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Aktuell Rückblick

1949 – ein ganz besonderes Jahr

Das Jahr 1949 war ein historisch äußerst bedeutsames, das in vielerlei Hinsicht den Grundstein für die Weltordnung des 20. Jahrhunderts legte. Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse.

Modell der ersten sowjetischen Atombombe.  FOTO: SERGEY RODOVNICHENKO
Modell der ersten sowjetischen Atombombe. FOTO: SERGEY RODOVNICHENKO
Modell der ersten sowjetischen Atombombe. FOTO: SERGEY RODOVNICHENKO

Das Jahr 1949 war ein historisch äußerst bedeutsames, das in vielerlei Hinsicht den Grundstein für die Weltordnung des 20. Jahrhunderts legte und tiefgreifende Veränderungen auf globaler Ebene herbeiführte. Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse im Jahr des Wiedererscheinens des Reutlinger General-Anzeigers neben den Gründungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.

Hinrichtung. Am 18. Februar war in Tübingen die letzte Hinrichtung in Westdeutschland vollzogen. Der zum Tode verurteilte Richard Schuh, ein Wehrmachtsdeserteur und Raubmörder aus Remmingsheim, wurde auf dem Gelände des Landgerichtsgefängnisses mit dem Fallbeil enthauptet. Der 28 Jahre alte Mann hatte im Januar 1948 einen Lastwagenfahrer erschossen. Vom Tübinger Landgericht wurde Richard Schuh wegen Mordes in Tateinheit mit schwerem Raub zum Tode verurteilt. Diese Exekution war die letzte vor der Abschaffung der Todesstrafe durch das Grundgesetz, das im Mai 1949 in Kraft trat und die Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland generell verbot.

Der Raubmörder Richard Schuh wurde am 18. Februar 1949 in Tübingen hingerichtet. Es war das letzte Todesurteil, das in Deutschland vollstreckt wurde. Foto: Staatsarchiv Sigmaringen
Der Raubmörder Richard Schuh wurde am 18. Februar 1949 in Tübingen hingerichtet. Es war das letzte Todesurteil, das in Deutschland vollstreckt wurde.
Foto: Staatsarchiv Sigmaringen

Nato. Am 4. April wurde der Nordatlantikpakt, kurz Nato, gegründet. Zwölf Gründungsstaaten, darunter die USA, Kanada und mehrere europäische Länder, schlossen sich zu einem Verteidigungsbündnis zusammen, das zu-nächst auf 20 Jahre ausgelegt war. Die Nato diente als Antwort auf die wachsende Bedrohung durch die Sowjetunion im beginnenden Kalten Krieg. Ihr Ziel war es, die Sicherheit der Mitgliedsstaaten zu gewährleisten und kollektive Verteidigungsmaßnahmen im Falle eines Angriffs zu organisieren. Die Bundesrepublik Deutschland trat dem Bündnis sechs Jahre später bei.

Das Jahr der Bündnisse: Staaten schlossen sich zur Nato (Flagge links) und zum Europarat zusammen. Foto: dpa
Das Jahr der Bündnisse: Staaten schlossen sich zur Nato (Flagge links) und zum Europarat zusammen.
Foto: dpa

Europarat. Am 5. Mai wurde mit dem Londoner Zehnmächtepakt der Europarat ins Leben gerufen. Er ist die älteste politische Organisation europäischer Staaten. Das zwischenstaatliche Gremium aus zunächst zehn Staaten schloss völkerrechtlich verbindliche Abkommen mit dem Ziel ab, das gemeinsame Erbe zu bewahren sowie wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt zu fördern. Deutschland trat 1950 bei, heute gehören dem Europarat mit Sitz in Straßburg 46 Staaten an. Der Europarat legte den Grundstein für die spätere Europäische Union, ist aber institutionell mit dieser nicht verbunden. Nicht zu verwechseln ist der Europarat daher mit den EU-Organisationen Europäischer Rat und Rat der Europäischen Union.

Genfer Konventionen. Am 12. August wurden vier Genfer Abkommen verabschiedet. Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs hatten sich Regierungsvertreter von 59 Staaten getroffen, um das Regelwerk zu überarbeiten. In diesen neuen zwischenstaatlichen Abkommen wurde festgehalten, dass Verletzte und erkrankte Angehörige der Streitkräfte unterschiedslos durch jede am Konflikt beteiligte Partei zu schützen und zu versorgen sind. Diese Konvention erweiterte den humanitären Völkerrechtsschutz erheblich und ist bis heute von großer Bedeutung im internationalen Recht.

Atombombe. Am 29. August zündete die Sowjetunion auf einem Testgelände im heutigen Kasachstan erfolgreich ihre erste Atombombe. Damit endete das Monopol der USA auf Nuklearwaffen und der Kalte Krieg erreichte eine neue Eskalationsstufe. Der Erfolg des sowjetischen Atombombenprojekts, das Mitte der 1930er-Jahre begonnen hatte, stellte die USA vor neue strategische Herausforderungen und führte zu einem intensiven Rüstungswettlauf zwischen den Supermächten, der die weltpolitische Lage über Jahrzehnte prägte.

Die Deutsche Bundesbahn spielte eine zentrale Rolle für das Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre. Foto: Schmidt/dpa
Die Deutsche Bundesbahn spielte eine zentrale Rolle für das Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre.
Foto: Schmidt/dpa

Deutsche Bundesbahn. Am 7. September wurde die Deutsche Bundesbahn von den westlichen Besatzungsmächten gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich die Bahnnetze in Deutschland in einem desolaten Zustand, und die Deutsche Bundesbahn war ein wichtiger Schritt, um den Schienenverkehr in der neuen Bundesrepublik wiederaufzubauen und zu modernisieren. Die unter staatlicher Kontrolle stehende Bundesbahn übernahm das ehemalige Vermögen der Reichsbahn im westlichen Teil Deutschlands und spielte eine zentrale Rolle im Wirtschaftswunder der 1950er- Jahre.

Obwohl wegen ihm Millionen Menschen gestorben sind, wird Mao Zedong in China verehrt. Foto: Guan/dpa
Obwohl wegen ihm Millionen Menschen gestorben sind, wird Mao Zedong in China verehrt.
Foto: Guan/dpa

Volksrepublik China. Nach jahrelangem Bürgerkrieg zwischen der Mitgliedern der Kuomintang und der Kommunistischen Partei Chinas rief Mao Zedong am 1. Oktober die Volksrepublik China aus. Dies markierte den Sieg der Kommunisten und den Beginn einer neuen Ära des Kommunismus in China. Dieser Machtwechsel führte zur Entstehung einer neuen Weltordnung und trug zur Ausweitung des Kalten Krieges auf globaler Ebene bei. (GEA)