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Trauer um Damian Imöhl: GEA-Chefredakteur mit 53 Jahren verstorben

Damian Imöhl. FOTO: GEA
Damian Imöhl. FOTO: GEA
Damian Imöhl. FOTO: GEA

REUTLINGEN. Gefühlt kannten wir uns ewig. Konkret seit der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich. Hooligans aus dem Ruhrgebiet traten den französischen Gendarmen Daniel Nivel bei gewalttätigen Auseinandersetzungen in Lens fast zu Tode, ein Tiefpunkt des internationalen Fußballs.

Wir berichteten wochenlang von dem Prozess am Landgericht Essen. Damian Imöhl für Springers Bild, ich für den Sport-Informations-Dienst, er kannte jeden, Richter, Staatsanwälte, Sozialarbeiter, Fanbetreuer. Ich lernte ihn als intelligenten, emotionalen und unterhaltsamen Erzähler kennen, wir verstanden uns sofort – verloren uns nach dem Prozess aus den Augen, blieben aber in Kontakt, alles normal für Journalisten. Wir wechselten die Redaktionen, die Verlage, die Einstellungen vermutlich nicht.

Irgendwann landeten wir – völlig unabhängig voneinander – im Schwabenland. Wir kommen beide aus Nordrhein-Westfalen, wir teilten die Leidenschaft für den Sport, für den Fußball – wenn auch nicht für denselben Verein. Damian studierte in Bochum an der Ruhr-Universität, »tief im Westen, wo die Sonne verstaubt«, Grönemeyers Hymne sang er voller Inbrunst und Überzeugung, er liebte seinen VfL, zelebrierte die Besuche im Ruhrstadion »anne Castroper«. Was für eine Freude, als der VfL Bochum endlich zurück in der Bundesliga war.

Ich kenne nur wenige Menschen, die mehr über den Fußball, speziell auch den englischen Fußball wissen als Damian. Er ist mit seiner Frau Vicky auch immer wieder auf die Insel geflogen, von Stadion zu Stadion gefahren, es war ihre Leidenschaft, die ich sehr gut verstehen und nachvollziehen konnte, England immer wieder ihr Ziel. Schottland, Irland, auch die Insel Langeoog hatte ihre Bedeutung.

Journalistisch war es immer mehr als der Fußball. Chefreporter bei Bild, weltweit unterwegs, aber heimatverbunden, Bochum, das Ruhrgebiet, das Sauerland waren seins, ein Junge aus dem Leben, voller Lebensfreude und ansteckender Energie, irgendwann Stellvertretender Chefredakteur beim Express und dann Leitender Redakteur bei der Schwäbischen Post auf der Ostalb. Aalen wurde sein neues Zuhause, er konnte mit den Schwaben. Nie war er ausschließlich einer vom Boulevard, dafür war er viel zu sensibel, aber er war es gern, leidenschaftlich bildete er junge Journalistinnen und Journalisten aus.

Intensiv und gern gelebt

Die Krankheit griff ihn unerwartet, tückisch und rücksichtslos, aber er widerstand, kämpfte, kam wieder auf die Beine und griff wieder an. Wir trafen uns wieder – und verstanden uns wie immer. Damian verehrte seine Eltern, ein besonderes Verhältnis verband ihn mit seinem Vater, einem Mediziner, er sorgte sich um das Elternhaus im Sauerland. Immer wieder ist er hingefahren, wollte es unbedingt erhalten, weil es wichtig für ihn war, Zentrum seines Lebens. Das Sauerland war immer besonders für ihn, auch das konnte ich nachvollziehen, weil ich auch von da komme.

Die Geschichte war seine zweite Leidenschaft neben dem Sport, er wusste mehr von den Weltkriegen als andere, er war ein Sammler alter Geschichten, spürte ihnen nach, als Journalist dachte er aber immer zuerst an Leserinnen und Leser. Das Lokale wurde für den Weitgereisten wesentlicher Inhalt, er kämpfte um die Zukunft der Regionalzeitung, seine dritte Leidenschaft, von morgens früh bis abends spät.

Seit über einem Jahr war er mein Nachfolger beim Reutlinger General-Anzeiger. Es wurde nur eine kurze Amtszeit, weil sich die Krankheit erbarmungslos Ende letzten Jahres zurückmeldete. Und Damian kämpfte wieder, unbeirrbar, trotzig, gegen die schwindenden Kräfte, gegen die Medikamente.

Damian Imöhl war einer aus dem prallen Leben, wie man sagt, er hat gern und intensiv gelebt, trotzdem klare Kante, wie das in Westfalen üblich ist, ging Auseinandersetzungen nie aus dem Weg. Nicht immer einfach, aber doch einer, der irgendwo auch immer harmoniebedürftig war.

An Gründonnerstag, frühmorgens um 4 Uhr, hat er im Alter von nur 53 Jahren in Reutlingen sein letztes Spiel chancenlos verloren. (GEA)