Nathalie (29) aus Wannweil:
Natürlich war ich bei Kwick, da war jeder aus meinem Freundeskreis, als wir noch Teenies waren. Eigentlich durfte man sich erst mit 14 Jahren anmelden, aber das hat ja niemand kontrolliert: Da hast du irgendein Geburtsdatum eingetragen und fertig. Wir haben gechattet, uns verabredet und auch mal nach coolen Typen gesucht, die wir am Wochenende zum Beispiel im M-Park getroffen hatten. Im M-Park gab’s damals auch »Kwick-Partys«, da hattest du eine Nummer am T-Shirt, und wer dir schreiben wollte, konnte einen Zettel mit deiner Nummer an eine Wand kleben. Das war schon lustig.
Wie viel Zeit ich mit Kwick verbracht habe? Am Anfang hatte das schon Suchtpotenzial, ich war täglich drin. Heimlich – meine Mutter durfte das nicht wissen, die wollte nicht, dass ich so viel Zeit am Computer verbringe. Wir hatten zuhause nur einen Laptop. Aber ich habe zusammen mit einer Freundin das Passwort geknackt, und dann war ich immer in Kwick, wenn meine Mutter gearbeitet hat.
Irgendwann war das alles aber nicht mehr so spannend. Und dann kam ja auch Facebook, da war Kwick bei uns vergessen. Ehrlich gesagt, war ich ganz überrascht, als ich hörte, dass Kwick jetzt Schluss macht: Ich hätte gar nicht gedacht, dass es die noch gibt.
Denis (29) aus Jettenburg:
Die Nachricht über das baldige Aus von Kwick hat mich überrascht. Ich war vor allem verwundert, dass das erste soziale Netzwerk, bei dem ich mich als 16-Jähriger angemeldet habe, überhaupt noch existiert in Zeiten von Instagram, Facebook und Twitter. Irgendwie war jeder meiner Freunde zu dieser Zeit bei Kwick. Deshalb habe ich mir aus einer Art Gruppenzwang auch ein Profil angelegt. Mehr als ein Profilbild und mein wenig einfallsreicher Spitzname aus der Kombination meines Namens und meines Geburtsjahres gibt es da nicht zu sehen. So wirklich angesprochen hat mich Kwick nie, vor allem die blinkenden Glitzerbildchen haben mich extrem genervt.
Meine Favoriten waren schnell das Netzwerk SchülerVZ und der Messenger ICQ, auf denen ich endlose Stunden vor dem PC verbracht habe. Nur wenn mir sehr langweilig war, bin ich auf Kwick gegangen und habe ab und zu meine Freunde »gestalkt«. Ansonsten ist mir Kwick vor allem im realen Leben aufgefallen. Die Partys im Reutlinger M-Park waren legendär. Genauso wie die gigantisch großen Hobbyfußball-Turniere, die einer einzigen Ballermann-Party glichen. Vermissen werde ich Kwick nicht. Für die Partys im M-Park bin ich zu alt, und Hobbyfußball-Turniere können auch die Vereine gut organisieren.
Lisa (26) aus Reutlingen:
Bist du in Kwick? Damals, in der fünften Klasse, war es ziemlich cool, diese Frage mit Ja zu beantworten. Also habe ich mich bei Kwick angemeldet. Beziehungsweise, ich habe meinen Vater gefragt, ob er mir bei der Anmeldung hilft. Dann musste ich mir meinen ersten Nickname überlegen, sowas hatte ich vorher noch nie gemacht. Auch hier habe ich meinen Vater um Rat gefragt. Er hat chariot vorgeschlagen, was etwa Triumphwagen oder feuriger Wagen bedeutet. Fand ich cool.
In Kwick habe ich hauptsächlich mit meinen Klassenkameraden zu belanglosen Themen gechattet. Wir hätten das genauso gut am nächsten Tag in Mathe machen können, aber Kwick war so unglaublich cool. Leider wurden mir von meinen Eltern nur 90 Minuten am Tag genehmigt, und die musste ich auf Fernseher und Computer aufteilen. Die Sims haben zusätzlich meine Aufmerksamkeit verlangt.
Gerne habe ich das Gästebuch meines Schwarms angeschaut. Seine Freundin hat ihm fast täglich irgendwelche Bildchen auf denen vor allem süße Tierchen und riesige Herzchen zu sehen waren geschickt. In ihrem Gästebuch hingegen war nur ein Post von ihm, eine Herzchenampel. Vielleicht hatte ich ja doch Chancen. So vergingen 90 Minuten wie im Flug.
Tatjana (30) aus Reutlingen:
Ich erinnere mich hauptsächlich noch an das viele Chatten. Die Chatfenster waren anders, als es zu der Zeit üblich war. Früher gab es Chatrooms, in denen man nur mit Leuten schreiben konnte, die gerade ebenfalls online waren. Der Kwick-Chat erinnerte eher an die heutigen Messenger. Man konnte Freunden schreiben, auch wenn sie nicht online waren. Damals eine Besonderheit. In einer Zeit, in der man für eine SMS noch 19 Cent zahlen musste, war Kwick ideal. Der »News Feed« wie er heute bei Facebook funktioniert, war bei Kwick auch anders. Es gab verschiedene Foren, mit wechselnden Gesprächsthemen. Immer wenn ich die Webseite neu aufgerufen habe, gab es neue Themen und die alten waren weg.
Auch eine Besonderheit damals, war das Gestalten des eigenen Profils. Man konnte Bildergalerien und Blogbeiträge erstellen und die Freunde konnten sie anschauen. Ein Gästebuch war auch Teil des Profils, in dem Freunde Nachrichten und Bilder hinterlassen konnten. All das ging sonst nirgends. Ohne Facebook, Instagram oder sonstige Soziale Netzwerke war Kwick in meiner Generation die erste Möglichkeit, meine privaten Geschichten und Bilder im Internet zu teilen. (GEA)