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Hallo, Venedig gibt's noch: Streaming-Karneval

Die Lagunenstadt feiert Karneval, wenn auch ohne Publikum im Netz. Immerhin. Die Karnevalshochburg Rio de Janeiro hat indes - wie andere auch - alle Spektakel abgesagt.

Karneval in Venedig
Karneval in Venedig. Foto: Jin Yu
Karneval in Venedig.
Foto: Jin Yu

VENEDIG. Der Karneval in Venedig hat eine digitale Maske aufgesetzt: Während Städte wie Rio de Janeiro und Nizza wegen der Corona-Pandemie ihre Feste absagten, startete Venedig eine Streaming-Veranstaltung.

Samstag lief eineinhalb Stunden ein Programm mit zwei Moderatorinnen in mittelalterlich anmutenden Kostümen. Sonntag war Ähnliches geplant. Übertragen wurde das Karnevalskammerspiel, unterbrochen von Filmen zu Tradition und Akteuren des Festes, aus dem historischen Palazzo Vendramin-Calergi. Ab 11. Februar folgt die zweite Phase des Internetkarnevals (bis 16. Februar).

Das graue Wetter in der Lagunenstadt machte eigentlich keine Lust auf Kostüm-Spektakel. Doch die Veranstalter hatten ohnehin angekündigt, dass es nicht um echtes Dabeisein gehe, sondern ums weltweite Zugucken. Allerdings gab es in der Übertragung etwa via Facebook keine Übersetzungen aus dem Italienischen für das erhoffte internationale Publikum. Während die Beteiligten betonten »Wir sind technologisch, wir sind innovativ«, wirkte vieles eher wie der Appell: »Hallo, uns gibt's noch!«

Die Schriftstellerin Petra Reski (»Als ich einmal in den Canal Grande fiel«/März 2021), die in Venedig lebt, schilderte, dass der Rummel ohnehin nicht sehr beliebt sei. »Die Stadt wird überflutet von Tagestouristen, die im Grunde nur auf der Jagd nach Fotomotiven sind - es gibt einen Kostümierten und tausend Nicht-Kostümierte, die fotografieren.« Verdienen am Spektakel würden die wenigsten.

Normalerweise kommen Hunderttausende für das weltberühmte Fest in die norditalienische Hafenstadt. Mit Maskenbällen, Gondel-Paraden und Feuerwerken gehört es zu den wichtigsten Veranstaltungen der Stadt.

Im Vorjahr war der Karneval zwar noch gestartet. Doch am 23. Februar musste der Regionalpräsident Venetiens, Luca Zaia, alles stoppen: Wenige Tage zuvor waren die ersten größeren Corona-Ausbrüche in Norditalien bekannt geworden. Das Land geriet in einen Schockzustand, ein Weiterfeiern wurde unmöglich.

Damals waren noch Karnevalstouristen in der Stadt zu Besuch. Später brach das Reisegeschäft in Italien zeitweise fast ganz zusammen. Das Mittelmeerland zählte seither offiziell mehr als 90.000 Corona-Tote. Überall in Italien gilt aktuell eine nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr. Vielerorts, auch in Venedig, dürfen Bars und Restaurants zwar tagsüber Gäste an Tischen bedienen. Doch ab 18 Uhr ist damit Schluss. (dpa)