Logo
Aktuell Kirche

Was vom neuen Rottenburger Bischof erwartet wird

Der gerade 60 Jahre alt gewordene Klaus Krämer ist neues Oberhaupt der Katholiken von Rottenburg-Stuttgart. Die Hoffnungen an ihn sind groß.

Der neue Rottenburger Bischof Klaus Krämer vergaß bei seiner ersten Rede im Rottenburger Dom, sein Handy auszuschalten.  FOTO: W
Der neue Rottenburger Bischof Klaus Krämer vergaß bei seiner ersten Rede im Rottenburger Dom, sein Handy auszuschalten. FOTO: WIEDEMANN/DRS/DPA
Der neue Rottenburger Bischof Klaus Krämer vergaß bei seiner ersten Rede im Rottenburger Dom, sein Handy auszuschalten. FOTO: WIEDEMANN/DRS/DPA

ROTTENBURG. Der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart heißt Klaus Krämer. Damit steht fast zehn Monate nach dem offiziellen Ausscheiden des letzten Bischofs der Nachfolger von Gebhard Fürst fest. Fürst war an seinem 75. Geburtstag am 3. Dezember 2023 altersbedingt ausgeschieden. Das Kirchenrecht schreibt dies vor. Die Landesregierung hat der Ernennung des 60 Jahre alten Krämer durch Papst Franziskus bereits zugestimmt. Prälat Krämer war bisher Domkapitular und Hauptabteilungsleiter im Bischöflichen Ordinariat von Rottenburg-Stuttgart.

Was erwarten die Menschen von Krämer? Karlheinz Heiss (65) ist Vorsitzender des Familienbundes der Katholiken in der Diözese. Der Entringer hat mehrere Bücher zu sexuellem Missbrauch in der Diözese veröffentlicht. »Ein Mahnmal für die Opfer des sexuellen Missbrauchs in der Nähe des Bischofshauses wäre ein sichtbares Zeichen, dafür, dass es einen neuen Umgang gibt mit dem Thema«, sagt Heiss. Da Klaus Krämer lange Präsident der Sternsinger war und es gegen seinen Vorgänger Winfried Pilz – den Autor des beliebten Kirchenlieds »Laudato Si« – Missbrauchsvorwürfe gibt, erwartet Heiss, dass der neue Bischof »eine besondere Sensibilät« bei dem Thema walten lässt. »Die Vorwürfe gegen Pilz haben bei ihm sicher etwas bewirkt«, glaubt Heiss. Nicht zuletzt erwähnte Krämer den Missbrauchsskandal auch in seiner Antritts-rede am Mittwoch im Rottenburger Dom: »Der enorme Vertrauensverlust, den die Kirche gerade in den letzten Jahren erlitten hat durch die unsäglichen Missbrauchsfälle und den unangemessenen administrativen Umgang mit diesen Fällen belastet uns schwer«, so der neue Bischof.

Rottenburger Modell

Krämer bekannte sich in seiner Ansprache auch ausdrücklich zum »Rottenburger Modell« und zur Zusammenarbeit mit dem Diözesanrat. »Das Rottenburger Modell sieht vor, dass viele Dinge bis hin zur Verteilung von Kirchensteuer-Geldern gemeinsam mit dem Diözesanrat entschieden werden«, erklärt Heiss. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die katholische Kirche eine hierarchische Organisation sei. »An den Strukturen der kirchlichen Macht wird auch der neue Bischof nicht viel ändern. Das Rad der Kirche drehen wir in Rottenburg nicht weiter. Dafür ist das Rottenburger Rädle zu klein«, sagt Heiss.

Positiv findet Heiss, dass Krämer lange in der Abteilung Weltkirche gearbeitet hat. »Er weiß, dass die Kirche nicht überall auf der Welt in allen Ländern für alle gleich funktionieren kann.« Das könne ein Vorteil sein.

Ob die Frauen in der Diözese unter dem neuen Bischof auch eine neue Rolle bekommen, bezweifelt Heiss. »Das Diakonat ist eher schwierig.« Auch die Erlaubnis, dass Pastoralreferentinnen in der Diözese nun taufen dürfen, sei »eher der Not gehorchend« geschehen. »Man hätte schon lange eine neue Stufe Geistliche zwischen Priestern und Laien einführen können«, sagt Heiss.

Zuspruch und Glückwünsche bekam Krämer etwa von der evangelischen Landesbischöfin von Baden, Heike Springhart. »Ich freue mich über die Benennung von Bischof Klaus Krämer und darauf, auch künftig mit einer gemeinsamen starken christlichen Stimme in Baden-Württemberg zu sprechen«, sagte Springhart.

Auch der Direktor des katholischen Hilfswerks Caritas Oliver Merkelbach freute sich über die Wahl Krämers. Denn dieser leitete im Bischöflichen Ordinariat für mehrere Monate die Hauptabteilung VI, die auch für die Caritas zuständig war. »Prälat Krämer hat ein klares Verständnis davon, welchen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag die Caritas-Arbeit leistet. Dies schätzen wir als Caritas sehr und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit«, sagte Merkelbach deshalb.

Den Umgang mit seinem Mobiltelefon muss Klaus Krämer dagegen noch lernen. Für viele Lacher sorgte das Handy des zwölften Bischofs der Diözese bei seiner Antrittsrede. Bei einkommenden Nachrichten waren deutliche Signaltöne zu hören. »Jetzt habe ich vergessen, das Handy auszustecken«, sagte Krämer. Das Publikum lachte laut auf und klatschte.

Krämer sagte in seiner Rede, er sehe die großen Herausforderungen in der Zukunft. Die gegenwärtige Situation für die Kirche in Deutschland sei alles andere als einfach. Man müsse sich in den nächsten Jahren auf zurückgehende Mitgliederzahlen und schwindende Ressourcen einstellen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte, mit Krämer treffe die Wahl jemanden, »der sich im Bistum nicht nur bestens auskennt, sondern darin zu Hause ist«.

Krämer wurde 1964 in Stuttgart geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und Theologie in Tübingen, Augsburg, München und Freiburg. 1993 wurde er zum Priester geweiht. Es folgten die Aufgabe als Sekretär des früheren Bischofs von Rottenburg-Stuttgart, Walter Kasper, eine Promotion im Jahr 2000 und die Ernennung zum Domkapitular 1999.

Glück- und Segenswünsche

Im Bischöflichen Ordinariat hat Prälat Krämer verschiedene Hauptabteilungen geleitet wie Weltkirche und Ausbildung der pastoralen Dienste. Im Jahr 2010 habilitierte sich Prälat Krämer im Fach Dogmatik und Missionswissenschaften. Von 2008 bis 2019 war er Präsident von Missio Aachen und Präsident des Kindermissionswerks »Die Sternsinger«. 2020 kehrte Krämer nach Rottenburg zurück. Beide Organisationen gratulierten Krämer zu dessen Ernennung. »Wir freuen uns, dass die Diözese Rottenburg-Stuttgart mit Prälat Krämer einen Bischof bekommt, der über eine große weltkirchliche Expertise verfügt«, sagte Dirk Bingener, der Präsident von Missio Aachen und des Kindermissionswerks Sternsinger.

Der Sprecher des Katholiken- und Kirchensteuerrats der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Johannes Warmbrunn, übermittelte Krämer Glück- und Segenswünsche zur Wahl zum Bischof der Diözese – auch im Namen aller Katholikinnen und Katholiken der Diözese. »Nun hat die Warterei ein Ende.« (GEA/dpa)