Führende Mitglieder der Huthi-Miliz im Jemen sind nach den US-Luftangriffen aus der von ihnen kontrollierte Hauptstadt Sanaa und in ländliche Gegenden geflohen. Das berichtete der von Saudi-Arabien finanzierte Nachrichtenkanal Al-Arabija. Hochrangige Mitglieder hätten die Anweisung erhalten, ihre Häuser wegen der Gefahr weiterer US-Luftangriffe zu verlassen.
Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr aus Huthi-nahen Kreisen, die Mitglieder sollten auch öffentliche Plätze meiden und keine Aufenthaltsorte ranghoher Huthi-Funktionäre öffentlich machen. Die US-Angriffe hätten die Gegend al-Dschiraf im Norden Sanaas getroffen, wo viele Huthi-Vertreter leben.
Das US-Militär hatte Ziele der vom Iran unterstützen Miliz auf Befehl von Präsident Donald Trump massiv angegriffen. Nach Drohungen neuer Attacken im Roten Meer schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social, mit den Luftangriffen sollten US-Schiffe geschützt und die Freiheit der Schifffahrt wiederhergestellt werden.
Mindestens 31 Menschen wurden im Jemen getötet und 101 weitere verletzt, meldete das von den Huthi kontrollierte Gesundheitsministerium.
In Sanaa herrschte am Tag nach den Angriffen angespannte Ruhe. »Wir haben schreckliche Momente erlebt«, sagte ein Anwohner über die vergangene Nacht. In seinem Haus seien mehrere Fensterscheiben zu Bruch gegangen. Ein weiterer sagte, die Miliz wolle das Land »in den Krieg und in die Zerstörung« ziehen durch die Angriffe auf internationale Schifffahrt. »Jemen ist kein Land, das sich weitere Konflikte leisten kann.«
Eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten
Die Huthi beherrschen große Gebiete vor allem im nördlichen Jemen. Nach Ausbruch des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Oktober 2023 begannen sie zur Unterstützung der Hamas mit Angriffen auf Schiffe mit angeblicher Verbindung zu Israel sowie auf Israel selbst. An der Küste des Jemen entlang führt eine der für den Welthandel wichtigsten Schifffahrtsrouten.
Im Jemen tobt seit zehn Jahren ein Bürgerkrieg, der in dem ohnehin sehr armen Land eine der größten humanitären Krisen weltweit ausgelöst hat.
Eine Bewohnerin Sanaas namens Schiham Mohammed sagte: »Was werden diese Angriffe (der USA) neues bringen? Wir leben seit zehn Jahren im Krieg und unter Bombardierungen, und mit welchem Ergebnis? Nichts außer mehr Zerstörung und mehr zivile Opfer.« Einige Anwohner, die ein Ende der Huthi-Herrschaft herbeisehnen, sprachen sich aber auch für die US-Angriffe aus.
© dpa-infocom, dpa:250315-930-404895/7