PARIS. Der Gastronomieführer Guide Michelin will am heutigen Montag mitteilen, welche Spitzenrestaurants im Stammland Frankreich mit einem, zwei oder drei Sternen ausgezeichnet werden.
Wegen der Corona-Beschränkungen fällt die übliche Galaveranstaltung mit Publikum aber aus. Das Branchenereignis ist auf dem Pariser Eiffelturm geplant und soll über soziale Netzwerke übertragen werden.
Bars, Cafés und Restaurants sind noch mindestens Mitte Februar geschlossen, das Land ist schwer von der Coronavirus-Pandemie betroffen. Einige Lokale bieten einen Liefer- oder Abholservice an. Trotz staatlicher Hilfen sind nach Branchenangaben viele Gastwirte in einer wirtschaftlich schwierigen Lage.
Selbst bekannte Sterneköche zögern nicht, außerhalb ihrer angestammten Edellokale zu arbeiten. Alexandre Mazzia aus Marseille, der mit seinem Restaurant »AM« zwei Sterne errang, ging mit einem umgebauten Lieferwagen (»Foodtruck«) buchstäblich auf die Straße.
Ein Star der Branche, Mauro Colagreco vom »Mirazur« in Menton an der Côte d'Azur, richtete mit einem Unternehmer einen Feinkoststand in einer Markthalle in Monaco ein. »Wir müssen uns anpassen, Lösungen suchen«, sagte der aus Argentinien stammende Drei-Sterne-Koch der Zeitung »Le Figaro« und fügte hinzu: »Das hilft, die Mannschaft in Schwung zu halten, die Hersteller zu beschäftigen, mit der Kundschaft in Kontakt zu bleiben und nicht die Hoffnung zu verlieren.«
Der Chef der Feinschmecker-Bibel, Gwendal Poullennec, erklärte, es solle der »Kampfgeist, Mut und das Talent« von Spitzenköchinnen und -köchen herausgestellt werden. »Das vergangene Jahr war besonders schwierig für die Gastronomie.« Michelin wolle dazu beitragen, dass die derzeit geschlossen Restaurants nicht vergessen werden.
Das »Mirazur« mit spektakulärem Blick aufs Mittelmeer und 28 weitere Spitzenlokale tragen in Frankreich und Monaco die Bestnote drei Sterne. Dieser exklusive Club ist dem Vernehmen nach dieses Mal nicht von Herabstufungen bedroht. Erst im vergangenen Jahr hatte Michelin der »Auberge du Pont de Collonges« des 2018 gestorbenen Küchenpapstes Paul Bocuse ihren dritten Stern entzogen und damit erhebliches Aufsehen erregt. Das Traditionshaus in der Nähe von Lyon hat seitdem nur noch zwei Sterne.
»Michelin-Sterne werden nicht vererbt, man muss sie sich verdienen«, lautet das oft wiederholte Credo Poullennecs. Der Restaurantführer, in Frankreich wegen seiner roten Farbe auch »Guide rouge« genannt, blickt auf eine über 120-jährige Tradition zurück. (dpa)