HANNOVER/BONN. Es soll gar nicht mehr oder höchstens leise gesungen werden, die Hostie wird mit einer Zange oder Plastikhandschuhen gereicht, und die Gesangbücher muss man selber mitbringen - so sollen Gottesdienste in Corona-Zeiten künftig aussehen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) haben jetzt entsprechende Empfehlungen für die Gemeinden veröffentlicht.
Am Montag will das Corona-Kabinett darüber beraten. Das seit März geltende Gottesdienstverbot wird in Kürze aufgehoben - allerdings sollen strenge Regeln gegen die Verbreitung des Coronavirus gelten. So soll die Teilnehmerzahl begrenzt werden, und die Gläubigen müssen einen Sicherheitsabstand einhalten.
In Details gibt es Unterschiede in den Empfehlungen, die die beiden Kirchen dem Bundesinnenministerium übermittelt haben. So empfiehlt die EKD »dringend (...), Mund-Nasen-Schutz während des Gottesdienstes zu tragen«. Die Bischöfe vertreten die Linie, dass Masken in eigener Verantwortung getragen werden sollen - »sofern erforderlich« lautet die Formulierung.
Evangelische Gottesdienste sollen bis auf weiteres auch ohne Singen stattfinden. »Gemeinsames Singen birgt besonders hohe Infektionsrisiken, deshalb sollte darauf wie auch auf Blasinstrumente bis auf Weiteres verzichtet werden«, heißt es in dem Papier der EKD.
Die Katholiken sind in diesem Punkt nicht ganz so streng: »Wenn die Abstandsregeln eingehalten werden, besteht kein Grund, auf Gesang gänzlich zu verzichten. Lauter Gemeindegesang soll jedoch unterbleiben, weil Singen ein Risikoverhalten darstellt.« Ein Sprecher der DBK erläuterte dazu, es solle zwar jeder singen dürfen, aber bitte nur leise.
Unterschiede gibt es auch bei der Abendmahlsfeier. Die EKD erinnert daran, dass auch ein Gottesdienst ohne Abendmahl vollwertig sei: »Wenn Abendmahl dennoch gefeiert soll, sollte die Kelchkommunion unterbleiben beziehungsweise nur mit Einzelkelchen erfolgen.«
Nach katholischem Verständnis kommt der Eucharistiefeier mit dem Austeilen von Hostien große Bedeutung zu. Sie soll deshalb künftig wieder möglich sein, allerdings unter Auflagen: »Den Gläubigen wird die Kommunion in angemessenem Abstand zum Beispiel mit einer Zange gereicht oder Priester und Kommunionhelfer und Kommunionhelferinnen tragen Handschuhe«, heißt es in den Empfehlungen.
Außerdem soll der Priester beim Überreichen der Hostie nicht mehr »Der Leib Christi« sagen, und der die Hostie empfangende Messbesucher soll auf das übliche »Amen« verzichten.
Beide Kirchen haben noch viele andere Empfehlungen erarbeitet. So werden die katholischen Gläubigen gebeten, ihr eigenes Gesangbuch mitzubringen. Die Laufwege in der Kirche »werden wenn möglich als Einbahnwege markiert, um ein Zusammentreffen zu verhindern«. Auch soll kein Kollektenkorb mehr durchgereicht werden.
Auf den üblichen Friedensgruß, bei dem man sich die Hand gibt, war schon in der Anfangsphase der Corona-Pandemie verzichtet worden. Das für Katholiken geltende Gebot, am Sonntag zur Kirche zu gehen, bleibt außer Kraft. (dpa)