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Günter Wallraff: Händeschütteln nicht wieder einführen

Günter Wallraff zählt sich mit 77 Jahren zur Risikogruppe - und hat keine Scheu, beim Thema Coronavirus ungemütliche Fragen zu stellen: Wo zum Beispiel das jetzt investierte Geld gewesen sei, als es um Armut ging. Die Zeit des Händeschüttelns ist für ihn vorbei.

Günter Wallraff
Günter Wallraff ist dafür, das Händeschütteln ganz zu lassen. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa
Günter Wallraff ist dafür, das Händeschütteln ganz zu lassen. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

KÖLN. Günter Wallraff ist dafür, das Händeschütteln auch nach dem Ende der Corona-Krise nicht wieder einzuführen. »Es sollten andere Begrüßungsformen an die Stelle treten«, sagte der Enthüllungsjournalist und Bestsellerautor der Deutschen Presse-Agentur in Köln.

In anderen Kulturen sei das auch aus Hygienegründen schon lange eine Selbstverständlichkeit. »In unserer heutigen immer mobileren und zusammenwachsenden Welt werden Pandemien - so prognostizieren Epidemiologen - in Zukunft immer häufiger auf uns zukommen«, sagte Wallraff.

Positiv an der Krise sei, dass unterbewertete Berufe endlich stärker gewürdigt würden. »Alten- und Krankenpfleger, Paketboten oder Supermarktkassierinnen halten unsere Gesellschaft doch im Innersten zusammen und müssen auf ein ganz anderes Lohnniveau angehoben werden«, sagte Wallraff.

Verlierer der Krise seien diejenigen, die immer schon am unteren Ende der Gesellschaft gestanden hätten, vor allem die Obdachlosen. »Es sind ja in der Innenstadt kaum noch Passanten unterwegs, und die Tafeln bekommen immer weniger Lebensmittel.«

Wallraff sagte, er wundere sich über die Milliardenbeträge, die der Staat jetzt plötzlich investieren könne. »Das ist natürlich auch nötig, nur frage ich mich: Was hätte man mit einem Bruchteil dieser Riesensummen an Armutsbekämpfung leisten können? Stattdessen hieß es sehr oft: 'Ja, das wäre natürlich wünschenswert, hier und da etwas zu tun - aber leider ist das Geld dafür nicht da!'«

Er selbst versuche derzeit, sich an die Regeln zu halten und Kontakt nach Möglichkeit zu vermeiden. »Ich bin 77 und gehöre damit zur Risikogruppe.« Umso wichtiger sei es ihm, sich auch jetzt viel zu bewegen: Dafür unternehme er regelmäßig Radtouren. »Was ich früher gejoggt bin, lege ich jetzt mit dem Rad zurück.« (dpa)