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Aus für Weinkönigin: Pfalz streitet über Tradition und Krone

Neuer Titel und keine Krone: Eine Reform von Deutschlands ältester Weinmonarchin gilt als mutig. Ob sie auch nötig ist, darüber gehen die Meinungen mächtig auseinander.

Weinlese
Weinköniginnen werben für ein Anbaugebiet und die dort produzierten Weine. (Archivbild) Foto: Uwe Anspach/DPA
Weinköniginnen werben für ein Anbaugebiet und die dort produzierten Weine. (Archivbild)
Foto: Uwe Anspach/DPA

Die traditionelle Rebenregion Pfalz schafft nach Jahrzehnten ihre Weinkönigin ab - und entfacht damit eine heftige Diskussion. Kommunalpolitiker und frühere Weinhoheiten fordern nachdrücklich, Titel und Krone beizubehalten. Befürworter sprechen dagegen von einer längst fälligen Erneuerung in Deutschlands zweitgrößtem Weinanbaugebiet.

Was die Lager entzweit: Der Titel lautet künftig PfalzWeinBotschafterin oder PfalzWeinBotschafter und nicht mehr Weinkönigin. Statt Kronen gibt es Anstecknadeln. Und der Wettbewerb steht zum ersten Mal auch Männern offen. Im Oktober wird das Amt in Neustadt/Weinstraße vergeben. 

»An Traditionen gekettet«

Einiges an der Diskussion überrasche ihn, sagte Boris Kranz vom Verein Pfalzwein, der die Änderung bekanntgab. Unter anderem die Schärfe der Kritik, verbunden mit persönlichen, oft beleidigenden Angriffen. »Ebenso der Widerspruch: Einerseits möchte man als moderne Weinregion wahrgenommen werden, kettet sich andererseits aber an Traditionen.«

Oberbürgermeister Marc Weigel aus Neustadt, der Krönungsstätte der Weinkönigin, hält die Entscheidung für falsch. »Diese Reform führt zu einer Entwertung der Marke«, sagt er. »Ich bin kein Anhänger der Monarchie, aber das Glamouröse und Märchenhafte gehört zur Figur. Das lässt sich nicht so einfach auf einen Mann übertragen, nur weil man sagt, wir leben in einer gleichberechtigten Gesellschaft und alles muss allen Geschlechtern offenstehen.«

Eine Internet-Petition gegen die Änderung hatte sechs Tage nach dem Start rund 5.000 Unterschriften. Und unter dem Hashtag »kronezeigen« appellieren ehemalige Weinhoheiten etwa, »das besondere Alleinstellungsmerkmal des Amtes nicht zu vernichten«. Befürworter der Änderung betonen dagegen, viele jüngere Winzerinnen und Winzer seien für die Reform.

Auch ein Mann könnte künftig Deutsche Weinkönigin werden

Das Deutsche Weininstitut will das Wording aus der Pfalz nicht übernehmen. Die Experten in Bodenheim (Rheinhessen) organisieren die Wahl der bundesweiten Deutschen Weinkönigin. Nach einer Änderung der Richtlinien können hier aber künftig auch Männer teilnehmen, wenn sie zuvor bei einer lokalen Wahl gewonnen haben.

Insgesamt gibt es in Deutschland 13 Weinanbaugebiete. Das größte ist Rheinhessen. Den Schritt der Pfalz, die Gebietsweinkönigin abzuschaffen, hat bisher keine weitere Region unternommen. Gleichwohl haben sich bisher vier Gebiete männlichen Kandidaten geöffnet.

© dpa-infocom, dpa:240725-930-183711/1