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Was bei Facebook und Instagram nicht gezeigt werden darf

Zensur ist auf Facebook und Instagram keine Seltenheit. Eine amerikanische Website sammelt Beispiele für Künstler, die ihre Werke in den sozialen Netzwerken nicht ausstellen dürfen.

Auf dontdelete.art sind die Werke von Künstlern zu sehen, die auf Facebook oder Instagram nicht erwünscht sind. Foto: Screen
Auf dontdelete.art sind die Werke von Künstlern zu sehen, die auf Facebook oder Instagram nicht erwünscht sind. Foto: Screenshot
Auf dontdelete.art sind die Werke von Künstlern zu sehen, die auf Facebook oder Instagram nicht erwünscht sind. Foto: Screenshot

REUTLINGEN. Manchmal gleichen Teile des Internets dem Modell Kuhfladen: Millionen Fliegen können nicht irren. Ach wirklich? Millionen von Menschen benutzen sogenannte soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram, die von sich selbst gerne das Bild grenzenlos offener Plattformen im Netz verbreiten. Tatsächlich handelt es sich aber um die Schaufenster gewinnorientierter privater Großkonzerne, die ohne jegliche demokratische Kontrolle schalten und walten können - und dies auch tun. Zensur ist bei Facebook & Co. keine Seltenheit.

»Auf Facebook bleibst du mit Menschen in Verbindung und teilst Fotos, Videos und vieles mehr mit ihnen« verkündet das milliardenschwere Unternehmen von Mark Zuckerberg zur Begrüßung. Wer sich darüber informieren möchte, was auf Facebook gezeigt werden darf - und was nicht, muss die Lesebrille aufziehen. Im »Gemeinschaftsstandards« genannten Kleingedruckten stehen viele ganz erstaunliche Sachen, bei denen sich Kenner des Netzwerkes die Augen reiben - entweder vor Erstaunen, oder weil sie heulen könnten.

Liebe machen kann man lernen. Ann-Marlene Henning demonstriert mit einem Modellpaar, wie man besseren Sex haben kann. FOTO: MDR/
Dieses Bild konnte auf der Facebook-Seite des GEA nicht gezeigt werden: Liebe machen kann man lernen. Ann-Marlene Henning demonstriert mit einem Modellpaar für die Aufklärungsserie »Make Love«, wie man besseren Sex haben kann. FOTO: MDR/gebrueder beetz filmproduktion
Dieses Bild konnte auf der Facebook-Seite des GEA nicht gezeigt werden: Liebe machen kann man lernen. Ann-Marlene Henning demonstriert mit einem Modellpaar für die Aufklärungsserie »Make Love«, wie man besseren Sex haben kann. FOTO: MDR/gebrueder beetz filmproduktion

Das »Hassrede« nicht zugelassen sei, mag schon sein, scheint aber in der Realität kaum konsequent durchgesetzt zu werden. Ein gewisser Donald Trump brauchte eine ganze Amtszeit als amerikanischer Präsident, bis sein Account gesperrt wurde. Ganz bestimmt sehr viel schneller weg sind aber Darstellungen von »Nacktheit und sexuelle Handlungen von Erwachsenen«. Die simple Regel »no nipples« kennt jeder, der auf Facebook postet. Nein, nackte Brustwarzen mag das soziale Netzwerk überhaupt nicht. Ganz gleich, ob es sich um ein Kunstwerk oder das Cover eines Aufklärungsbuches oder ähnlich harmlose Formen handelt. Wer entsprechende Darstellungen postet, bekommt Ärger.

Nun ist es korrekt anzumerken, niemand könne ein Privatunternehmen dazu zwingen, etwas in sein Schaufenster zu stellen. Stimmt, aber angesichts der globalen Bedeutung von Facebook sieht die Sache eben etwas anders aus: Wer auf Facebook unsichtbar ist, findet in der Welt sozialer Medien praktisch nicht statt. Wem also sein Account gesperrt wird, der hat unter Umständen ein ernstes Problem.

Manchmal reichen wenige verhüllende Pixel oder eine andere Perspektive, damit ein Bild den Zensoren noch akzeptabel erscheint. F
Manchmal reichen wenige verhüllende Pixel oder eine andere Perspektive, damit ein Bild den Zensoren noch akzeptabel erscheint. Foto: Screenshot von dontdelete.art
Manchmal reichen wenige verhüllende Pixel oder eine andere Perspektive, damit ein Bild den Zensoren noch akzeptabel erscheint. Foto: Screenshot von dontdelete.art

Was so alles der Zensur von Facebook oder Instagram zum Opfer gefallen ist, und welche Folgen das für die Urheber hatte, dokumentiert die Website https://dontdelete.art aus der Perspektive von Künstlerinnen und Künstlern. Dahinter steckt eine Koalition von namhaften Organisationen: Die National Coalition Against Censorship , die Artists at Risk Connection der amerikanischen Schriftstellervereinigung PEN oder die International Arts Rights Advisors.

Es geht bei dontdelete.art keinesfalls um Geschmack, über den man bekanntlich nicht streiten kann, sondern um die Auswirkungen von Zensur. Gezeigt wird nicht nur beispielhaft, was gesperrt wurde. Die Macher der Aktion haben mit den jeweils betroffenen Urhebern über ihre Kunst gesprochen, ob und wie sie sich gegen die Entfernung ihrer Werke wehren konnten, und was dabei herausgekommen ist. Um es kurz zu machen: Die meisten sahen keine Möglichkeit sich zu wehren. Falls ja, war ihr Einspruch wirkungslos - und alle hatten große Sorgen vor einer Sperrung ihrer Accounts.

Als nützliche Beigabe gibt dontdelete.art Tipps, wie die sozialen Plattformen arbeiten, sprich wie man möglicherweise einer automatisierten oder kuratierten Löschung seiner Inhalte entgehen kann. So irre das sein mag: Manchmal reicht es offenbar schon, an diesen oder jenen Stellen ein wenig zu pixeln oder einfach einen anderen Ausschnitt zu wählen. (GEA)