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Wie Reutlinger Bundestagsabgeordnete auf Bürgerfragen im Netz reagieren

Auf der Webseite der Organisation Abgeordnetenwatch kann jeder den Bundestagsabgeordneten direkt Fragen stellen. Welche Volksvertreter aus dem Wahlkreis Reutlingen immer Rückmeldung gibt und wer keine einzige Anfrage beantwortet hat.

Auf der Webseite von Abgeordnetenwatch können Bürger direkt Fragen an ihre Abgeordneten stellen.
Auf der Webseite von Abgeordnetenwatch können Bürger direkt Fragen an ihre Abgeordneten stellen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Auf der Webseite von Abgeordnetenwatch können Bürger direkt Fragen an ihre Abgeordneten stellen.
Foto: Kay Nietfeld/dpa

BERLIN/REUTLINGEN. Wer den Reutlinger Bundestagsabgeordneten ganz direkt eine Frage stellen möchte, kann dies auf der Webseite von Abgeordnetenwatch tun. Zu jedem Abgeordneten gibt es auf der Seite ein Profil mit Informationen über das Abstimmungsverhalten, Nebentätigkeiten und Ausschuss-Mitgliedschaften. Einmal im Jahr analysiert die unabhängige Organisation das Antwortverhalten aller Abgeordneten seit der Bundestagswahl 2021 und erstellt ein Ranking. Dabei werden diejenigen, die besonders oft antworten, mit einer Auszeichnung geehrt. Mithilfe der Antwortquoten und der Auszeichnungen sollen die Menschen nachvollziehen können, wie bürgernah ihre Abgeordneten sind. Die Politiker aus dem Wahlkreis Reutlingen haben sehr gut abgeschnitten - bis auf eine Ausnahme.

Beate Müller-Gemmeke, Bündnis 90/Die Grünen

Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen)
Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) Foto: Stefan Kaminski/PR
Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen)
Foto: Stefan Kaminski/PR

Von allen Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Reutlingen hat Beate Müller-Gemmeke im Bewertungszeitraum die meisten Fragen gestellt bekommen. Alle 24 Anfragen hat sie beantwortet, was ihr die Auszeichnung »hervorragend« einbringt. Das Themenspektrum reicht dabei von Balkonkraftwerken, über Home-Office-Möglichkeiten bis hin Mobbing-Report. »Der Austausch mit den Bürger:innen ist mir wichtig und deshalb ist es mir auch ein besonderes Anliegen, die Fragen der Menschen konkret zu beantworten«, begründet Müller-Gemmeke ihr Engagement in einem Instagram-Posting. Bereits in den vergangenen Jahren war sie durch das Beantworten aller an die gestellten Fragen positiv aufgefallen.

Pascal Kober, FDP

Pascal Kober (FDP).
Pascal Kober (FDP). Foto: Frank Pieth
Pascal Kober (FDP).
Foto: Frank Pieth

Auch als »hervorragend« eingestuft wurde Pascal Kober von der FDP, der 18 von 18 an ihn gestellte Fragen beantwortete. So nahm er Stellung zu den Themen Familiennachzug bei Einwanderern, dem Rentenpaket II oder der Frage, warum er als Verantwortlicher für kirchliches Arbeitsrecht einer Einladung des Zentralrats der Konfessionsfreien nicht nachgekommen ist.

Jessica Tatti, BSW

Jessica Tatti, Bündnis Sahra Wagenknecht.
Jessica Tatti, Bündnis Sahra Wagenknecht. Foto: Frank Pieth
Jessica Tatti, Bündnis Sahra Wagenknecht.
Foto: Frank Pieth

Immerhin noch »engagiert« findet Abgeordnetenwatch die Antwortquote von 74 Prozent (17 von 23 Fragen) von Jessica Tatti. Auch die Politikerin der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht antwortete auf Fragen aus verschiedensten Themengebieten wie den Corona-Maßnahmen, steigende Kosten oder allgemeine Fragen zur neuen Partei. Offen lässt Tatti dagegen die Frage, ob sie die »Antifa« unterstützt oder wie es auf gerechtem Weg zu einer Verkleinerung des Bundestages kommen kann.

Michael Donth, CDU

Michael Donth (CDU).
Michael Donth (CDU). Foto: Inga Haar/PR
Michael Donth (CDU).
Foto: Inga Haar/PR

Keine Auszeichnung erhält Michael Donth. Der CDU-Politiker hat keine einzige der elf an ihn gestellten Fragen beantwortet. »Wir beantworten grundsätzlich keine Fragen über Abgeordnetenwatch«, lässt Donth als »Antwort« auf eine Anfrage wissen. Manch Fragensteller weist er daraufhin, doch stattdessen eine E-Mail an sein Berliner Bundestagsbüro zu schreiben. Bis 2014 hat der CDU-Abgeordnete durchaus noch einzelne Fragen beantwortet, doch seit nunmehr über sechs Jahren ist es still auf Donths Profil. Warum eigentlich, will ein Fragensteller auf der Plattform wissen. »Ich habe damals für mich beschlossen, dass ich mit Abgeordnetenwatch nicht länger zusammenarbeiten möchte«, sagt Donth auf bereits 2021 auf GEA-Nachfrage. Er habe damals seitens der Organisation ein Angebot erhalten, wie er gegen Bezahlung sein Profil »attraktiver« gestalten könne. »Das war mir suspekt.«

Weitere Politiker aus der Region schneiden gut ab

In das aktuelle Antwort-Ranking sind alle Fragen auf der Webseite von Abgeordnetenwatch im Zeitraum zwischen der Bundestagswahl 2021 und dem 24. Juni 2024 eingeflossen. Insgesamt erhalten 486 der 733 Abgeordneten des Deutschen Bundestags (66 Prozent) die Auszeichnung »hervorragend«, 48 »vorbildlich« (sieben Prozent) und 50 »engagiert« (sieben Prozent). 144 Abgeordnete bekommen keine Auszeichnung (20 Prozent). Die bundesweite Rangliste führt Justizminister Marco Buschmann (FDP an), der alle 1.083 an ihn gestellte Fragen beantwortete.

In Baden-Württemberg steht wie schon im vergangenen Jahr CDU-Politiker Thorsten Frei (232 beantwortete Fragen) aus dem Wahlkreis Schwarzwald-Baar auf Platz eins. Der Grünen-Politiker Matthias Gastel (148) aus dem Wahlkreis Nürtingen steht auf Rang drei aus der Region am besten da. Ebenfalls eine Quote von 100 Prozent hat Annette Widmann-Mauz (22) aus dem Wahlkreis Tübingen. Immerhin noch als »vorbildlich« eingestuft ist der Tübinger SPD-Politiker Martin Rosemann, der 17 von 21 Fragen beantwortet hat. Als nur noch »engagiert« wird Landwirtschaftsminister Cem Özdemir aus Bad Urach (Wahlkreis Stuttgart) bezeichnet, der auf eine Antwortquote von 78 Prozent (238 von 286) kommt. (GEA)