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Apple setzt Maßnahmen für mehr Privatsphäre wie geplant um

App-Betreiber werden Apple-Kunden bald ausdrücklich fragen müssen, ob sie ihrem Verhalten für Werbezwecke folgen dürfen. Unter anderem Facebook sieht darin eine Bedrohung. Doch der iPhone-Konzern hält an seinen Plänen fest.

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Apple will Maßnahmen für mehr Datenschutz umsetzen. Foto: picture alliance / Peter Kneffel/dpa
Apple will Maßnahmen für mehr Datenschutz umsetzen. Foto: picture alliance / Peter Kneffel/dpa

CUPERTINO. Apple wird die neuen Möglichkeiten für Nutzer, die Datensammlung durch Apps einzuschränken, trotz Gegenwinds großer Online-Player wie Facebook wie geplant umsetzen.

Das geht aus einem Brief des iPhone-Konzerns an Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch hervor. Durch die Neuerungen sollen Nutzer von Apple-Geräten leichter verhindern können, dass Apps und Werbedienste Informationen über ihr Verhalten über die Grenzen einzelner Anwendungen und Websites hinweg sammeln. Apples Plan ist, dass jede App die Nutzer für den Zugriff um Erlaubnis fragen muss. Facebook warnte davor, dass die Änderung das Werbegeschäft des Online-Netzwerks erschweren würde. Firmenchef Mark Zuckerberg kritisierte zuletzt, da viele kleine und mittlere Unternehmen auf Werbung im Netz angewiesen seien, könne dies die Erholung der Wirtschaft von der Corona-Pandemie beeinträchtigen.

»Ich sehe das nicht so«, sagte Apples Software-Chef Craig Federighi dazu am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Das aufdringliche Nachverfolgen der Nutzer-Aktivität komme letztlich nur dem »datenindustriellen Komplex« und großen Tech-Konzernen zugute. »Wir denken, dass invasives Tracking dem gesamten Ökosystem schadet, weil es das Vertrauen der Nutzer in die Systeme mindert.« Apple sei überzeugt, dass sein neues Verfahren für alle Marktteilnehmer gut sei. »Die vorrangigen Verlierer sind vielleicht die großen Unternehmen, die ein Geschäft daraus machen wollen, große Mengen von Daten zu sammeln.«

Die Freigabe-Anfragen waren eigentlich schon für den Start des neuen Mobil-Systems iOS 14 im Herbst angekündigt. Im September verschob Apple ihre Einführung jedoch auf Anfang kommenden Jahres. Zur Begründung hieß es, man wolle Entwicklern mehr Zeit geben, notwendige Änderungen vorzunehmen. Das weckte zugleich bei einigen Beobachtern Sorgen, dass der Widerstand aus der Industrie zu einer Aufweichung der Maßnahmen führen könnte.

Für Facebook ist der Zugang wichtig, weil das Online-Netzwerk seinen Werbekunden einen verlässlichen Zugang zu möglichst spezifischen Kundengruppen verspricht. Dafür will Facebook möglichst viel über die Interessen und Aktivitäten der Menschen erfahren.

Apple hatte beim Start des iPhones anfangs Zugang zur einzigartigen Gerätenummer für Werbezwecke gewährt. Vor einigen Jahren wurde stattdessen eine spezielle Nummer für Werbung eingeführt, die IDFA. Zugang zu ihr werden App-Entwickler nun erst bekommen, nachdem sie dafür die ausdrückliche Erlaubnis eines Nutzers eingeholt haben.

App-Betreiber können versuchen, darüber hinaus einzelne Geräte auf anderen Wegen zu erkennen - zum Beispiel über geladene Apps oder die Kombination von Einstellungen. Das ist bei Apple ausdrücklich verboten. »Wir können das technisch nicht verhindern, aber wir gehen davon aus, dass Datenschützer und auch wir bei Apple selbst merken werden, wenn so etwas passieren sollte«, sagte Federighi.

Zugleich gebe es immer neue Bedrohungen für die Privatsphäre der Nutzer, räumte der Apple-Manager ein. »Jahr für Jahr müssen wir mehr Schutzmaßnahmen treffen.« Allerdings habe sich gezeigt, dass bisher ergriffene Vorkehrungen funktionieren. So habe die Transparenz beim Zugriff auf den Standort der Nutzer dazu geführt, dass viele in der Branche bei ihren Geschäftsmodellen nicht mehr auf solche Daten setzten. »Wenn man Dinge strukturell verändert, kann man das System reformieren. Und wir hoffen letztlich, ein Beispiel für die Branche zu setzen und bei den Nutzern hohe Erwartungen an den Datenschutz zu etablieren.« Apple wolle zeigen, dass Werbemodelle nicht auf invasivem Tracking der Nutzer basieren müssen, um effizient zu sein. (dpa)