona-Krise
Nur fürs Foto mit Maske: Marlena und Sebastian Sternberg haben Ja gesagt. Foto: Klaus Sternberg/Sternberg /dpa
Nur fürs Foto mit Maske: Marlena und Sebastian Sternberg haben Ja gesagt. Foto: Klaus Sternberg/Sternberg /dpa

HAMBURG. Jawort mit Mundschutz? In Zeiten von Corona durchaus denkbar. Doch soweit kam es bei Marlena und Sebastian Sternberg dann doch nicht. Denn in ihrem Standesamt im Hamburger Stadtviertel Eimsbüttel trennte sie schließlich eine Plexiglasscheibe von der Beamtin.

Die weißen Mund-Nase-Masken bestickt mit »Mr« und »Mrs« trug das Paar nur für das Foto nach der Trauung.

Große Hochzeitsfeiern allerdings sind in der Corona-Krise undenkbar. Wer kirchlich heiraten wollte, muss meist umplanen - denn viele Bistümer haben Trauungen erst einmal verschoben. Selbst der Vorschlag der Deutschen Bischofskonferenz zur schrittweisen Lockerung der Corona-Maßnahmen in der Kirche legt eine Verschiebung der Zeremonie nahe. Termine auf dem Standesamt können zwar weiterhin wahrgenommen werden, doch man müsse sich auf eine schlichtere Zeremonie einstellen, sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages. »Das Virus verdrängt die Romantik.« Außer dem Brautpaar dürften nur noch die Trauzeugen dabei sein, in manchen Standesämtern ist selbst das verboten.

Die Trauung im Kreis der engen Familie, ein anschließender Sektempfang - all das war für die Sternbergs plötzlich nicht mehr möglich. Das Paar aus dem Norden entschied sich trotz der Umstände, am geplanten Termin zu heiraten. Bei der Zeremonie war das Brautpaar alleine im Trauzimmer. Nur die Standesbeamtin und ein weiterer Beamter, der Trauzeuge gespielt hätte, seien dabei gewesen. »Das hat jetzt halt wirklich niemand mitgekriegt, wie wir Ja gesagt haben.«

Für sie sei das sehr komisch gewesen, erzählt die 26 Jahre alte Marlena Sternberg. Auch dass sie anschließend nicht mit der ganzen Familie feiern konnten. »In dem Augenblick war es nicht so toll, aber jetzt mittlerweile finde ich es eigentlich ganz witzig«, sagt sie. »Uns ist in erster Linie wichtig, dass wir beide zueinander Ja sagen.« Letztendlich zähle eben das Brautpaar, so viel man auch drumherum plane.

Eine Hochzeit vor leeren Stühlen kam für Sabrina Kopp und Fabian Bühler hingegen nicht in Frage. Ihren Termin im Standesamt eines Ulmer Vororts hätten auch sie wahrnehmen können. »Aber so haben wir es uns einfach nicht vorgestellt«, erzählt die zukünftige Braut. Das Paar hat deshalb die Trauung und auch die anschließende Feier von Ende Mai auf Ende August verschoben. Etwa ein Drittel aller Paare hat es ihnen laut Dedy gleichgetan und den Termin auf dem Standesamt verlegt.

Kopp hofft, dass sie an dem neuen Termin im August auch mit Risikogästen mit gutem Gewissen feiern kann. Ganz sicher ist das aber noch nicht: »Das kann natürlich sein, dass wir uns noch einen Plan C überlegen müssen«, sagt die 27-Jährige. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hatte Mitte April zumindest davon abgeraten, Familienfeste wie etwa Hochzeiten für den Sommer zu planen. »Die Gefahr, dass man sie kurzfristig wieder absagen muss, weil das Virus noch den ganzen Sommer über im Land sein wird, ist einfach zu groß«.

Wirklich verboten sind indes bis Ende August nur Veranstaltungen ab 1000 Teilnehmern. »Da Hochzeiten per se jedoch keine Großveranstaltungen sind, bleibt abzuwarten, wie die Entscheidung dafür ausfällt«, kommentiert der Bund Deutscher Hochzeitsplaner. Der Verband hofft auf eine baldige Lockerung der Regelungen, habe für Mai und Juni geplante Hochzeiten aber bereits verschoben. Braun sagt außerdem: »Wenn man eine Veranstaltung macht mit 150 Gästen aus dem ganzen Bundesgebiet, dann ist das aus der Sicht des Infektionsgeschehens momentan auch nicht gut.«

Ein neues Datum, eine neue Location, ein neuer Fotograf - ein Großevent wie die Hochzeit zu verschieben, ist gar nicht so einfach. Finanziell hätten die beiden Glück gehabt, erzählt die zukünftige Braut Sabrina Kopp. Viele Dienstleister seien sehr kulant gewesen. Aber die Situation sei trotzdem eine Herausforderung. »Aktuell sind das sehr viele Emotionen, die da mitspielen und auch sehr viel Organisation und Ungewissheit und Unsicherheit. Entscheidet man richtig, entscheidet man falsch? Ist Ende August jetzt vielleicht doch zu früh oder nicht?«

Das alles wirkt sich auch auf das Gemüt aus: »Die Vorfreude ist auf jeden Fall weg und ich hoffe, dass sie irgendwann mal wiederkommt«, sagt Kopp. Zumindest am Ablauf und an der Location konnten die beiden festhalten, aber richtig optimal sei der neue Termin eben nicht. Sogar die Gravur der Ringe müssten sie ändern.

Auch Marlena und Sebastian Sternberg haben ihre große Feier verschoben. Unter den geltenden Maßnahmen wären sie auch gar nicht zu ihrem Veranstaltungsort in Dänemark gekommen. Denn die Grenzen sind noch mindestens bis zum 10. Mai dicht - feiern wollten sie einen Tag vorher. Nun ist es ein Termin im kommenden Jahr geworden, durch einen Gutschein hatten die zwei keine Verluste. »Bei uns ist alles ganz glimpflich ausgegangen«, sagt sie.

Bangen muss das Paar aber noch um seine Flitterwochen. Im November wollten die Sternbergs für zwei Wochen nach Bali. »Das ist jetzt halt auch wieder so blöd, dass man da sitzt und denkt: Sagt man das jetzt ab - beziehungsweise wird es abgesagt, kann man das überhaupt machen?«, sagt die Frischverheiratete. »Die ganze Vorfreude fehlt irgendwie, wenn man nicht weiß, was man machen kann.« (dpa)

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